01.10.2004

Und Anonsten 2004-10-01

Über
die Perversion, daß in Berlin von den Staatlichen Museen die Flick-Collection
eröffnet wurde, wurde an dieser Stelle bereits mehrfach geschrieben. Dass
Politiker wie Schröder und Wowereit bei der Weißwaschung von
Kriegsverbrecher-Geldern dienen. Und dass die Berliner Museen wieder einmal
Museumsarbeit durch das Ausborgen einer Sammlung ersetzen, was, wenn dieser
Kalauer angesichts des Namens des Berliner Museumsgenerals, Peter-Klaus
Schuster, erlaubt ist, die übliche "Flickschusterei" ergibt…
Eine Ausstellung übrigens, über die selbst die FAZ-Sonntagszeitung im Titel nur
drei Worte fand: "Unmoralisch. Langweilig. Überflüssig."
Natürlich ist es pervers, dass ein Bundeskanzler Schröder, diese
personifizierte Zumutung deutscher Politik, am Wochenende die
"Mitnahmementalität" der Deutschen bei Sozialleistungen geißelt, und
in der Woche darauf als Eröffnungsredner der Flick-Collection einem
milliardenschweren Steuerflüchtling den Hof macht. Und es ist pervers zu sehen,
wie deutsche Sozialdemokraten den Bückling machen vor dem Erben eines
Kriegsverbrechers, der sich bis heute weigert, in die Stiftung zugunsten
ehemaliger Zwangsarbeiter einzuzahlen - wohl wissend, dass seine Sammlung in
den Jahren, die sie in Berlin auf staatliche Kosten gezeigt wird, im Wert
steigen wird, während die ehemaligen Flick-Zwangsarbeiter in diesen Jahren
sterben werden. Das ist das, was in dieser Republik "Normalisierung"
heißt -
Eichinger zeigt uns Hitler privat, und Schröder und Wowereit präsentieren eine
feinsinnige Kunstsammlung, die auf Kosten der Opfer Hitlers entstanden ist.
Eine moralische Bodenlosigkeit sondergleichen. Einfach widerlich.

* * *

"Ich kenne die Sammlung
Flick nicht, und diejenigen, die sie jetzt so hochloben, kennen sie auch nicht
- das ist doch schon mal ein widerliches Theater. Da wird mit Namen gepokert,
da werden Werte und Qualitäten behauptet, und eigentlich wird nur gezeigt, wie
leicht und wie schnell es heute geht, eine so genannte hochkarätige Sammlung
hinzuklotzen. Mit etwas Geld kann das fast jeder. Und wenn Herr Flick dann
seine Sammlung den Berlinern sieben Jahre leiht, behandeln das viele schon wie
ein Geschenk an die Nation. Die moralische Seite der ganzen Geschichte, sofern
man diese überhaupt von einer ästhetischen Seite trennen kann, ist doch auch
nur ekelhaft für mich."
Gerhard Richter in der "Zeit"

* * *

Und, übrigens, das muß man sich heutzutage von der alles andere als
linksradikalen FAZ im Aufmacher des Wochenend-Feuilletons sagen lassen:
"Die
Ausstellungseröffnung im Hamburger Bahnhof, genauer: das Ausbleiben ihrer
Absage, signalisiert eine Verschiebung in der Diskursstruktur, die über den
Anlaß hinaus von Bedeutung ist. Um die Tiefe des Einschnitts zu gewärtigen, muß
man sich nur auszumalen versuchen, wie die Sache vor zehn, fünfzehn Jahren
ausgegangen wäre: Kaum vorstellbar, dass der schwerreiche Erbe eines
verurteilten Kriegsverbrechers schon damals zum Darling des Berliner
Establishments hätte werden können, wenn er sich, wie Friedrich Christian Flick
heute, in einer Mischung aus Bockigkeit und Naivität geweigert hätte, in den
Entschädigungsfonds für ehemalige Zwangsarbeiter einzuzahlen; schwerer noch
vorzustellen, Politik und Stiftung wären bei ihrer Unterstützung für die
Ausstellung geblieben, nachdem ein prominentes Mitglied der jüdischen Gemeinde
dem Sammler vorgeworfen hätte, mit seiner Leihgabe die moralische Reinwaschung
von "Blutgeld" zu beabsichtigen; nahezu undenkbar, dass die Ausstellung
überhaupt stattgefunden hätte."
Ja, genau so ist es.
Wir werden noch einmal in nicht so ferner Zukunft feststellen, dass die
Regierung derer Schröder und Fischer und Konsorten das größte Übel war, das
dieser politisch nicht gerade verwöhnten Republik passieren konnte. Die
regierungsamtlich vollzogene Verwurschtung von Protest und Gegenöffentlichkeit
hin zu einer Anything Goes-Politik, unterstützt von einer pseudoliberalen, im
Geist der eigenen Wichtigtuerei gleichgeschalteten "Öffentlichkeit" -
wer hätte gedacht, dass dies in nur sechs Jahren möglich sei?

* * *

"Ich! will! Nicht
dazugehören!"
Peter Rühmkorf in "Tabu I"

* * *

Übrigens hat es natürlich eine Tradition: Schon Großvater Flick hat schließlich
Hermann Göring zum Geburtstag "alte Meister" geschenkt, so, wie der
Enkel nun vermeintlich dem Staat wieder etwas Kunst (diesmal:) leiht.
Und als ob die Flick-Collection nicht schon übel genug sei, schlüpfen prompt
auch Görings Erben aus ihren Nestern und fordern von Schröder und dem Staat,
ihnen Raum zur Verfügung zu stellen für eine "Göring Collection": www.carinhall-thecollection.de

* * *

Und Schröder zum Zweiten - da besucht der Bundeskanzler den Plattenkonzern
Universal. Und macht schön brav seine Honneurs, beziehungsweise gibt eine
Gefälligkeitsstellungnahme ab, denn die Bundesregierung setzt endgültig nur
noch Beschlüsse der Bertelsmann AG und Universal Deutschland um: Demzufolge "sieht der Kanzler keinen
Anspruch auf eine Privatkopie", vermeldet das Branchenmagazin
Musikwoche im Anschluß an das Treffen. Individuelle Rechte von Privatpersonen -
Fehlanzeige bei einem Kanzler, der innenpolitisch noch alle Freiheitsrechte der
Bürger in den letzten drei Jahren eingeschränkt hat.

* * *

Der Kopierschutz, den Kanzler Schröder gutheißt, macht der EMI und BMG Sorgen:
Die französischen Ableger dieser beiden Global Player der Musikindustrie sehen
sich nämlich mit einem Verfahren wegen "Betrugs hinsichtlich der
Warenqualität" konfrontiert, das eine Justizkommission gegen die Firmen
eröffnet hat, weil die mit einem Kopierschutz frisierten CDs auf Computern und
im Auto nicht abgespielt werden können. Das französische Wettbewerbs- und
Betrugsbüro hat den Kopierschutz inzwischen für unzulässig erklärt. Eine
Verurteilung könnte Strafen in Höhe von 188.000 EUR nach sich ziehen, zudem
müssten alle kopier-geschützten CDs aus dem Handel entfernt werden. Frankreich,
Du hast es besser! In Frankreich ist da, wo bei uns ein Kanzler der Bosse
regiert und Unternehmerpolitik betreibt, ein Wettbewerbsbüro tätig, das
Bürgerrechte verteidigt. Übrigens nicht nur in Frankreich - ähnliche Verfahren
laufen in Belgien, dort sind neben BMG und EMI auch Universal und Sony Music
angeklagt.
Hoffen wir, dass die EU endlich auch hierzulande mal für etwas gut ist und
entsprechende Verfahren von den westlichen Nachbarn auch nach Deutschland
schwappen…

* * *

SPD und Grüne präsentieren eine Halbzeitbilanz rot-grüner Kulturpolitik. Und
fordern, versteht sich, denn man spricht ja deutsch, eine "nationale
Musikquote in den deutschen Rundfunksendern".
Der Musikmarkt und die freie Marktwirtschaft, according to Antje Vollmer,
"Kultur"-Politikerin der Grünen: "Die
hier lebenden Künstler müssen eine Chance haben, am Markt überhaupt teilnehmen
zu können." Und: "Die
Auswirkungen der Globalisierung auf die nationale Kultur wurde auch von den
Sendern lange nicht wahrgenommen." "Nationale
Kultur"! Und: "Junge
Künstler in Deutschland haben längst ein neues Selbstbewußtsein und nicht mehr
das Problem, sich in der eigenen Sprache auszudrücken." (alles
zitiert nach dpa)
Wenn es nicht so bitter und so zum Kotzen wäre, könnte man darüber lachen, wie
peinlich die grüne Heulsuse vom Dienst hier von "nationaler Kultur"
blabert, wie inkompetent, wie wirr. Als ob irgendeinem deutschen Künstler
jemals verboten worden wäre, deutsch zu singen. Als ob Rammstein und Reinhard
Mey, als ob Pur und Andrea Berg verboten würde, am Markt, oh, Verzeihung,
wahrscheinlich sagt man bei den Grünen jetzt "am nationalen Markt"
teilzunehmen. Wie gesagt, es ist selten dämlich, da hilft im Grunde nur
ignorieren.
Aber hinter dem Ganzen steckt Methode. Auf der einen Seite fordern die
rot-grünen nämlich "nationale Kultur", und wie sie das in der
Realität buchstabieren, zeigt sich auf der anderen Seite der Medaille - das
Haus der Kulturen der Welt in Berlin beispielsweise erhält vom Bund drastisch
weniger Subventionen und wird im nächsten Jahr so renommierte Musikreihen wie
"Transonic", das "Festival of Sacred Music" oder das
"popdeurope"-Festival einstellen müssen. Und hier entlarvt sich die
neo-nationalistische Kulturpolitik von Rot-Grün vollends - man streicht die
Mittel für europäische und außereuropäische Musik zusammen und fordert im
gleichen Moment eine "nationale Musikquote".
Widerlich, einfach nur widerlich.

* * *

Früher galt eine altmodische Verhaltensweise - bevor man etwas behauptet hat,
hat man recherchiert (galt für Journalisten, those were the days…), hat man
Untersuchungen gemacht (galt für Politiker, those were the days). Heutzutage
wird jeder halbe Gedanke, den irgendjemand hat, rausgepupst, und so sind die
Zeiten eben.
Gerade die Quotendiskussion eignet sich wunderbar dazu, irgendwas rumzublabern,
denn erstens fühlt doch jeder und jede irgendwie "deutsch", irgendwie
hört doch jeder Musik oder das, was er oder sie dafür hält, und irgendwie
braucht man von nichts Ahnung zu haben und kann sich dennoch aufblähen wie der
größte Furz.
Die grüne Gurke Claudia Roth etwa meint, die "Existenzsituation nationaler
Künstler" sei "besorgniserregend", und daher brauche es die
Quote. Das ist natürlich erstens dreist, denn wenn es der Dame tatsächlich um
die Existenzsituation von Künstlern gehen würde, dann würde sie sich erstmal
dafür einsetzen, dass die von SPD und Grünen vor Jahren beschlossene drastische
Kürzung des Bundeszuschusses zur Künstlersozialkasse rückgängig gemacht würde.
Zweitens aber ist es eben auch einfach unsinnig, denn so Leute wie Pur oder
2raumwohnung oder Rammstein oder die Böhsen Onkelz, um nur einige Beispiele
nationaler Hochkultur zu nennen, bevölkern ja eben die Spitzenpositionen
deutscher Album-Charts, und ich weiß nicht, was die grünen Heulsusen Roth oder
Vollmer denken, aber die Charts passieren so, dass Verkäufe über den Ladentisch
gemessen werden, allwöchentlich. Ja, in der Tat, es gibt Leute, die kaufen so
was. Tut mir auch weh, kann man aber nicht ändern.
Oder wenn sich Bartträger Thierse ereifert, es müsse "ja nicht gleich ein
Gesetz sein, es kann ja auch freiwillig sein, damit unser musikalischer
Nachwuchs eine Chance bekommt". Nun, den musikalischen oder auch sonstigen
Nachwuchs eines Herrn Thierse möchte ich weder hören noch sehen müssen… aber
jenseits dessen ist es ja nun wirklich so, dass der "musikalische
Nachwuchs" heutzutage und hierzulande so erfolgreich ist wie ewig nicht
mehr - unabhängig von Qualitätskriterien, aber auch Bands wie Wir sind Helden
oder Silbermond bevölkern heutzutage ja die Charts.
Und letztlich hat keiner von all denen, die die Quote fordern, mir je erklären können,
warum Radiomacher, die bisher jeden formatierten Bockmist dudeln lassen,
plötzlich anspruchsvollere Musik spielen würden, wenn 40% des Bockmistes
deutscher Herkunft wäre. Es ist nun eben leider einmal so, dass die Radios auch
bei einer Quote nicht plötzlich anfangen werden, Jens Friebe oder Blumfeld oder
Wiglaf Droste und das Spardosenterzett zu spielen. Sie würden nur den einen
Müll durch einen anderen Müll ersetzen.
Was soll der ganze Quatsch also, wenn faktisch eh nichts dran ist? Und da sind
wir wieder beim Ausgangspunkt: Den Quotenfreunden gleich welcher Coleur geht es
um nationale Identitätsstiftung, um nationale Kultur, um Nationalismus. Nichts
anderes. Und so, wie Schröder vor paar Jahren die Parole "Kriminelle
Ausländer raus", die im September von der NPD im sächsischen Wahlkampf
zitiert und plakatiert wurde, vorgab, so pfeifen die Quotenfreunde nun ihre
nationalistische Melodie, auf dass in ein paar Jahren… Es ist wirklich
widerlich.

* * *

In der DDR galt übrigens eine 60%-Quote bei öffentlichen Aufführungen - 60
Prozent der aufgeführten Werke hatten Inland-Pop oder der aus sozialistischen
Bruderländern zu sein, 40 Prozent durfte Musik aus dem
"nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet" sein. Kein Wunder, dass die
Ex-Maoistin Antje Vollmer die Quote mag, das wird sie an früher und an andere
staatssozialistische Experimente erinnern…

* * *

"Es gibt ja Leute, die
sagen, unsere Politiker, das sind alles Verbrecher. Das ist natürlich Unsinn.
Das wirklich organisierte Verbrechen, das arbeitet auf höherem Niveau. Da
werden Menschen auch mal zur Verantwortung gezogen."
Matthias Beltz

* * *

Wenn man die Stellungnahmen Schröders zur Tschetschenien-Politik Putins und zu
dessen Innenpolitik verfolgt, fragt man sich, wozu diese Bundesregierung noch
eine Menschenrechtsbeauftragte braucht, wo der Kanzler diese doch sowieso nicht
ernst nimmt und ungefragt alles für gut heißt, was sein Freund Putin so treibt.

Und was war der Preis? Die Vermittlung eines kleinen russischen Mädchens… (wenn
es hierzulande noch so etwas wie kritische Öffentlichkeit geben würde, dann
würde diese fragen, wie das Ehepaar Schröder ohne jede Genehmigung der
zuständigen Stellen kleine Kinder adoptieren darf…). Schröder zum Dritten. Und
damit endgültig versteigert.

* * *

Sonnabend, 18.September 2004, Werbeplakat der Bild-Zeitung in Berlin:
"Super Bingo. Meteorit
in Wohnhaus gekracht"
So kann mans natürlich auch sagen…

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"Wer braucht schon
Plattenfirmen. Worum es geht, sind die Fans. Wir haben keinen Kontakt zu Labels,
weil wir nichts haben, was sie verkaufen könnten. Falls und wenn wir doch was
anbieten können, werden wir sehr vorsichtig vorgehen. Heute ist es so, dass die
Labels uns Künstler nötiger brauchen als wir sie."
Frank Black über ein neues Pixies-Album
(zitiert nach "Musikexpress")

* * *

Wenn man liest, dass Quentin Tarantino als Jury-Präsident des Filmfestival
Cannes dagegen gekämpft hat, dass dem unseligen Populisten Michael Moore die
Goldene Palme verliehen wird (leider konnte er sich nicht durchsetzen), dann
mag man den Pulp Fiction-Regisseur gleich noch ein bisschen mehr…

* * *

Dieses lächerliche Theater um die Rechtschreibreform. Natürlich bin ich seit
jeher gegen diese Reform (in rot-grünen Zeiten ist das einfach der logische
Reflex, gegen alles zu sein, was sich "Reform" schimpft, grins…),
aber man muß, wenn man nach etlichen Jahren aufwacht wie die neue Koalition von
"Spiegel" und "Blöd", ja nicht gleich das Beharren auf der
alten Rechtschreibung als revolutionären Akt begreifen, und man muß so etwas
nicht gleich völkisch überhöhen.
"Die (Alphabet)-Schrift
(…) ist, das hat die Schriftforschung längst gezeigt, eine Kulturtechnik sui
generis, Literalität ist etwas anderes als verschriftete Oralität. Schierem
Unfug kommt es daher gleich, wenn Linguisten die Vereinfachung des Schreibens
dadurch meinen begründen zu können, jeder sollte im Grunde schreiben dürfen,
wie ihm der Schnabel gewachsen sei. So schafft man mit dem Schreiben eine
Bildungsidee ab, die schriftsprachliche Kompetenz als reflexive Ermöglichung
von Eigensinn und Freiheit versteht - und nicht als Ausbildung einer
technokratich umrissenen, rein dem Verwertungsgedanken gehorchenden
"Berufsbefähigung"." So Jürgen Roth in
"Konkret".
Und der Schriftsteller Robert Menasse weist darauf hin, dass die sogenannte
Rechtschreibreform "rassistisch"
und "neoliberal"
sei: "Der Anspruch der
Vereinfachung der Regeln keucht vor der Gier danach, das gesellschaftliche
Denken zu versimpeln… Das ist eine Sprachpolitik, die unter dem Motto steht:
"Survival of the fittest"."

* * *

Der mit großem Getöse und per Knopfdruck von Bundeskanzler Schröder gestartete
Online-Vertrieb der deutschen Musikindustrie, "Phonoline", ist
gescheitert, Phonoline wurde aufgegeben. Na, hätte ich denen gleich sagen
können, ein Konzept, an dem die Deutsche Telekom beteiligt ist, und bei dem
Schröder auf den Startknopf drückt, so etwas muß einfach schief gehen, das weiß doch
längst jedes Kind…

* * *

Die Popkomm macht sich um die Weltmusik verdient - aus einer Presserklärung
dieser hippen, tollen Großveranstaltung: "Gleich
nebenan im Kesselhaus steht Weltmusik aus Frankreich auf der Agenda: Raul Paz
setzt auf kubanische Rhythmen, Naab auf die kongeniale Mischung von
orientalischen Klängen und elektronischen Dance-Beats, und die ursprünglich aus
dem Senegal stammende Formation Gnawa Diffusion verzaubert das Publikum mit
einer Melange aus Ragga und Trance."
Wie man erstens möglichst viel ausgemachten Schmarrn (jaja, so isser, der
Kubaner, er "setzt" eben einfach mal "auf kubanische
Rhythmen", zum Beispiel) zweitens in einer Sprache, die auf jeden Fall mal
nicht deutsch ist (wo doch jetzt nationales Liedgut so gefördert werden soll -
sagt mal, wie soll das denn in der Praxis funktionieren?!?), in nur einem Satz
unterbringt, das ist die eine popkulturelle Leistung. Daß man dann aber
drittens von Tuten und Blasen eh keine Ahnung hat und eine algerische Gruppe,
vielleicht noch mit marokkanischen Wurzeln, einfach mal eben aus dem Senegal
kommen lässt, das ist schon doll. Naja, ist ja eh alles eins da unten in der
dritten Welt bei den Kaffern…

* * *

"Leben kann man nur
inmitten einer Bewegung, die die Welt anklagt. Die Welt zu akzeptieren bedeutet
Tod."
Paul Nizan

Leicht gesagt. Schwer getan.