04.08.2012

Ruderin Drygalla und Olympia

Die ZDF-Sport-Reporter, die sich der Sprache des
Nationalsozialismus bedienen (siehe unten), werden leider nicht vom Dienst
suspendiert, sondern dürfen weiter Dienst am Vaterland leisten und aus London
von Olympia berichten.

Die Ruderin Nadja Drygalla dagegen ist verhaftet worden,
weil sie mit einem weit über Rostock hinaus bekanntem Neonazi liiert ist,
meldet „Spiegel Online“: „Ruderin Nadja
Drygalla: In Sippenhaft“. Aber wahrscheinlich hatten die „Spiegel“-Autoren
nur ein Problem mit der deutschen Sprache und meinten eigentlich „Sippenhaftung“,
als sie „Sippenhaft“ schrieben, und wollten sich um den Gremliza-Preis bewerben
(Preisgeld: Erwähnung in „Gremlizas Express“).

Aber nicht nur „Spiegel Online“ spielt im Fall der
abgereisten Ruderin eine unglückliche Rolle.

Der ehemalige Grünen-Politiker und heutige Generaldirektor
des DOSB, Michael Vesper, stellte der Ruderin sofort einen Persilschein aus,
als er ihr bescheinigte, sich „auf dem
Boden des Grundgesetzes und der Olympischen Charta“ zu bewegen. Aber warum
reiste sie dann überstürzt aus London ab?

Der Deutsche Ruderverband (DRV) behauptet, erst am
Donnerstag (2.8.) „Erkenntnisse zum
privaten Umfeld“ von Frau Drygalla erhalten zu haben. Das Schweriner
Innenministerium allerdings betont, daß die Sportverbände offiziell seit Herbst
2011 vom Fall Drygalla wissen, demzufolge hat das Innenministerium sowohl den
Landesruderverband als auch den Landessportbund über die Gespräche mit Drygalla
unterrichtet und darüber, daß Frau Drygalla 2011 aus dem Polizeidienst
ausschied.

Konnte man jenseits dessen wirklich weder beim DRV noch beim
DOSB wissen, daß Michael Fischer, mit dem Frau Drygalla liiert ist, ein weit
über Rostock hinaus bekannter Neonazi ist? Fischer ruderte jahrelang im DRV und
war Mitglied des Achters, der z.B. 2006 Silber bei der Junioren-WM gewann.
Unmittelbar danach hat ihn sein Heimatverein laut „Berliner Zeitung“ „vor die Alternative gestellt: Sport oder
Rechtsextremismus. Beides sei nicht zu verbinden. Fischer entschied sich gegen
das Rudern (...) und begann eine Neonazi-Karriere.“

Es drängt sich der Eindruck auf, daß die Sportfunktionäre
ganz bewußt weggeschaut haben, um der mit dem Neonazi liierten Ruderin die
Olympiateilnahme zu ermöglichen. Für den Dienst als Polizistin nicht geeignet,
wohl aber, Deutschland bei einer Olympiade würdig zu vertreten? Wo die
Sportreporter des Staatsfernsehens für die Verwendung der LTI, der Sprache des
Dritten Reiches, nicht einmal gerügt werden, ist der Fall der mit einem Neonazi
liierten Ruderin wohl nur ein kleiner Sturm auf der olympischen Ruderstrecke.
Es wundert einen gar nichts mehr.