05.02.2012

Türkisch-schwäbische Möchtegern-Cleverle

Was einen an diesen ganze Wulffs und Özdemirs und wie die
Vertreter des sagen wir „Hannover-Prinzips“ in der Politik (also: Männerbünde
zwischen Politik und Wirtschaft, und eine Hand wäscht die andere, und „willst
du mal eben meine Villa/meinen Privatjet/meine Fußball-Eintrittskarte nutzen?“
etc. pp.) ja fast am meisten nervt, ist diese gespielte Naivität, dieses
Unschuldsgetue, dieses Waschlappenhafte unseres sogenannten Führungspersonals.

Nehmen wir den Grünen-Parteichef Özedemir. Der läßt sich vom
Partyveranstalter Manfred Schmidt eine billige Eintrittskarte für ein längst
ausverkauftes Fußballspiel besorgen, bei dem so mancher von uns gerne dabei
gewesen wäre, nämlich für Barcelona gegen Madrid. Bestürzt behauptet das türkisch-schwäbische
Möchtegern-Cleverle nun, er habe das Ticket doch bezahlt, und er habe keine
Ahnung gehabt, daß die Eintrittskarte in Wirklichkeit viel teurer geworden sei.
Nämlich 615 Euro statt der 119 Euro, die Schmidt dem Grünen-Politiker in Rechnung
gestellt hat.

Konnte Özdemir, der ja vor paar Jahren schon mal über einschlägige
Vetterles-Geschäftle gestürzt war, natürlich nicht wissen. Wer immer nur
eingeladen wird von den Bonzen, für die er Politik macht, der hat natürlich
keine Ahnung, was so ein Ticket kostet, wenn man sich am Stadion in der
Schlange anstellt oder versucht, solch ein Ticket bei ebay zu schießen.

Und dann läßt sich der Grünen-Chef die Flugreise nach
Barcelona und die Übernachtung von seiner Partei (also vom Steuerzahler!)
bezahlen, weil er da schnell mal ein wahrscheinlich wahnsinnig wichtiges
Treffen mit den katalanischen Grünen sowie ein Interview mit einer spanischen
Zeitung arrangieren konnte. Reiner Zufall natürlich.

Damit wir uns nicht mißverstehen: ja, ich glaube, daß die
Özdemirs und Wulffs die hiesige Gesellschaft, das Gschaftlhubertum, die
Sponsoring-Realität und „geiz ist geil“ und unterschwellig korrupte (aber immer
formal recht legale) Verhältnisse ganz gut abbilden. Deswegen sollten sie auch
nicht zurücktreten. Nur: ich will mit solchen Typen nichts zu tun haben. Ich
will solche Typen nicht wählen müssen, und ich will von solchen Chargen nicht
repräsentiert werden. Und wenn einer wissen will, warum die Bürgerinnen und
Bürger von „der Politik“ und dem politischen Personal nichts mehr wissen und
statt dessen politikverdrossen sein wollen: ich könnte es erklären. Und ich
bitte ansonsten, in Sachen ÖzdemirWulffGuttenberg und wie sie alle heißen mögen
medial nicht mehr belästigt zu werden. Sind Flaschen leer. Und ich hab Nase
voll.