Einem Fünftel der EU-Bevölkerung droht Armut
"Mehr als ein Fünftel der EU-Bevölkerung ist von Armut bedroht."
Quelle: Financial Times
"Mehr als ein Fünftel der EU-Bevölkerung ist von Armut bedroht."
Quelle: Financial Times
„Ende 2022 parkten Deutsche rund 377 Milliarden Dollar in Steuerparadiesen der EU, der Schweiz, in den USA oder Asien. Neun von zehn Konzernen, die weltweit arbeiten, haben in diesen Ländern Tochterfirmen. Dem deutschen Staat entgehen dadurch Rechnungen zufolge rund 26 Prozent Gewinnsteuer. Mehr als jedem anderen Land. Zusätzlich liegt die Steuerbelastung von deutschen Milliardären bei höchstens 0,5 Prozent. Die Meisten zahlen noch weniger, weil sie sich längst - genau - ihre eigenen Welten suchen."
(Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 11.1.2024)
Armut in den USA:
„Schon vor Corona waren in den USA 37 Millionen Menschen von Hunger bedroht (…) Die Folgen der Coronavirus-Pandemie treffen die USA härter als viele andere Länder. Mehr als 33 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten haben seit Beginn der Krise einen Neuantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Die Arbeitslosenquote ist auf mittlerweile 14,7 Prozent hochgeschnellt. Jeder siebte erwerbsfähige Amerikaner hat derzeit keinen Job. (…) In einer am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Studie der Washingtoner Brookings Institution gaben 17,4 Prozent der Mütter mit Kindern im Alter von bis zu zwölf Jahren an, ihnen fehle derzeit das Geld, um ihren Nachwuchs ausreichend zu ernähren.“
(Tagesspiegel, 12.5.2020)
Erbschaften und Schenkungen sind in Deutschland weitgehend steuerfrei – und das gilt vor allem für die Erben von gigantischen Vermögen.
Die Bundesregierung hat nun eine Anfrage der „Linken“ beantwortet: Demzufolge haben gerade einmal 600 Deutsche im Jahr 2018 mehr als 10 Millionen Euro und zusammengerechnet 31 Milliarden Euro aus Erbschaften oder Schenkungen erhalten, auf die im Schnitt nur fünf Prozent Steuern fällig wurden. Und von den nicht einmal 40 Bürger*innen, die sogar 100 Millionen Euro und mehr erhalten haben, haben zwei Drittel gar keine Steuern bezahlt. Null. Niente. Und auch der Rest dieser Superreichen kam ausgesprochen glimpflich davon: „Wer im vergangenen Jahr 100 Millionen Euro oder mehr geschenkt bekam, zahlte im Schnitt nur eine Steuer von 0,2 Prozent, heißt es in der Antwort der Bundesregierung“ (zitiert laut „SPON“).
„Armutsquote in Deutschland so niedrig wie noch nie“
So lautete die Überschrift in der „FAZ“ vom 31.10.2019 zur Berichterstattung über die aktuellen Armutsdaten des Statistischen Bundesamtes, wonach der „Anteil der von Armut und sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen in Deutschland stabil“ sei – hierzulande sind nämlich 2018 rund 15,3 Millionen Menschen und damit 18,7 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. „Stabile Verhältnisse“ also, was wollen wir mehr. Sind ja nur ein knappes Fünftel der Bevölkerung von Armut bedroht. Uns geht’s doch gold. Schwarz-rot-gold.
"Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat eine vielbeachtete Untersuchung vorgelegt, die allein schon mit ihrem Titel: "Verschlossene Türen" diesen Trend bestätigt: Kinder, die in einem Elternhaus mit beschränkten finanziellen Mitteln aufwachsen, "scheinen bereits im Vergleich zum Durchschnitt abgehängt", ist dort zu lesen. Am Schluss der "Expertise" genannten Untersuchung wird festgestellt:
Ein gleichberechtigtes Aufwachsen ist für die Kinder in den einkommensarmen Haushalten nicht möglich. Einschränkungen sind vorprogrammiert. Damit sind auch deren Entwicklungsperspektiven beeinträchtigt. (…) Die wachsende Schere zwischen arm und reich manifestiert sich am Ende im sozialen Ausschluss der Kinder.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Expertise: Verschlossene Türen
Dem Papier des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes geht es um Teilhabe von Kindern am sozialen und kulturellen Leben, um die es besser steht, je weniger die finanziellen Möglichkeiten durch den lebensnotwendigen und weiteren Grundbedarf beansprucht werden. Private Ausflüge wie auch Schulausflüge gehören in diesen Zusammenhang, Sportvereine, Treffen mit Gleichaltrigen, Medien, Kinobesuche, Kleidung usw.. Dies wird in den Kontext einer sich weiter auswachsenden Ungleichheit gestellt, die soziale Schranken aufbaut.
Der Verband verweist dazu einmal auf seinen Armutsbericht, wonach 22,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre arm sind. Zum anderen stellt auch die Expertise des "Paritätischen" fest, dass sich die Ärmeren von der guten Wirtschaftslage nicht profitiert haben, sondern die Ungleichheit gewachsen ist."
(Telepolis, 1.August 2019)
Wo leben die meisten (Dollar-)Millionäre?
In Prozent der erwachsenen Bevölkerung: In der Schweiz natürlich. Dort sind 7,5% der erwachsenen Bevölkerung Millionäre. In den USA sind es immerhin noch 5,9%.
In Deutschland übrigens 0,6%. Und in China 0,1%.
(Quelle: NZZ 20.6.2019)
Und den weltweit 22,1 Millionen Dollar-Millionären gehört die Hälfte des gesamten Finanzvermögens der Erde – während die restlichen 7,6 Milliarden Menschen sich die andere Hälfte des Vermögens aufteilen müssen.
Und bei diesen Zahlen der Boston Consulting Group (BCG) ist nicht einmal der Besitz von Immobilien oder an nicht börsennotierten Firmen berücksichtigt. Der BCG-Report bezieht sich ausschließlich auf Finanzvermögen, also Bargeld, Aktien, Wertpapiere und Fonds.
(Quelle: SPON, 20.6.2019)
Aber: „Umverteilung hat noch nie funktioniert!“ (Susanne Klatten, eine der reichsten Menschen Deutschlands)
Und: „Wer würde denn mit uns tauschen wollen?“ (Stefan Quandt, ihr Bruder, ebenfalls einer der reichsten Menschen Deutschlands)
„Ich bin eine Kapitalistin. Mir gehört ein Viertel von Bahlsen, das ist toll. Ich will mir ‚ne Segel-Yacht kaufen und solche Sachen.“
(Verena Bahlsen)
„Die Finanzvermögen sind weltweit zunehmend ungleich verteilt. Das geht aus einer neuen Studie der Boston Consulting Group (BCG) hervor. Demnach ist das gesamte private Geldvermögen der Welt im vergangenen Jahr nur um 1,6 Prozent gewachsen - von 202,7 auf 205,9 Billionen Dollar. Stärker gestiegen ist mit 2,1 Prozent hingegen die Zahl der Dollar-Millionäre. Von denen gibt es nun 22,1 Millionen auf dem Globus.
Diese im globalen Maßstab kleine Personengruppe besitzt inzwischen die Hälfte des gesamten Finanzvermögens, wie die BCG in ihrem diesjährigen Global Wealth Report feststellt - die andere Hälfte müssen die restlichen 7,6 Milliarden Bewohner der Erde unter sich aufteilen. Im Jahr 2015 bezifferte die BCG den Anteil der Millionäre am weltweiten Finanzvermögen noch auf lediglich 43 Prozent.
Dabei berücksichtigen die Experten der BCG noch nicht einmal den Besitz an Immobilien oder nicht börsennotierten Firmen. Ihr Report bezieht sich ausschließlich auf Finanzvermögen, also Bargeld, Aktien, Wertpapiere oder Fonds."
(SPON, 20.6.2019)
"Die Daten zu der sich immer weiter öffnenden Schere zwischen Arm und Reich wirken nur noch bizarr: Inzwischen besitzen die 26 reichsten Milliardäre Vermögen in einem Nennwert, der den Habseligkeiten der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung entspricht - das sind rund 3,8 Milliarden Menschen. In den USA sind es die vermögendsten 20 Superreichen, deren Vermögenswerte dem Hab und Gut der verarmten Bevölkerungshälfte entsprechen.
In der Bundesrepublik wiederum liegt diese Relation zwischen Milliardären und Mittellosen bei 45 zu 41 Millionen. 45 Megareiche Kapitalisten besitzen genauso viel wie die untere Hälfte der Bevölkerung, wobei die Spaltung bei den Einkommen in der Bundesrepublik inzwischen sogar stärker ausgeprägt ist als in den Vereinigten Staaten."
(in: Tomasz Konicz, "Die subjektlose Herrschaft des Kapitals", Telepolis 27.4.2019)
„Platz 23 von 41: Bei der Bildungsgerechtigkeit ist Deutschland laut einer Studie weit von einem Spitzenplatz entfernt. Auch Kinder in reichen Ländern haben also nicht automatisch die gleichen Chancen.
Deutschland steht bei der Bildungsgerechtigkeit im Vergleich zu anderen Industrieländern nur im Mittelfeld. Das ergab eine Studie des UN-Kinderhilfswerks Unicef, für die das Unicef-Forschungszentrum Innocenti in Florenz 41 Industrieländer verglichen hat.
Die geringste Bildungsungleichheit gibt es demnach in Lettland. Bulgarien und Malta stehen am Ende der Rangliste. Deutschland belege Platz 23 und liege damit im unteren Mittelfeld, hieß es. Das bedeute, dass auch Kinder in reichen Ländern nicht automatisch gleiche Chancen auf gute Bildung hätten. (...)
Jeder vierte Jugendliche aus einer bildungsnahen Familie in Deutschland könne sich demnach vorstellen, eine weiterführende Schule zu besuchen, bei den bildungsferneren Elternhäusern ist es nur jeder siebte - und das bei gleichem Leistungsniveau. Um mehr Bildungsgleichheit zu gewähren, forderte Unicef unter anderem, die frühkindliche Förderung für jedes Kind zu gewährleisten.“
(Spiegel Online, 30.10.2018)
„Müsste ich mir ein System ausdenken, das soziale Unterschiede manifestiert und Privilegien innerhalb bestimmter Gesellschaftsschichten belässt, könnte das deutsche Schulsystem ein Vorbild sein."
(Der Dortmunder Bildungsforscher Wilfried Bos laut „SPON“. Ich habe mir erlaubt, ein „s“ aus dem Zitat zu entfernen)
„Um die Gesellschaft glücklich und die Leute selbst in den niedrigsten Verhältnissen zufrieden zu machen, ist es notwendig, dass ein beträchtlicher Teil davon sowohl unwissend wie auch arm sei. Kenntnisse vergrößern und vervielfachen unsere Bedürfnisse, und je weniger Dinge ein Mensch begehrt, umso leichter kann er zufriedengestellt werden."
Bernard Mandeville (1670-1733), Die Bienenfabel
Die Autoren sprechen von einem »mehrfachen Strukturwandel der Erwerbsarbeit« in den vergangenen Jahrzehnten, der durch drei Elemente gekennzeichnet sei: den Rückgang von Normalarbeitsverhältnissen zugunsten von Teilzeit- und Leiharbeit, den umfassenden Abbau erwerbsbezogener sozialer Sicherungssysteme und einen starken Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen. »Prekarität« steht vor diesem Hintergrund für eine stabile »Zwischenzone«, die sich nach oben von der relativen Sicherheit des Normalarbeitsverhältnisses und nach unten von der verfestigten Erwerbslosigkeit und Armut abhebt. »Personen in der Zwischenzone bilden eine neue gesellschaftliche Gruppe, wenn nicht gar Klasse«, heißt es in der Studie.
Kennzeichnend für das Erwerbsleben dieser Klasse seien Niedriglöhne und unsichere, häufig wechselnde Jobs; daraus wiederum resultiere eine spezifische Haushaltssituation: Armut, beengte Wohnverhältnisse, häufig auch Überschuldung. So leben in Deutschland vier Millionen berufstätige Frauen und Männer – 12,3 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Nicht jeder befristet Beschäftigte, Leiharbeiter oder Minijobber wird hier mitgezählt. 26 Prozent der Erwerbstätigen verortet die Studie in einer »Zone gefährdeter Sicherheit«; hier ist entweder die Beschäftigungssituation oder die Haushaltssituation »anhaltend« als prekär einzustufen – aber nicht beides.