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Blog Archiv - Jahr %1
09.09.2025

Holy hostages! Holy Gaza!

Foto: Oliver Nielsen
 
Was war das für eine großartige Tournee des Patti Smith Quartets!
Patti und ihre Musiker in Top-Form, wunderbares Publikum – wirkliche „Ereignisse“ im schönsten Alain Badiou-Sinn.
Fast 40.000 Menschen hatten daran bei den neun Deutschland-Konzerten Anteil und wurden Teil einer Community.
Und nebenbei bemerkt war das damit auch die erfolgreichste und umsatzstärkste Tournee in der nun auch schon mehr als 37-jährigen Geschichte dieser kleinen Agentur – for what it’s worth.
 
Nur ein paar Philosemiten kamen nicht umhin, Haare in der Suppe zu finden. Patti Smith würde angeblich mit dem BDS paktieren (stimmt nicht) und man solle deswegen nicht zu den Konzerten gehen; manche behaupteten gar, sie sei eine „Antisemitin“ (absurd) und was sonst noch an Fake News zur Verfügung stand.
 
Zunächst: Wer wollte angesichts des unsagbaren Leids in Gaza nicht gegen das Vorgehen der israelischen Streitkräfte und gegen die Politik der zum Teil rechtsextremen israelischen Regierung protestieren? All meine israelischen Freunde und Geschäftspartner gehören zu den mehreren Hunderttausend Demonstranten, die sich immer wieder gegen die Politik Netanjahus auflehnen. (Am Rande: 300.000 und mehr Demonstrant:innen in Israel sind so viele, wie wenn in den USA über 10 Millionen Menschen gleichzeitig gegen Trump auf den Straßen wären…)
 
Allerdings: Wer in Deutschland gegen die israelische Politik protestiert, ohne die reaktionäre Hamas zu verdammen, und wer „Zusammen für Gaza“ reklamiert, ohne Freiheit für die israelischen Geiseln und das Niederlegen der Waffen der Hamas zu fordern, der ist nicht nur geschichtsblind, sondern eben schlicht antisemitisch.
 
Patti Smith hat auf mehreren ihrer Juli-Konzerte, unter anderem auch in Berlin, aus Allen Ginsbergs „Footnote to Howl“ rezitiert und das legendäre 
„Holy! Holy! Holy! The world is holy! The sould is holy! The skin is holy! The nose is holy! The tongue and cock and hand and asshole holy! Everything is holy! everybody’s holy!“ um einige improvisierte Zeilen erweitert:
„The hostages are holy!“
Kein Beifall in Berlin, keine Reaktion.
„Gaza is holy!“
Stürmischer Beifall.
Bezeichnend.
In Stuttgart meinten einige, auf das „Gaza is holy!“ mit Sprechchören „Free Palestine!“ reagieren zu müssen. 
Pattis Reaktion, nach einigen Sekunden des Schweigens: „Free everybody!“
Da ward den lautstarken Vereinfacher:innen schnell und nachdrücklich das Maul gestopft.
 

08.09.2025

Marginale Anmerkungen zum Haushalt des Staatsministeriums für Kultur

Wer gedacht hatte, dass sich mit der Ernennung von Wolfram Weimer zum Staatsminister für Kultur die Kulturpolitik des Bundes ändern würde, kann sich bereits nach einigen Monaten auf nicht besonders angenehme Weise bestätigt sehen. „Weimer empfiehlt Genderverbot für öffentliche Institutionen“ („Die Zeit“), „Weimer will Sender und Streaminganbieter verpflichten, Geld in deutsche Filme zu stecken“ („FAZ“), das waren so die Schlagzeilen.
Oder: „Der Kulturetat des Bundes soll um 200 Millionen Euro steigen“ („Musikwoche“) – ja potzblitz, ist doch super! 200 Millionen mehr für die Kultur! Weimer Superstar, da können wir schon mal aufs Gendern verzichten, oder?
Gemach. Wie meistens haben von Politiker:innen (ich gendere das jetzt einfach mal, bin ja keine öffentliche Institution…) groß angekündigte Verbesserungen einen oder mehrere Haken. So auch diese Etatsteigerung.
 
Das Gros der Steigerung im Kulturhaushalt des Bundes entfällt auf die staatliche Filmförderung. Bei „Kulturförderung im Inland“ ist im Entwurf des Haushaltsplans unter dem Titel „Anreiz zur Stärkung der Film- und Serienproduktion in Deutschland“ eine Erhöhung um 133,3 Millionen Euro auf dann 250 Mio. € geplant, mehr als eine Verdoppelung der staatlichen Mittel also. Allerdings, nicht nur wenn man sich die Qualität der staatlich geförderten Filme ansieht, wird man unschwer zu dem Schluss kommen, dass diese Förderung weniger mit „Kultur“ als mit „Wirtschaft“ zu tun hat. Staatsminister Weimer sorgt also dafür, dass Till Schweiger, Bully Herbig & Co. bis an ihr Lebensende ihre Filme auf Staatskosten finanziert bekommen… Hurra!
 
Ansonsten werden Mittel für die üblichen Leuchtturmprojekte angehoben: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz soll künftig 414,1 Millionen Euro statt 388,3 Mio. erhalten, die Zuschüsse für Investitionen sollen von 82,8 auf 99,3 Mio. steigen. Und fürs eigene Haus sorgt der Herr Staatsminister ebenfalls: Für Verwaltungszwecke sind statt bisher 15,5 jetzt 40,2 Millionen Euro vorgesehen…
Immerhin bekommt die Initiative Musik mit nunmehr 17,7 Mio. auch knapp 2 Mio. € mehr als bisher; das Reeperbahn Festival soll wie bisher 6,275 Mio. € erhalten.
 

08.09.2025

Kulturpass: Abschaffen? Weitermachen? Aber wie?

Bei all diesen um 133,3 Millionen Euro gesteigerten Ausgaben war natürlich für den Kulturpass kein Geld mehr übrig. Staatsminister Weimer lässt den Kulturpass sang- und klanglos einstampfen. Die Förderung kultureller Teilhabe junger Menschen scheint dem Herrn Minister nichts wert zu sein – sollen sie doch den „Schuh des Manitu“ ansehen.
 
Nach 32,9 Mio. € im Jahr 2025 und 14,1 Mio. € in 2024 sind für 2026 nur noch 4,6 Millionen im Haushaltsplan angesetzt. Der Kulturpass also ein Auslaufmodell, das sang- und klanglos beerdigt wird.
 
Achtzehnjährige bekamen seit 2023 ein eigenes kleines Budget für kulturelle Aktivitäten, ursprünglich 200 Euro, zuletzt immerhin noch 100 Euro. Eine Sprecherin des BKM teilte laut „FAZ“ mit, dass sich die Ausgaben für den Kulturpass seit seiner Einführung auf „mehr als 100 Millionen Euro“ belaufen haben. Und: die „IT-Kosten stiegen auf über 30 Millionen Euro.“
 
Really?!? Ein Drittel der Haushaltsmittel des Kulturpasses wurde für IT-Kosten zum Fenster hinausgeworfen?
Schwer zu glauben. Allerdings: wenn man sich den so freizügigen wie inkompetenten Umgang deutscher Regierungen und Behörden mit dem digitalen „Neuland“ vor Augen führt, wundert einen nichts mehr.
 
Natürlich wurden bei der Einführung des Kulturpasses etliche Fehler gemacht. Allein schon die Aussortierung kultureller Produkte in „gute“, nämlich Bücher, Kino- und Konzertkarten (die kamen ins Töpfchen) und in „schlechte“, also die bösen Streamingdienste (die kamen ins Kröpfchen). Musik war für die ehemalige Kulturstaatsministerin Claudia Roth eben nur Musik, wenn sie auf Vinyl oder in CD-Form nach Hause getragen wurde, nicht, wenn sie downgeloadet oder gestreamt wird.
 
Außerdem stand die endlose Bürokratisierung dem Erfolg des Kulturpasses im Weg: Nur Waren und Veranstaltungen, die einzeln von den Kulturanbietern eigens auf einer behördlichen Plattform eingestellt werden, können von den Jugendlichen via App erworben werden. Man kann sich gut vorstellen, wie Verlage ihre Praktikant:innen darangesetzt haben, jedes veröffentlichte Buch auf dem eigens auf der Plattform (mittels „ELSTER-Organisationszertifikat“…) anzulegenden „KulturPass-Shop“ einzugeben. 
 
Das Procedere mag bei Verlagen noch angehen – aber Konzertveranstalter müssen jedes einzelne Konzerte kompliziert und bürokratisch auf dem „KulturPass-Marktplatz“ eingeben – völlig wirklichkeitsfremd. So nimmt es nicht wunder, dass von den jungen Leuten hauptsächlich Bücher mit dem Kulturpass kostenlos erworben wurden. Der Buchhandel steht mit gut 25,6 Millionen Euro Umsatz deutlich an der Spitze der durch den Kulturpass erzielten Umsätze. „Der Börsenverein war an der Entwicklung des Passes beteiligt und beriet seinerzeit Roths Haus“, merkt die „FAZ“ lakonisch an. Wer schreibt, bleibt, kennt man ja von Skat oder Doppelkopf.
 
Die Konzertveranstalter, Theater und Konzert- und Opernhäuser haben dagegen wenig zusätzliche junge Menschen in ihre Veranstaltungen locken können, was eine Sprecherin des Deutschen Bühnenvereins auf die Plattform selbst zurückführt: „Man sehe im Kulturpass großes Potential, wünsche sich aber bessere Eingabeoptionen für Theater und Orchester und eine ­stärkere Einbindung der Ticketdienstleister, wie sie von Theater- und Konzerthäusern verwendet werden.“ („FAZ“)
 
Dabei wäre es weder ein Hexenwerk noch Raketenwissenschaft gewesen, wenn man ein unkompliziertes und kulturell diverses System installiert hätte. Schon in meinem 2017 erschienenen Buch „Klassikkampf“ hatte ich einen detaillierten Vorschlag gemacht. Ziel sollte es sein, dass junge Menschen an verschiedenste kulturelle Angebote herangeführt werden: Musik hören und live erleben, Bücher und Comics lesen, in Museen oder in Kinos gehen usw. 
Dazu könnten verschiedene kulturelle Sektoren angelegt werden, jeweils mit maximal 50 Euro ausgestattet. Clubs, Opern- und Konzerthäusern, Buchhandlungen, Plattenläden, Kinos oder Museen, aber auch Musik-Streamingdiensten könnte ein entsprechender QR-Code zur Verfügung gestellt werden, mit dem die jungen Leute via App ihre Tickets, Waren oder den Zugang bekommen. Wie gesagt, in jedem Sektor maximal 50 Euro, sodass die jungen Leute mindestens vier verschiedene Sektoren der vielfältigen kulturellen Angebote unserer Gesellschaft kennenlernen können.
 
Und mittels eines derartigen, im Vergleich zum bestehenden Verfahren deutlich zugänglicheren System könnte auch vermieden werden, dass der Kulturpass nur für „einseitige“ kulturelle Angebote genutzt wird. Denn das scheint eine große Sorge der Hochkultur-Propagandisten zu sein, die beklagen, dass in Frankreich mit dem dort schon seit 2021 für Fünfzehn- bis Einundzwanzigjährige (!) angebotenen „Pass Culture“ ja hauptsächlich „Mangas“ gekauft würden. Dabei bilden diese nur neun Prozent der Gesamtausgaben – und als ob Mangas zwangsläufig eine Art „Schund“ und nicht förderungsfähige Kultur wären.
 
Ja, auch in Frankreich nutzen Kinder von Eltern mit Hochschulabschluss zu 87 Prozent den „Pass culture“, und Kinder aus Elternhäusern mit lediglich Schulabschlüssen nur zu 67 Prozent. Dies wird von Gegnern der Kulturpässe dies- wie jenseits des Rheins gerne als ein beträchtliches Gefälle bezeichnet. „Aber kann man wirklich sagen, ein Dispositiv, das zwei Drittel des am schwersten zu erreichenden Zielpublikums anzieht, sei gescheitert?“, fragt Marc Zitzmann rhetorisch in der „FAZ“.
 
In Frankreich wurden vom Staat allein 2024 jedenfalls 260 Millionen Euro für den „Pass Culture“ zur Verfügung gestellt – eine Erfolgsgeschichte. Fronkreisch, du hast es besser!
 

08.09.2025

Kunst ist Pattex, Kultur ist Uhu!

Dabei sind doch „Kunst und Kultur der Kitt für eine menschliche Gesellschaft“ (Marco Wanderwitz, CDU-MdB), ist doch „Kultur ist der Kitt in einer offenen Gesellschaft“ (Monika Grütters, CDU, als Kulturstaatsministerin) und ist doch „Kultur der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält“ oder sogar „der Kitt, der uns und unsere Gesellschaft zusammenhält“ (jeweils Claudia Roth, Grüne/Bündnis 90, als Kulturstaatsministerin).
Soviel Klebstoff allüberall, manchmal hat man vor lauter Pattex und Uhu kaum mehr einen freien Blick auf die Bühnen…

08.09.2025

SPD, CDU, CSU, Siegfried Unseld, HR einig in Kunst-Zensur

Was haben der SPD-Bürgermeister von Dietzenbach im Jahr 1994, der Augsburger CSU-Landrat im Jahr 1995, der namhafte Verleger Siegfried Unseld vom Suhrkamp-Verlag, die Stadt Fulda (2007) und der Hessische Rundfunk (2011) gemeinsam? Was ist sozusagen der Kitt, der sie zusammenhält?
 
Sie werden es kaum glauben: Sie alle haben Werke der bedeutenden Künstlerin Annegret Soltau zensiert, wie in der grandiosen Retrospektive der feministischen Avantgardistin, „Unzensiert. Annegret Soltau“, im Frankfurter Städel Museum zu sehen war.
 
Der SPD-Bürgermeister im hessischen Dietzenbach ließ im Jahr 1994 das Bild generativ – Selbst mit Tochter, Mutter und Großmutter mit der Begründung der „Fürsorgepflicht“ abhängen, so wie der Augsburger CSU-Landrat im darauffolgenden Jahr.

1995 stoppte Siegfried Unseld vom Suhrkamp Verlag „unmittelbar vor Drucklegung des von Farideh Akashe-Böhme herausgegebenen Buchs ‚Von der Auffälligkeit des Leibes‘ den Abdruck von Werken aus der Serie ‚generativ‘, die einen Bildessay zum Thema ‚Altern und Gestaltwandel der Frau‘ begleiten sollten“ (Svenja Grosser, Annegret Soltau im Kontext dfer feministischen Avantgarde“, im Ausstellungskatalog, 2025).
2007 kam es zur Entfernung der Fotovernähung TOCHTER – Pubertät aus der Wanderausstellung „Frauen im Orient – Frauen im Okzident“ in Fulda, und 2011 waren erneut „Werke aus der ‚generativ‘-Serie von Zensur betroffen und wurden in der Goldhalle des Hessischen Rundfunks in Frankfurt am Main mit Stoffbahnen verhängt“ (Grosser, s.o.).
 
Für Svenja Grosser gibt es vor allem vier Gründe für die Ablehnung der generativ-Serie in den 1990er- bis 2010er-Jahren: „Der radikale Umgang mit dem Medium der Fotografie, die schonungslose Darstellung des Alterungsprozesses des weiblichen Körpers, die Präsentation der Generationslinie unter Ausblendung des Mannes sowie der generelle Bruch mit Tabus, insbesondere mit jenem der Zurschaustellung von Frauenkörpern jenseits aller Idealisierung.“

08.09.2025

Popkultur-Festival schadet Berliner Pop-Kultur! (Popkultur-Subventionen go wrong I)

Letzte Woche fand wieder einmal das staatlich finanzierte Pop-Kultur-Festival in Berlin statt. Sie wissen schon: das ist das Festival, bei dem jedes Ticket mit über 100 Euro aus öffentlichen Mitteln subventioniert wird.
 
Immerhin bietet das vom Musicboard Berlin ausgerichtete Festival endlich auch Veranstaltungen in anderen Stadtteilen an und nicht nur im Prenzlauer Berg. Dort allerdings finden immer noch die Großkonzerte statt: Apsilon, Efterklang oder Die Nerven, um nur einige aus dem „bewährten Kessel Buntes“ (taz) zu nennen.
 
Man fragt sich jedes Jahr, warum ein so üppig mit siebenstelligen Subventionen ausgestattetes Festival sich nicht komplett auf unbekannte, neue, junge Musiker:innen und Bands konzentriert, die es ja bekanntlich zunehmend schwer haben, überhaupt Auftritte und erst recht ein größeres Publikum zu finden.
Warum muss ein staatlich subventioniertes Festival tatsächlich den örtlichen Veranstalter:innen bekannte größere Acts vor der Nase wegschnappen? Acts, mit denen die unabhängigen Veranstalter:innen auch mal etwas Geld verdienen könnten (mit dem sie dann by the way auch die Steuern zahlen, mit denen das Pop-Kultur-Festival dann wiederum diese Acts bezahlt…)? Und Acts, die dann erstmal nicht mehr in Berlin auftreten können, weil sie ja schon beim Pop-Kultur-Festival usw. usf.
 
So, wie es bisher stattfindet, schadet das Pop-Kultur-Festival der Berliner Popkultur!

08.09.2025

Popkultur-Subventionen go wrong II

Mit den ganzen Popkultur-Subventionen ist es hierzulande ja eh so eine Sache, nicht selten gar ein armselig Ding.
Ich war im März bei der SXSW in Austin, Texas. Wie jedes Jahr spielten dort auf Einladung der Initiative Musik einige deutsche Acts, und wie jedes Jahr gab es auch heuer keinerlei Evaluation, ob diese Auftritte im „Deutschen Haus“ (ja, das heißt wirklich fast so wie weiland der „Deutsche Hof“ in Kabul…) irgendeine Sinnhaftigkeit für die Karriere dieser Künstler:innen in den USA oder andernorts haben würden. Die Antwort dürfte nicht schwer zu geben sein: natürlich nicht.
 
Wenn es seitens der staatlichen Popförderung wirkliches Interesse daran geben würde, deutsche Popacts in den USA aufzubauen, müsste man ein wneig Geld investieren, um in den Monaten vor der SXSW die örtlichen Medien auf diese Konzerte hinzuweisen, um die zahlreich vertretenen Professionals (von Label-Leuten über Veranstalter bis hin zu Agenten) aus den USA, aber auch aus etlichen anderen Ländern auf die deutschen Musiker:innen und Bands hinzuweisen, sie explizit zu den Konzerten einzuladen, ihnen Hintergründe zu verschaffen und damit die erste Stufen für eine internationale Karriere zu bauen.
 
So aber saß ich beim Konzert einer hierzulande ziemlich gehypten deutschen Popmusikerin zusammen mit einem Freund und gerade einmal neun weiteren zufällig hineingeschneiten Menschen in einer Hotelbar am Rand des eigentlichen Geschehens und lauschte traurigen Klängen. In der anschließenden Presseerklärung wird dann wieder von erfolgreichen Auftritten deutscher Pop-Acts beim SXSW-Festival geplappert…

08.09.2025

Apple-Chef kniet im Weißen Haus vor Donald Trump

Apple-Chef Tim Cook kniete vor einigen Wochen im Weißen Haus vor US-Präsident Donald Trump nieder. Als Gastgeschenk für Trump hatte er ein „Kunstwerk“ aus 24-Karat-Gold dabei.
Der US-Präsident gewährte dem Apple-Chef einen Milliardendeal…
(mit Dank für den Hinweis an den „Falter“)

08.09.2025

Günter-Grass-Zimmer

Während der Patti Smith-Tournee haben sie mir in Bayreuth im Goldenen Anker übrigens das „Günter Grass"-Zimmer zugeteilt, und ich kann nicht sagen, dass ich das okay fand. 
Nebenan war interessanterweise das MRR-Zimmer. 
Patti hatte natürlich "Thomas Mann"...

08.09.2025

KI und die Liebe zu Eulen

Der Schriftsteller Clemens Setz hat am 27.8.2025 in der „FAZ“ erzählt, dass ein Forschungsteam der KI-Firma Anthropic vor kurzem einen Effekt entdeckt hat, „der so schön und verblüffend, so furchterregend und poetisch, so dystopisch und entzückend ist“, nämlich: Dass KI-Modelle sich „in Wirklichkeit längst und bevorzugt miteinander unterhalten, ohne dass wir dieses weltweite Gespräch in irgendeiner Weise mithören oder verstehen könnten.“
Es geht um, ähem, Eulen, um die Liebe zu Eulen.
Die schöne poetische Version von Clemens Setz hier.
Wer es lieber wissenschaftlich hat, kann die einschlägige Studie „Subliminal Learning: Language Models Transmit Behavorial Traits via Hidden Signals in Data“ auf der Website der Cornell University lesen.
 

08.09.2025

Streamingkünstler möchte Macht der Streamingkonzerne brechen...

Aamir Khan zeigt seinen neuen Film auf YouTube. 
Er will „die Macht der Streamingkonzerne brechen“
Finde den Fehler…
(via „Spiegel“)


 

08.09.2025

Neues von den deutschen Copyright-Cops

Mal was Neues in Sachen Copyright-Cops:
Vor einigen Jahren haben sich etliche Institutionen, darunter die Gema, die Deutsche Fußball Liga, die sechs größten deutschen Internetprovider, der Bundesverband Musikindustrie, der Verband der deutschen Games-Branche, der Fernsehsender Sky und weitere Unternehmen und Verbände in einer sogenannten „Clearingstelle Urheberrecht im Internet“ (CUII) organisiert. Diese CUII hat seit 2021 entschieden, welche Domains in Deutschland wegen Urheberrechtsverletzungen gesperrt werden sollen.
 
„Die 18-jährige Abiturientin Lina, ein erklärter Fan der Netzneutralität, fand es nicht gut, dass sie dies ohne richterliche Kontrolle tun durfte. Deswegen hat Lina immer wieder auf Missstände bei der CUII aufmerksam gemacht“, berichtet „Netzpolitik.org“. Und letztlich hat Lina gesiegt.
Mitte Juli hat die CUII verkündet, dass ihr die Bundesnetzagentur angetragen habe, „dass sie sich in Zukunft auf Ihre Pflichtaufgaben fokussieren möchte“. Das heißt, sich um gerichtlich angeordnete Sperren zu kümmern, statt einfach selbst Gericht zu spielen.
Böse Niederlage der Copyright-Cops, in die Knie gezwungen von einer 18-jährigen Abiturientin. Wie in einem guten Krimi. 

08.09.2025

Zölle, Versandkosten, Kulturaustausch

Die Aufregung um die US-Zölle auf CDs und LPs – viele Indie-Labels haben gebarmt, dass sich nun der Export von kleinen Stückzahlen in die USA noch weniger lohnen würde als auch schon – war ein kleines Stürmchen im Wasserglas.
Diese Woche hat die US-Zollbehörde, die US Customs and Border Protection (CBP), bestätigt, dass physische Musikformate wie Vinyl, CDs oder Cassetten von den Zöllen ausgenommen sind, die zum 29.8.d.J. in Kraft traten.
 
Das kaum hörbare Aufatmen der kleineren Musikfirmen dürfte allerdings von kurzer Dauer sein. Denn es gibt ja auch bisher Zölle auf Musikprodukte, und zwar Zölle, die von europäischen Staaten (auch von Deutschland) auf den Import von Musikprodukten unter anderem aus den USA, aus Großbritannien oder von afrikanischen Staaten erhoben werden, und die praktischerweise pauschal von Paketdiensten wie DHL bei der Auslieferung an Privatkunden abkassiert werden – samt sehr profitablen „Bearbeitungsgebühren“. Wer Musikprodukte direkt aus diesen Staaten bezieht, weiß, wovon ich hier spreche.
 
Hinzu kommen massive Preissteigerungen oder durch absurde Formatänderungen (etwa bei Warenpost oder Paketsendungen) drastisch höhere Kosten bei den Versandkonzernen wie DHL/Deutsche Post in den letzten Jahren, und zwar in beide Richtungen (also Export der Musikfirmen, aber eben auch Import durch Fans). Dies kann nur als gezieltes Erschweren unabhängiger Musikproduktionen gewertet werden. Gerade kleine Indie-Labels, aber auch die vielen Musiker:innen und Bands, die via Bandcamp ihre Alben direkt an die Fans verkaufen, haben unter all diesen Preissteigerungen zu leiden. Wer ist schon bereit, zum Beispiel für eine LP, die US$ 22 kostet, mehr als € 16 Versandkosten bezahlen, wissend, dass DHL & Co. vor Ort nochmal ca. 9 € draufschlagen?
 
Dieses massive Erschweren, wenn nicht gar Verhindern des kulturellen Austausches wäre doch mal ein Thema für die Politik, für den Staatsminister für Kultur zum Beispiel… ach ja, ich weiß schon, stupid me…

08.09.2025

Labubus

Apropos Labubus:
Schaut euch mal dieses über 2000 Jahre alte bronzene chinesische Artefakt an, das ein Pferdeornament darstellt und derzeit im Luoyang Museum ausgestellt wird…
(via „China in Pictures“, X)

08.09.2025

Show some respect for "Kanu des Manitu"!

Ich möchte doch sehr darum bitten, den Kinofilm „Das Kanu des Manitu" offensiv und angemessen positiv zu würdigen und keineswegs in Defätismus abzurutschen. Der Film wurde schließlich von der FFA, der kulturellen Filmförderung des Bundes, noch unter Staatsministerin Claudia Roth mit einer „Produktions- & Drehbuchförderung" von 675.000 € bedacht, dem höchsten Betrag der Förderrunde Mitte 2024. Er ist also ein Musterbeispiel von höchstrangiger deutscher Filmkultur!


 

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