21.09.2012

Big Harp & Lady Gaga

Donnerstag, 21.9.2012, in Berlin, beiderseits der Spree.

In der Mehrzweckhalle auf der falschen Seite des
Flusses, die mit dem Charme eines Provinzparkhauses, gastiert die fantastische
Comic-Revue des durchgeknallten Burgfräuleins Lady Gaga. Popkultur, wie sie
schöner kaum sein kann – bunt, warm, verrückt, künstlich, Synthie-Gewummere und
Licht und eine Show, bei der man nicht aufhören kann zu lächeln. Dabei auch
beeindruckend, wie warmherzig der Superstar seine Fans behandelt, sie auf die
Bühne holt, mit ihnen spricht, singt, sie umarmt. Eine Lektion im ehrlichen
Verhältnis zu den Fans. Toll!

Und auf der anderen, der richtigen Seite der
Spree, im kleinen Club die Roots-Leute von Big Harp auf ihrer ersten
Europa-Tournee. Akustisch. Nach vorne. The real thing, no show. Weiter
auseinander kann etwas kaum sein als diese beiden Shows am gleichen Abend auf
beiden Seiten der Spree – und dennoch bezeichnen sie unseren Kosmos, das, was
wir wollen und lieben und präsentieren möchten. Nur das Mittelmaß zwischen
diesen beiden Polen, das Gewöhnliche, das Unengagierte, das Banale zwischendrin
– das verachten wir. Das haben wir satt! Immer.

(übrigens: in der Mehrzweckhalle waren vielleicht
13.000 Menschen oder noch ein paar mehr. Im kleinen Comet-Club waren 13
Ticketkäufer. Aber wie erzählte Lady Gaga bei ihrem Konzert? Bei ihrer ersten Show
waren 3 Ticketkäufer. Drei! Dann 13. Dann 50. Es war mühsam. Sie hat sich ihr
Publikum erspielt. „I’m working damn hard.“ Und heute hat sie bei Twitter mehr
Follower als Barack Obama und jeder andere Mensch auf der Welt.

Von Big Harp bis Lady Gaga. Ein lehrreicher Abend
in Berlin, beiderseits der Spree...)