Blogdarstellung in voller LängeBlogdarstellung mit Anrisstexten
Berthold Seliger - Blog abonnieren
Blog Archiv - Jahr %1
01.01.2025

Wie CTS Eventim über 280 Millionen € Corona-Hilfen von der Bundesregierung erhielt

Erinnert sich noch wer an die Corona-Hilfen? An die sogenannten November-Hilfen? An Scholzens Bazooka? Ein kleiner Long-Read.
Zum 31.10.2023, nach Antrag auf Fristverlängerung bis spätestens 31.3.2024 bzw. 15.10.2024 mussten die Unternehmen ihre Schlussabrechnungen für die erhaltenen Corona-Hilfen einreichen, also für die Überbrückungshilfen I bis IV sowie die November- und Dezemberhilfen.
Bis wann allerdings die Schlussabrechnungen vom Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium final überprüft werden und entsprechende Schlussbescheide ausgestellt werden, steht in den Sternen. Laut Aussage der beiden Ministerien „ist mit einer mehrmonatigen Bearbeitungszeit zu rechnen“. Laut „Tagesschau“ vom 30.9.2024 wurden von den Behörden bis dahin knapp 250.000 Schlussabrechnungen überprüft – von rund 860.000 eingegangenen. Es dürfte sich also eher noch um Jahre handeln – nun, zwei der Hilfen hießen zwar „November-„ bzw. „Dezemberhilfen“, aber eine Jahreszahl wurde absichtsvoll nicht genannt…
 
Dass diese Verzögerung gerade für kleinere Firmen durchaus ein Cashflow-Problem darstellen kann, liegt auf der Hand. Immerhin mehr als 40 Prozent der bisher geprüften Firmen haben im Zug der Abrechnung noch Geld vom Staat bekommen, für rund ein Drittel hat sich nichts geändert; nachzahlen musste etwa ein Viertel der bisher geprüften Betriebe.
 
Mal ein Beispiel: Mein Steuerberater hat die beiden Schlussabrechnungen im November 2023 und im Februar 2024 eingereicht. Ich habe demzufolge noch einen niedrigen fünfstelligen Betrag an Hilfen zu bekommen. Weiter ist seitdem nichts passiert, außer ein paar kleineren Nachfragen, die umgehend beantwortet wurden. Die Pandemie hat bei meiner Firma zu Verlusten in Höhe von ca. 70.000 Euro geführt. Da wäre es natürlich schön, wenn wenigstens ein kleiner Teil davon durch die Schlussabrechnungen endlich ausgeglichen werden könnte.
 
Doch nicht alle Firmen müssen derart lange auf die Auszahlung der Corona-Hilfen warten.
Der CTS Eventim-Konzern hat ausweislich seiner Geschäftsberichte bis einschließlich 2023 bereits Corona-Hilfen in Höhe von insgesamt etwa 284 Millionen Euro erhalten (davon allein im Jahr 2021 bereits 193,02 Mio. €). Wir erinnern uns: Nachdem etliche Monate keine Hilfen der Bundesregierung kamen und die Kulturbranche mit dem Rücken zur Wand stand, kamen Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) und Finanzminister Scholz (SPD) in ihrer unendlichen Weisheit auf die Idee, die November- und Dezemberhilfen 2020 aufgrund der vergangenen Umsätze der Unternehmen auszuzahlen. Die Unternehmen konnten wählen, ob sie dabei vom Vorjahresumsatz in den Monaten November und Dezember 2019 Gebrauch machen wollten, oder ob sie den monatlichen Durchschnitt der 12 Monate des Jahres 2019 in Anrechnung bringen wollten. In beiden Fällen erhielten sie für die beiden Monate jeweils 75% des gewählten Vorjahresumsatzes.
 
Alle, die nur ein klein wenig Ahnung von Wirtschaft hatten, schüttelten damals den Kopf. Den Umsatz zur Maßzahl einer Förderung zu machen, ist so ziemlich das Absurdeste, was einem einfallen kann, und deshalb völlig unüblich. Erst recht gilt das in der Konzertbranche. Denn der Umsatz der Konzertfirmen, und das gilt von Quasi-Monopolisten wie CTS Eventim bis hinunter zu einem kleinen Konzertveranstalter, ist zum größten Teil ein durchlaufender Posten: Davon werden die beträchtlichen Künstlergagen bezahlt, die ebenfalls beträchtlichen Unkosten für Gewerke, Venue-Mieten, Personal, GEMA, Energie usw. usf. So berichtet zum Beispiel CTS Eventim von einer Bruttomarge von zwischen 6,66% (2023) und 8,11% (2022) im Konzertbereich (im Gegensatz zu satten 53,31% im Ticketing – it’s the ticketing, stupid!...).
 
Wenn man also die Umsatzzahl eines Konzerns wie CTS Eventim als Messzahl für die Corona-Förderung heranziehen wollte, müsste man die Förderungsempfänger eigentlich verpflichten, einen guten Teil der Förderung an diejenigen weiterzuleiten, die normalerweise an den Umsätzen beteiligt wären. Also an die Musiker:innen, an die Crews, also das Personal, ohne das kein Konzert stattfinden würde, an die Gewerke. Das ist nicht geschehen, und so konnte CTS Eventim die 75% des Konzernumsatzes in den Coronajahren fast vollständig quasi als Unternehmensgewinn vereinnahmen und zum Beispiel im Jahr 2022 einen Konzerngewinn in Höhe von € 448,217 Millionen Euro verbuchen. Während Musiker:innen und Kulturarbeiter:innen in der Coronära darbten.
Der in den letzten Jahren zurecht häufig angeführte Personalnotstand – fehlende Crews, Stagehands, Security- oder Cateringleute, Ton- und Lichttechniker:innen usw. – hat wesentlich damit zu tun, dass diese meist Soloselbständigen während der Pandemie von der Branche nicht weiter finanziert wurden – obwohl diejenigen Firmen und Konzerne, die üppige Coronahilfen basierend auf ihren Umsatzzahlen erhalten haben, das ja ohne Weiteres hätten tun können. Dass damals die meisten der soloselbständig tätigen Kulturarbeiter:innen in andere Wirtschaftsbereiche abgewandert sind, in denen Festanstellungen, verbindliche Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen gelten, ist ein hausgemachtes Problem. Und wenn die Kultur- und Finanzpolitiker:innen egal welcher Couleur auch nur ein klein wenig Ahnung von der Realität der Konzertbranche hätten, hätten sie ihre Corona-Hilfen entsprechend an Bedingungen knüpfen können, die weniger den Großkonzernen und mehr den Musiker:innen und Kulturarbeiter:innen geholfen hätten.
 
(Randbemerkung: Der weltgrößte Konzertkonzern Live Nation hat während der Pandemie freiwillig ein 10 Millionen Dollar schweres Hilfsprogramm zugunsten der Kulturarbeiter:innen aufgelegt, das sogenannte „Crew Nation“; weitere 10 Mio. $ wurden von Künstler:innen, Fans und Mitarbeiter:innen durch Spenden aufgebracht. Von den deutschen Live-Großkonzernen ist kein derartiges Hilfsprogramm bekannt, obwohl sie im Gegensatz zu den USA Hunderte von Millionen Euro als Hilfen erhalten haben.)
 
Die spannende Frage ist natürlich: Wie kam es zu diesen Umsatz-basierten Corona-Hilfen?
Jeder, der oder die während der Pandemie in einem oder mehreren der zahlreichen Gremien mitgearbeitet hat, die seinerzeit versucht haben, Politik und Öffentlichkeit über die Nöte der Musiker:innen und der Konzertbranche aufzuklären, weiß, wie schwierig das in der Realität war. Es gab nur wenige Politiker:innen, denen die Situation nach dem Lockdown sofort klar war, allen voran der damalige Berliner Kultursenator Klaus Lederer. Wenig später kamen auch Hamburg und NRW hinzu, danach weitere Bundesländer. Aber die meisten Politiker:innen musste man zum Jagen tragen, und monatelang passierte im Grunde nichts.
 
Dann kamen jedoch im Oktober Gerüchte auf, gestreut vornehmlich von Branchenmenschen, von denen man wusste, dass sie mit der SPD gut vernetzt waren. Da werde bald etwas passieren, hieß es, man solle nur abwarten, bald werde es eine große und veritable Rettungsaktion geben. Und so kam es dann ja auch, siehe oben, die Bazooka, die November- und Dezemberhilfen. Im Grunde wirtschaftlich idiotische Maßnahmen, aber da vorher so gut wie nichts passiert war, konnten diese Hilfen die Branche quasi im letzten Moment retten (und auch meine Firma profitierte davon).
 
Blieb aber das Rätsel, wie der Stimmungsumbruch in der Bundespolitik zustande gekommen war. Das Rätsel dürfte aber nun dank Folkert Koopmans, CEO von FKP Scorpio, gelüftet worden sein: Es war Stephan Thanscheidt (mittlerweile ebenfalls CEO von FKP Scorpio), der in engem Austausch mit führenden SPD-Politikern für diese Hilfsprogramme gesorgt hat. So berichtet Koopmans jedenfalls im Branchenmagazin „iq-mag“ im Rahmen eines großen Thanscheidt-Porträts. 

     (Quelle: IQ Magazine 3.10.2023)

Danach ist eine der „großen Stärken“ Thanscheidts, dass er sehr gut mit Regierungen und Verwaltungen („authorities“) und Politikern umgehen kann.
 „Stephan knows people like Wolfgang Schmidt who is like the right-hand man to Olaf Scholz.” Und so habe Thanscheidt während der Pandemie „eng mit der deutschen Regierung zusammengearbeitet und ihr geholfen, viele der Gesundheitsprogramme zu entwickeln, und Ratschläge gegeben, wie es zu machen war“ („gave them advice on how to do it“). „Er war sehr daran beteiligt, und ich weiß, dass er der gesamten Konzertbranche Deutschlands geholfen hat“, so Koopmans über Thanscheidt.
Und Thanscheidt ergänzt: „I was part of all the health programmes, money-wise, which were rolled out to different parts of the [music] industry in Germany. It is my responsibility to fight on behalf of our industry for better support or whatever we need, on the local level in the different federal states and with the federal government in Berlin.”

     (Folkert Koopmans über Stephan Thanscheidt, IQ Magazine, 3.10.2023)
 
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Nach allem, was ich weiß, ist Stephan Thanscheidt ein sehr okayer Typ und zudem ein ausgewiesener Musik-Aficionado (was in der Konzertbranche auf dem Level beileibe nicht mehr selbstverständlich ist). Und dass er seinen Einfluss und sein Netzwerk bis hin zu Olaf Scholz nutzt, um für die Konzertbranche Verbesserungen zu erreichen, ist absolut anerkennenswert.
Aber wenn Folkert Koopmans erklärt, dass sein CEO-Kollege „der gesamten Konzertbranche Deutschlands geholfen hat“, dann darf doch darauf hingewiesen werden, dass keine deutsche Konzertfirma von diesen Hilfen so sehr profitiert hat wie der CTS Eventim-Konzern. Zu dem mittels einer Mehrheitsbeteiligung auch die FKP Scorpio Konzertproduktion GmbH gehört.
 
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
 

01.01.2025

Monopoly (horizontal & vertikal): AEG, White Label, MCT...

Das Monopoly-Spiel der internationalen Großkonzerne der Konzertbranche geht unvermindert weiter. Nun greift auch der Dritte im Konzert der Imperiengeschäfte bei mittelständischen deutschen Firmen zu:
AEG Presents hat sich innerhalb weniger Wochen zwei Filetstücke des deutschen Markts einverleibt: 
 
Zunächst die bis dahin unabhängige Ticketingfirma White Label eCommerce („Du willst unabhängig sein? Gut, wir auch! Wir sind dein unabhängiger Partner für selbstbestimmtes Ticketing“), die von der 100%igen AEG-Tochter AXS übernommen wurde.
Und kurz darauf erwarb AEG einen Anteil am deutschen Konzertveranstalter MCT (Rammstein, Kraftwerk, Robbie Williams…).

     (Quelle: Musikwoche.de, 9.12.2024)
 
Offensichtlich arbeitet nun auch AEG Presents daran, die horizontalen und vertikalen Monopole auszuweiten. Bisher war AEG Presents als weltweiter Tourveranstalter u.a. von Taylor Swift, den Rolling Stones, Paul McCartney, Elton John oder Justin Bieber sowie als Immobilienkonzern mit seinen „Entertainment Districts“ rund um Konzerthallen hervorgetreten. Dazu kamen zunehmend Festivals (von Coachella über Rock en Seine bis Hyde Park). Nun also die Erweiterung des Portfolios um etablierte, ehemals unabhängige Tourneeveranstalter und der Einstieg in den bekanntlich hochprofitablen Ticketmarkt.
 
Anders als Live Nation (inkl. Ticketmaster) und CTS Eventim ist AEG Presents keine Aktiengesellschaft. Sie gehört zu The Anschutz Cooperation des Multimilliardärs Philip Anschutz, der auch politische Gruppierungen aus dem evangelikal-konservativen Milieu unterstützt.
 

01.01.2025

"Faires" Ticketing? Private Equity!

Doch wer gedacht hatte, dass unabhängige Ticketfirmen wie White Label oder Dice eine Alternative im Imperiengeschäft der Großkonzerne mit den Superprofiten im Ticketing sein könnten und ein – relativ – „faires“ Ticketing ermöglichen würden, dürfte wohl nach und nach bemerken, dass die süßen Blütenträume im realen Kapitalismus unserer Tage eben nicht reifen.
Denn auch „Dice“ ging es wohl hauptsächlich darum, sich für eine Millionen-schwere Übernahme hübsch zu machen. Jedenfalls verhandelt Dice laut Informationen des Wirtschaftsdiensts „Bloomberg“ mit „mindestens drei“ Private-Equity-Firmen über einen Verkauf oder zumindest über einen Anteilskauf in Höhe von „Hunderten von Millionen Dollar“…

01.01.2025

If you are looking for Schnitzel...

Apropos AEG presents: Die seelenlose Mehrzweckhalle am Berliner Ostbahnhof heißt bekanntlich neuerdings Uber Arena, und die kleine Schwester davor nennt sich Uber Eats Music Hall. Nun kam die Werbeagentur Scholz & Friends in deren Auftrag auf die köstliche Idee, die Rapperin und Schauspielerin Nura zusammen mit David Hasselhoff ein Remake von „Looking for Freedom“ als Werbung für Uber Eats einzuspielen.
Textprobe: „If you are looking for Schnitzel… bestell mit Uber Eats!”
Was haben wir gelacht.

01.01.2025

Taylor Swift, Adele, Live Nation, Omertà

Aktuell berichtet Andreas Borcholte auf „Spiegel.de“, wie der „Spiegel“ dieses Jahr versucht hat, „ein Interview mit Taylor Swift zu bekommen“. Natürlich vergebens. Swift „vermittelt mit ihren intimen Tagebuchsongs zwar die Illusion, so nahbar wie eine gute Freundin zu sein. Dabei scheint sie jedoch jedes noch so winzige Detail zu kontrollieren, das über ihre Person in die Öffentlichkeit gelangt: Sie berührt also die Massen, bleibt selbst aber unberührbar.“
 
Nun vertrete auch ich einige Musiker:innen, die denkbar ungern und daher aus den unterschiedlichsten Gründen extrem selten Interviews geben. 
I don’t blame them – gerade auch, wenn man die oft unterirdischen Fragen kennt, die in solchen Interviews gerne gestellt werden. Aber natürlich ist es ein Prinzip der Musikindustrie unserer Tage, dass „Entertainment-Größen wie Swift lieber über soziale Medien direkt mit ihren Fans kommunizieren, statt sich kritischen Nachfragen zu stellen.“ (Borcholte)
 
Dies ist aber nur ein Teil der in der Musikindustrie, vor allem in deren deutschem Teil, herrschenden Omertà. Das bestehende Schweigegebot ist ja beileibe nicht nur ein Phänomen von Superstars, sondern gilt hierzulande zum Beispiel für reale Chartsverkäufe (wie viele Tonträger wurden von welchem Act verkauft?) oder für die Verkaufszahlen von Konzerten ebenso wie für die Absagegründe von schlecht verkaufenden Konzerten („aus technischen Gründen abgesagt“). In den USA werden reale Verkaufszahlen ebenso veröffentlicht wie die realen Verkaufszahlen von Konzerten und Tourneen: Gesamtumsatz, durchschnittlicher Ticketpreis, wie viele Tickets wurden genau verkauft, was war der Durchschnittsumsatz usw. Hier ein Beispiel aus dem „Pollstar“-Jahresrückblick:

      (Grafik: Pollstar.com, „Pollstar 2024 Year End Analysis“, 13.12.2024)
 
Derartige Zahlen gibt es auch für praktisch jedes Konzert in praktisch jedem Venue (nun gut, aus praktischen Gründen erst ab einer gewissen Größenordnung, also ein paar hundert Plätzen…). 
Kann jemand erklären, warum selbst deutsche Ableger US-amerikanischer Großkonzerne diese Transparenz bei Konzerten und Tourneen in Deutschland grundsätzlich verweigern?
Unlängst bei der (übrigens ganz großartigen) „Listen To Munich“-Popkonferenz gab es da eine kleine Auseinandersetzung, als der CSU-Stadtrat Leo Angerer auf einem Podium erzählte, die Veranstalter der Münchner Adele-Gigantomanie-Residenz hätten trotz 740.000 Ticketkäufer:innen „sogar 20 Millionen Euro Verlust gemacht“, was beim Publikum nicht nur Gelächter, sondern auch kritische Nachfragen hervorrief. 
 
Nun hat die „Abendzeitung“ bei Marek Lieberberg, CEO von Live Nation Deutschland, nachgefragt. Lieberberg war deutlich: 
„Das Gegenteil dieser absurden Behauptung ist richtig! Die Adele-Residenz war in jeder Hinsicht ein überragender Erfolg, der sich auch im finanziellen Ergebnis niedergeschlagen hat. That’s it.“
Konkrete Zahlen aber nannte Lieberberg auch auf Nachfrage der „Abendzeitung“ nicht. Warum eigentlich nicht? Warum herrscht im deutschen Konzertwesen Omertà statt Transparenz? Was hat man eigentlich zu verbergen?
Wie zu hören war, mussten übrigens alle bei der Adele-Residency Beschäftigten, sogar noch der letzte Aufbauhelfer und Roadie, eine Schweigevereinbarung unterschreiben, die es ihnen untersagte, irgendwelche noch so kleinen Details zu verraten. Tschah.
 

01.01.2025

Henning May spendet 95.000 € an die Grünen

Ein gewisser Henning May aus Köln hat laut „abgeordnetenwatch.de“ 95.000 Euro an die Partei Bündnis 90/Die Grünen gespendet.
Unter seiner Adresse in Köln wurde auch die AnnenMayKantereit GmbH gegründet.
 

01.01.2025

Guns'n'Roses jetzt in Bestbesetzung!

Meldung von „München“, dem „offiziellen Stadtportal für München“, auf X:  

Guns 'n Roses in der Allianz-Arena! Sogar in „Bestbesetzung“!
Wer aber wird auf der Ersatzbank sitzen? Und wie wird das Spiel enden? Wird das Publikum ersatzgeschwächt sein?
 

01.01.2025

Was Heinz Rudolf Kunze sagt...

„Ähnlich denkt Peter Sloterdijk, der bedeutendste Philosoph, der auf der Welt im Moment lebt.“
(Heinz Rudolf Kunze, der bedeutendste Rocksänger, der auf der Welt im Moment lebt)
 

01.01.2025

Klasse Satz: Heimito von Doderer

„…es ist übrigens eine erdrückende Vorstellung, dass an so vielen Stellen dieser Stadt durch Stunden des Nachmittages und Abendes hindurch eine Menge von Menschen mit dem elendesten Blödsinn sich vollpumpen lässt…“
Heimito von Doderer, Tagebücher 1920-1939, I 187
 

01.01.2025

Joe Chialo: "Amateur im Blindflug"

Da die Förderung von Kultur vor allem kommunale Angelegenheit und Ländersache ist, müssen (fast, dazu später) allüberall vor Ort zum Teil dramatische Kürzungen der Kulturetats und damit der Zuwendungen konstatiert werden.
Den Vogel schießt dabei der Berliner Kultursenator Joe Chialo (Ex Grüne, jetzt CDU) ab. Ohne mit den Kulturinstitutionen und Zuwendungsempfängern das Gespräch zu suchen, ließ er zu, dass die Berliner Landesregierung den Kulturhaushalt um sage und schreibe 130 Millionen zusammenstrich. Chialo, dem nachgesagt wird, an Kulturveranstaltungen in der Regel nur dann teilzunehmen, wenn er auch ein Grußwort halten kann, befindet sich ganz offensichtlich nicht in belastbarem Kontakt mit den Häusern der Berliner Kultur. Aber innerhalb seiner Partei und des CDU-SPD-Senats scheint er auch keine Rolle zu spielen; jedenfalls lässt sich das aus den Aussagen schließen, wonach er sozusagen keine Ahnung hatte von den Haushaltskürzungen – aber er werde jetzt wie ein Löwe „für die Kultur kämpfen“… Ein Löwe, der sich wohl eher als handzahmer Bettvorleger eignet.

Galt Joe Chialo, der laut gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen sehr gut mit Friedrich Merz kann, bis vor kurzem noch als dessen Wunschkandidat für die Nachfolge von Kulturstaatsministerin Roth, hat sich das Bild nach der Vielzahl täppischer Aktionen und misslungener Statements mittlerweile wohl ziemlich gedreht:
 
„Aus gut informierten, ihm grundsätzlich gewogenen Kreisen heißt es, Joe Chialo sei ein gescheiterter Quereinsteiger, dem die politische Erfahrung und das nötige Handwerkszeug fehlten, um im Machtpoker der verschiedenen Gewerke auch nur ansatzweise mitzumischen. Andere, ihm weniger Gewogene sagen, er sei überfordert und unbelehrbar und habe mit den Inhalten seines Ressorts nichts am Hut. Für die Kultur in dieser Situation ist beides fatal.“
(Christine Lemke-Matwey, „Zeit“)
 
Wow. Die ihm Gewogenen halten Chialo demnach für gescheitert, ihm weniger Gewogene halten ihn für überfordert und sagen, er habe mit den Inhalten seines Ressorts nichts am Hut… Oder wie die „FAZ“ titelt: „Amateur im Blindflug“.
 
Nachtrag:
In ganz Deutschland werden aktuell die Ausgaben für Kultur zusammengestrichen. In ganz Deutschland? Nein. Denn eine Stadt leistet der gängigen Kulturfeindlichkeit tapfer Widerstand: Es ist Hamburg, das Kultur-Gallien der Republik. Dort sorgt der Kultursenator Carsten Brosda (SPD) dafür, dass der Kulturaushalt der Hansestadt im Jahr 2025 im zweistelligen Prozentbereich steigen wird. Und die Förderung von Clubs, der Livemusik-Szene und von Nachwuchskünstler:innen wird in Hamburg sogar fast verdreifacht.
Bravo! So geht engagierte, antizyklisch agierende Kulturpolitik!
 

01.01.2025

Chialo: Berlins Kulturinstitutionen sollen vom Berghain lernen!

Und was Berlins Kultursenator Joe Chialo wohl genau meint, wenn er sagt, dass die Kulturinstitutionen der Stadt von der Privatwirtschaft und explizit vom Berghain lernen sollen?
Ob er will, dass künftig zum Beispiel die Staatsoper Unter den Linden oder die Berliner Philharmonie auf problematische Sponsoren verzichten, wie es das Berghain seit zwanzig Jahren vormacht?
Oder wünscht sich Chialo am Eingang von Berlins Opern- und Konzerthäusern künftig eine strenge „Tür“, damit nicht mehr jeder reinkommt? Sven Marquardt & Co, die Menschen in nach Mottenkugeln riechenden Anzügen und Kleidern den Einlass in die Kulturtempel verwehren?
Rätsel über Rätsel.
 

01.01.2025

Die Stuttgarter Staatsoper dreht frei...

Die Staatsoper Stuttgart dagegen dreht frei:

01.07.2024

Kultursenator wird Kulturstaatsminister und fliegt nach Hawaii

Aus der Reihe „drollige“ bzw. „dubiose“ bzw. „selbstentlarvende Kulturpolitiker:innen-Statements“ heute der Berliner Kultursenator Joe Chialo (Ex Grüne, jetzt CDU) in einer Aussage zu den enorm gestiegenen Preisen in der Berliner Clublandschaft (laut „Tagesspiegel“):  

„Ich kann mir auch keinen Flug nach Hawaii buchen, wenn ich mir das nicht leisten kann. Und ich kann nur die Clubs besuchen, die ich mir leisten kann.“ 
 
Klassismus und Sozialdarwinismus in nur zwei Sätzen.
Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen höre ich, dass CDU-Boss Friedrich Merz und Joe Chialo sehr dicke miteinander sind, und diese Kreise sind sich auch sicher, dass Herr Chialo der nächste Staatsminister für Kultur werden wird.
 

01.07.2024

Staatliche Preisverleiherei, jetzt: Stationäre Plattenläden

Speaking of staatliche Popkulturpolitik:
Ich habe an dieser Stelle ja bereits etliche Male die Kulturpolitik von unverbindlichen Preisverleihungen mit der Gießkanne kritisiert, die hierzulande die dringend nötige institutionelle Förderung der unabhängigen Konzert- und Clubkultur und eine überfällige Anerkennung von Clubkultur (etwa im Baurecht und durch einen gesetzlichen Kulturraumschutz) ersetzt.
 
Aber sie hören einfach nicht auf mit ihrer staatlichen Preisverleiherei.
Jetzt haben die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), also Staatsministerin Claudia Roth, und der VUT einen „Preis für Schallplattenfachgeschäfte“ erfunden. 16 „stationäre“ Schallplattenfachgeschäfte sollen mit einem „Gütesiegel“ und einem Preisgeld ausgezeichnet werden in den Kriterien „Neugründung“, „Innovation“, „strukturschwache Region“ und „bestes Schallplattenfachgeschäft“.
Nun denn, solange es die Plattenläden noch gibt… 
Ein gesetzlicher Kulturraumschutz dagegen würde viele Plattenläden, die meistens aufgrund drastisch gestiegener Mieten aufgeben müssen, retten – oder wenigstens eine Änderung des Gesetzes für gewerbliche Mieten. Aber das wäre ja Politik, so etwas kann man von Politiker:innen wahrscheinlich nicht erwarten.
 
Stattdessen werden mit der Gießkanne ein paar Exemplare einer aussterbenden Art mit einem Preis ausgezeichnet, und bei der Preisverleihung können sich Frau Roth, die VUTler sowie die einschlägigen Kulturfunktionär:innen für die Presse ablichten lassen. Das gibt schöne Bilder, und genau darauf kommt es ihnen allem Anschein nach an.

01.07.2024

Herr van Dyk fühlt sich von Frau Baerbock in der Welt nicht gut repräsentiert

DJ Paul van Dyk (FDP-Mitglied) fühlt sich „von Frau Baerbock in der Welt nicht gut repräsentiert“, weil sie vom „bacon of hope“ (also „Speck der Hoffnung“) spreche statt vom „beacon of hope“, also dem „Leuchtfeuer der Hoffnung“.
Nun gibt es wahrlich jede Menge Gründe, mit Frau Baerbocks Politik nicht einverstanden zu sein, und ja, die „vom Völkerrecht“ kommende Politikerin hat mitunter auch Lübke-artige Aussetzer, aber der Grund, den Herr van Dyk hier gewählt hat, ist ungefähr so vernachlässigenswert wie seine Musik…
 

Seiten