22.02.2014

Griechenland: Kindersterblichkeit, Gesundheitssystem

Und ein paar Tage später meldet „Spiegel Online“ die Ergebnisse der deutschen Austeritätspolitik und der IWF-Auflagen in Griechenland:
"Säuglingssterblichkeit in Griechenland steigt um 43 Prozent.
Mehr Totgeburten, HIV-Neuinfektionen, Tuberkulose- und Depressionsfälle sowie Suizide: Der drastische Sparkurs in Griechenland hat einer Studie zufolge verheerende Auswirkungen. Eine Hilfsorganisation spricht von einer vollständigen Verletzung der Menschenwürde.

Ärzte und Kliniken reagierten mit Gebühren, die viele Griechen angesichts dramatisch sinkender Einkommen und Rekordarbeitslosigkeit nicht zahlen können. Weil Arbeitslose zudem nach zwei Jahren ohne Job ihre Krankenversicherung verlieren, stehen der Studie zufolge mittlerweile geschätzt 800.000 Griechen komplett ohne Schutz da. Auch die psychischen Auswirkungen der andauernden Krise kann das Gesundheitssystem immer schwerer auffangen, weil auch hier kräftig gekürzt wurde. Dabei besteht hier offensichtlich großer Bedarf. Denn die Zahl der Suizide in Griechenland ist zwischen 2007 und 2011 um 45 Prozent gestiegen, schwere Depressionen haben sich sogar verdoppelt. (...)
Die Autoren der Studie heben besonders die Auswirkungen auf Kinder hervor: Die Zahl der Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht ist allein zwischen 2008 und 2010 um 19 Prozent gestiegen, die Zahl der Totgeburten um mehr als 20 Prozent. Als möglichen Grund führen die Wissenschaftler den - wegen hoher Kosten und geringem Einkommen - schwierigen Zugang zu Ärzten an, die zu Komplikationen in der Schwangerschaft führten. Auch die Säuglingssterblichkeit ist den Zahlen zufolge um 43 Prozent gestiegen.
‚Hier sind Menschen in einem Zustand, wie ich es in meinem Leben noch nicht gesehen habe’, sagt Simonnot. Immer mehr Schwangere könnten es sich nicht mehr leisten, ins Krankenhaus zu gehen, und viele Diabetiker müssten sich entscheiden, ob sie sich Insulin kaufen - oder etwas zu essen. Die Organisation spricht von einer vollständigen Verletzung der Menschenrechte in Griechenland. (...)
Als Gegenbeispiel für eine verantwortliche Gesundheitspolitik während einer tiefen Wirtschaftskrise wird Island genannt. Das Land habe den Rat des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht befolgt, die Gesundheits- und Sozialausgaben radikal zu kappen. Das Ergebnis: Trotz der massiven Krise habe es keine erkennbaren Auswirkungen auf die Gesundheit der Isländer gegeben.“

(SPON 22.2.2014)