04.04.2009

Und Ansonsten 2009-04-04

Ausgerechnet
der Chef einer nicht gänzlich unbedeutenden deutschen Tourneeagentur, dessen
Firma längst zu einem Branchenriesen gehört, der wiederum eng mit der
weltweiten Konzert-Krake "Live Nation" verbandelt ist, lädt eine Band
von seinem Festival aus, weil deren deutscher Tourneeveranstalter, ein
engagierter und versierter Booker, jetzt eine neugegründete Tourneeagentur
leitet, die an einen der vier "Majors" der Tonträgerindustrie
angeschlossen ist. Als ob der Chef der nicht gänzlich unbedeutenden deutschen
Tourneeagentur nicht längst zu den Monopolisten der Branche gehören würde,
ständig anderen Tourneeveranstaltern mit seinem vielen Geld die Bands abwirbt,
und alles andere als ein kleiner Tourneeveranstalter mit
"Indie-Spirit" ist.
Während wiederum ein kleiner Indie-Tourneeveranstalter Brandbriefe an örtliche
Veranstalter schickt, daß man bloß keine Konzerte mit dem Tourneeveranstalter
machen solle, der die neue Agentur vertritt, die an einen der Majors der
Tonträgerindustrie angedockt ist.
Man realisiert wieder einmal, was man ohnedies wußte: wie nervös, aber auch wie
komplett durchgeknallt diese unsere Branche ist...

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Hierzulande ist ja "China-Bashing" in. Dabei gibt es Vieles im
"Reich der Mitte", das man im Grunde nur mit Sympathie verfolgen kann
- wie nun gerade die Weigerung Chinas, den Aufkauf ihrer größten Saft-Fabrik
durch Coca-Cola zuzulassen: "Chinas
ministry of commerce said Coke's "dominant status" might imperil
small competitors and force consumers to face higher prices and less
choice" (lt. "The
Economist"). Wie wahr.

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"The Internet is taking
all the romance out of music and art and replacing it with this revolving door
that just revolves so fast." Brandon Welchez (Crocodiles)

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Ein paar Tage auf der SXSW in Austin/Texas unterwegs, und wieder einmal
interessant, daß sagen wir die dreißigbeste amerikanische Band, die man dort
sieht, so ungleich besser ist als praktisch alles, was einem so an deutschen
Bands das liebe lange Jahr lang angeboten wird (die drei oder fünf üblichen
Verdächtigen ausgenommen, versteht sich).

* * *

In Ägypten geht die Angst vor einer tödlichen SMS um, wenn man den Medien
glauben darf. Es geht um eine angebliche "Killer-SMS", die bei den
Empfängern erst schwere Kopfschmerzen und dann eine tödliche Gehirnblutung
auslöse, heißt es. Nun ja. Die Behörden behaupten, es gebe keine derartige
Handy-Botschaft - aber mal Hand aufs Herz - weiß mans?
Was ich aber weiß, und da verrate ich jetzt ein echtes Geheimnis, liebe
Mobiltelefonnutzerinnen und -nutzer, ist dies: eine echte Gefahr droht allen
Handy-Nutzern, die mit ihrem Handy in Konzerten Fotos schießen, besonders
denen, die Fotos in akustischen Konzerten und/oder mit Blitz
schießen. Es ist relativ sicher, daß denen, die so etwas Unartiges mehrfach
tun, fünf Jahre später der linke Zeigefinger abfällt. Einfach so. Also, liebe
Handynutzer: Obacht! Nicht einfach so in Konzerten rumfotografieren! Speichert
das, was ihr seht und vor allem hört auf eurer körpereigenen Festplatte,
genannt "Gehirn", ab, das Beste davon laßt auch in euer Herz
eindringen - und Hände weg vom Handyfotografieren in Konzerten! Sagt nicht, ich
hätte euch nicht gewarnt…

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China-Bashing II: Sie wollen, wie in diesem Fall die "FAS", einfach
nur China bashen, zeigen aber doch nur den wirren Mix aus Ideologie und
Inkompetenz (deswegen sagt man ja auch "iiiihhh"…), der in ihren
Köpfen herrscht:
"Dank seiner Erfahrung
mit Banken und Bauern, dank seines Fleißes, seines ausgeglichenen Auftretens
und seiner Verbindungen wurde Wen am 17.März 2003 zum neuen Ministerpräsidenten
der Volksrepublik gewählt - wenn auch nicht vom Volk."
"Wenn auch nicht vom Volk" - ganz recht, wenn man das so sagen will,
wurde Wen Jiabao "nicht vom Volk gewählt" - so, wie die deutsche
Bundeskanzlerin, wie der deutsche Bundespräsident und wie jeder deutsche
Ministerpräsident…

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Aus der "Financial Times Deutschland" über die Verleihung der
Fonds-Awards für die besten Performer in der Alten Oper (nach einem Hinweis von
Dr. Seltsam):
"Dekoriert wurden u.a.
der beste Aktienfonds (Jahresminus 2008: 35%), der beste Nebenwertefonds (minus
44%), der beste Rohstofffonds (minus 42%). Beim siegreichen Hochzinsfonds waren
die Zinsen zwar anfänglich hoch, die Kursverluste aber waren leider noch höher.
Er büßte im vergangenen Jahr 28% an Wert ein."
Kleiner Vorschlag: geben Sie mir doch ihr Geld! Ich nehme mir pro Jahr
einfach nur sagen wir freundliche 10%, und wir schlagen damit gemeinsam noch
die allerbesten Profifonds - und so haben wir alle was davon, Sie sparen was
und behalten mehr übrig, und ich hab bisserl Kleingeld für Kaffeehausbesuche
und den einen oder anderen Whiskey in meiner Lieblingsbar…

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Der allseits gefeierte Helmut Schmidt lt. "FAZ":
"Inzwischen ist mein
Respekt für die jahrtausendealte Zivilisation der Chinesen nur immer noch
gewachsen - und ebenso meine Bewunderung für ihre in den letzten 30 Jahren
wieder erweckte Vitalität. Heute hoffe ich, daß sowohl die Amerikaner als auch
wir Europäer endlich lernen, daß jedwede Einmischung in die inneren
Angelegenheiten Chinas von Übel ist."

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Widerlich die sogenannten "Promis", die zuletzt Werbung für die
Blödzeitung machten. Til Schweiger, Veronica Ferres, Sido, Thomas Gottschalk,
Kanaillen dieses Kalibers traut man jederzeit zu, für Geld oder Prominenz
alles, aber auch wirklich alles machen. Warum aber Gregor Gysi da mittut,
bleibt ein Rätsel.

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"Von vielen
einleuchtenden Gründen, das Bestehende abzulehnen, ist der legitimste, dass man
sich etwas Besseres vorstellen kann." Dietmar Dath

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Jetzt war es wieder in den Branchenmagazinen und Onlinediensten zu lesen - wie
erfolgreich sich "Berlin" und die "Popkomm" jenseits des Atlantiks
präsentiert hätten - etwa das "Berlin Fest" unter Federführung der
"Berlin Music Commission" in Kooperation mit der Popkomm. Nun, ich
war in Austin vor Ort, es lagen in einem Gefängnisartig eingezäunten Bereich
etwa 20 Currywürstchen auf dem Grill, davor und dahinter standen weitere
geschätzte 20 Würstchen, ich würde sagen: allesamt aus Berlin oder zumindest
aus Deutschland. Meet and greet? Da war praktisch kein internationaler Gast,
den man hätte begrüßen können, die Musik spielte anderswo. "Entspanntes Berlin Fest im
sonnigen Austin?" Nun ja, wenn man das "entspannt"
finden will, wenn niemand zur Party kommt und die Organisatoren unter sich
bleiben… Aber man macht ein Foto von der Reise und schickt es in die Heimat, wo
es auch brav abgedruckt wird, damit auch in Zukunft paar tausend Euro, oder ein
paar Dollar mehr, vom Senat für die Reisen selbsternannter Kulturfunktionäre
rüberwachsen. Bescheuert.
Wie man's richtig und besser macht, zeigte in Austin das Reeperbahn-Festival:
nette Party mitten im Geschehen der 6th Street, internationale Gäste, gute
Stimmung. Popkomm? Nein.

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Rebellion, die sie meinen: der Schuh "Hogan Rebel" ist, wie er auf
einer Anzeige im "SZ Magazin" zu sehen ist, ein knöchelhoher Sneaker
aus Blue Jeans-artigem Stoff, mit dunklem, aufgesticktem "H". Kostet
sicher ne Menge, dieser "Rebell" der Marke Hogan…

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Wir bedauern: In der aktuellen "Forbes"-Liste der 1000 reichsten
Milliardäre der Welt ist Frau Maria-Elisabeth Schaeffler mit nur noch 3,5
Milliarden US$ Privatvermögen auf Platz 164 der reichsten Menschen der Welt
abgesunken.
Karl und Theo Albrecht dagegen sind wieder in den Top 10, auf den Plätzen 6 und
9.
It's the recession, baby!

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"der kommunismus wird
siegen werden." (Roland M. Schernikau)