16.06.2014

FAZ, Google & Sigmar Gabriels Waffenexporte

Da hatte man ein, zwei Jahre das Gefühl, das Feuilleton der
altehrwürdigen „FAZ“ würde zu einem veritablen antikapitalistischen
Diskussionsforum mutieren, und dann stellt man fest: War alles doch nicht so
gemeint. Denn letzten Endes geht es nur um den Schulterschluß mit braven und
biederen Sozialdemokraten. Da wird plötzlich munter Wahlkampf für einen Martin
Schulz gemacht, und ein leidenschaftlicher Umfaller wie Sigmar Gabriel darf an
prominenter Stelle im Feuilleton seine überflüssige und konzernfreundliche
Position zu Google darstellen. Gabriel...

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16.06.2014

BKA-Herold über Informationsverarbeitung

„Die
Grenzenlosigkeit der Informationsverarbeitung wird es gestatten, das Individuum
auf seinem gesamten Lebensweg zu begleiten, von ihm laufend Momentaufnahmen, Ganzbilder und Profile seiner
Persönlichkeit zu liefern, Lebensformen und Lebensäußerungen zu registrieren,
zu beobachten, zu überwachen und die so gewonnenen Daten ohne die Gnade des Vergessens ständig
präsent zu halten. Die Gefahren des 'großen Bruders' sind nicht mehr bloß Literatur.
Sie sind real."BKA-Chef Horst Herold, 1980

16.05.2014

Conchita ist mir Wurst

Aus chinesischer Perspektive ist der sogenannte Eurovisions-Wettbewerb
noch weiter weg als auch schon, und Conchita ist mir sowas von Wurst. Aber wie
sich in den deutschen Feuilletons jetzt plötzlich alle mit ihrer aufgesetzten
Toleranz wichtig tun und den Sieg einer äußerst mediokren Trash-Künstlerin zu
einem geradezu emanzipatorischen Akt hochjazzen bzw. hochschlagern, das ist
schon reichlich bescheuert und läßt tief blicken, wie es um die Toleranz in
diesem Land in Wirklichkeit bestellt ist. Jörg Augsburg weist in einem sehr
lesenswerten Artikel...

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16.05.2014

Berliner VOLKSentscheid

In Berlin wird dieser Tage über das Flugfeld Tempelhof abgestimmt.

„In Berlin ist die
totale Mobilmachung der Bilder, die Antriebskraft der Moderne überhaupt, an ihr
Ziel gelangt. Die Stadt, die wie keine andere durch die Wirtschaftskrise der
1920er Jahre, die Machtübernahme der Nazis, die Zerstörungen des Weltkriegs,
den Einmarsch der Kommunisten und die Zweiteilung der Stadt von politischen
Kämpfen gezeichnet wurde, ist bloß noch ein imaginäres Feld, auf dem Politik
nicht mal mehr symbolisch ausgefochten wird. Die Menschen der Stadt sind keine...

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16.05.2014

Jungmänner und Eierwärmer

„Jungmänner, die
in ihrer Mischung aus Klumsigkeit, unfreiwilligem Drolligsein und unschöner
Lautstärkebereitschaft durch die Gegend ramentern, gibt es überall; in Berlin,
das zur aufregendsten Stadt Europas, wenn nicht der Welt ausgeschrien wird,
weil Propaganda nur Superlative und also keine Wahrheit kennt, treten die
Mützlinge in zigfacher Legionenstärke auf. Und weil ihr Bedürfnis, sich zu
Klumpen zu ballen, damit nicht befriedigt ist, verabreden sie sich per Twitter
oder Facebook vulgo Visagenkladde zur Zusammenlegung ihrer Legionen. Die...

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16.05.2014

DFB und Antifaschismus

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird bei ihrer von vornherein
zur Erfolglosigkeit verurteilten Mission „Fußball-WM“ in den fränkischen
Ausbeuterschuhen antreten. Dem DFB ist das reichlich wurscht, der hat
Wichtigeres zu tun, nämlich: antifaschistische Slogans auf dem Trainingsgelände
der Nationalmannschaft entfernen zu lassen. Das Banner „Kein Fußball den
Faschisten“, das das Stadion des FC St. Pauli seit Jahren schmückt, wurde auf
Weisung des DFB verdeckt, als die deutsche Fußballnationalmannschaft in dem
Stadion ihr Abschlußtraining für...

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04.05.2014

Ai Weiwei und Shanghai

Christiane Peitz (das ist die Journalistin, die vor kurzem am Hofe Ai
Weiweis vorgelassen wurde, sich dort allen möglichen Unsinn erzählen ließ und
nach Berlin zurückgekehrt eine dreiteilige Serie produzierte, ohne auch nur ein
Faktum recherchiert oder gegengechecked und ohne auch nur eine andere der
zahlreichen Kunstausstellungen in Beijing eines Wortes gewürdigt zu haben –
reine Hofberichterstattung eben) schreibt im Berliner „Tagesspiegel“ (das ist
die Zeitung, deren Redaktion unlängst einen vierseitigen „redaktionellen“
Promotion-Beitrag über...

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04.05.2014

Waldbühne Berlin

Die Berliner „Waldbühne“ ist einer der schönsten Spielorte der Republik.
Seit 2008 wird die Waldbühne vom deutschen Konzertmonopolisten CTS Eventim
gepachtet und bespielt, der die Ausschreibung des Berliner Senats seinerzeit
gewonnen hat.Nun soll, wie der „Berliner Morgenpost“ zu entnehmen war, der Vertrag
neu aufgesetzt werden. Allerdings unter Ausschluß der Öffentlichkeit, und unter
Ausschluß des üblichen Procederes, wenn öffentliches Eigentum verpachtet wird,
nämlich ohne eine öffentliche Ausschreibung.Die DEAG hat jedenfalls beim Landgericht Berlin...

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04.05.2014

Auflagen Musikmagazine

Dieser Tage wurden die aktuelle 
IVW-Quartalszahlen veröffentlicht, die genauen Aufschluß geben auf die
Auflagen der hierzulande erscheinenden Periodika. Besonders interessant ist
dabei wie immer die „harte Auflage“, die das Medienmagazin DWDL.de
veröffentlicht – harte Auflage, das sind die tatsächlich verkauften Exemplare
der Zeitungen und Zeitschriften, also im Einzelverkauf (zum Großteil am Kiosk)
und per Abonnements.Die Zahlen zu den gängigen Musikzeitschriften sind deprimierend:

Rolling Stone: 36.343 (eine der wenigen Zeitschriften mit...

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27.04.2014

Deutsche Jazzunion: Künstler bei Jazzahead bezahlen!

Die Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) wirft der Messe „Jazzahead“ einen
in finanzieller Sicht völlig unangemessenen Umgang mit seinen wichtigsten
Protagonisten vor, nämlich den Musikern: Bei den Showcases im Rahmen der „German
Jazz Expo“ auf der Bremer „Jazzahead“ werden den MusikerInnen demnach weder
Hotel- und Reisekosten erstattet, noch erhalten sie eine Gage, noch erhalten
sie eine Vergütung für den Rundfunkmitschnitt der öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten (die also wieder einmal ihr gebührenfinanziertes Programm ohne
Entlohnung der Musiker...

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27.04.2014

Einige Gedanken zu der Deutschen Lieblingskünstler Ai Weiwei

„Propaganda und
Aufklärung“ – das ist der Titel des aktuellen Newsletters des Palace in St.
Gallen, und in der Tat, in Zeiten, da Werbespots auf der Fressenkladde eine
ganz besonders coole Hipness erzeugen können, in Zeiten, da die Schlammflut
parfümierter digitaler Kommerzpropaganda einem Augen und Ohren wegbläst, sollte
man auf dieses schöne, altmodische Wort zurückkommen, nämlich, eben:
Propaganda!Nehmen wir das
Bohei, das die deutschen Medien und die deutsche Politik dieser Tage erneut um Ai Weiwei
veranstalten. Was in dem Zusammenhang an...

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27.04.2014

Die halbe Nation ist irre

„Die halbe Nazion
iss irre; (& die andre Hälfde nich ganz bei Groschn!).“Arno Schmidt, „Die Schule der Atheisten“ (1971)

27.04.2014

NSA & Heartbleed

Und wie nun herausgekommen ist, hat die NSA uns alle unter Ausnutzung
der Heartbleed-Sicherheitslücke zwei Jahre lang ausspioniert:Die SZ meldet heute, am 12.4.2014, (wie die
meisten anderen Medien) in ihrem Online-Aufmacher: „Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg
unter Berufung auf zwei 'mit der Angelegenheit vertraute Personen'
berichtet, wußte die NSA seit
mindestens zwei Jahren von der Schwachstelle. Anstatt diese jedoch zu melden
und damit die Internet-Sicherheit zu verbessern, habe man Heartbleed zur Sammlung von Daten im
Rahmen von...

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27.04.2014

Journalisten können nicht an sich halten

Was einem ja wirklich permanent auf den Keks geht, ist, wenn die Damen
und, meistens, Herren des sogenannten Popjournalismus nicht an sich halten
können. Da wird Mitte April das neue Album von der auch von mir sehr und seit
langem (danke Jens Balzer!) geschätzten Fatima Al Qadiri besprochen, in „Spex“
und in Klaus Walters ebenfalls sehr geschätztem wöchentlichen Rundbrief. Allein
– das Album wird erst am 9.Mai erscheinen. Was also soll das? Warum wird etwas
besprochen, das es noch gar nicht gibt?Schon klar, liebe Pop-Journos, ihr seid natürlich die...

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13.04.2014

Raubkunst in Hermann Parzingers Büro

Im Büro eines der obersten Hüters der deutschen Kultur, des kulturellen
Preußen-Erbes, im Büro also des Chefs des Präsidenten der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz, die den Neubau des Berliner Stadtschlosses mit dem
Humboldt-Museum massiv vorantreibt, hing bis vor kurzem ein Gemälde von Oskar
Kokoschka, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um Raubkunst handelt. Und der
oberste Hüter der Preußen-Kultur, Hermann Parzinger, fand nichts dabei, ganz im
Gegenteil, im „Tagesspiegel“ äußert sich Parzinger nonchalant: „Da wir davon ausgingen, daß keine...

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