19.08.2012

Pussy Riots und Deutschland

Bei all den Solidaritätsadressen von Frau Merkel,
Frau Peaches, Frau Madonna oder Herrn Westerwelle an Pussy Riots nach ihrer
skandalösen Verurteilung durch ein Moskauer Gericht – machen wir uns nichts
vor, es gibt wenig Anlaß, sich im hiesigen vermeintlichen Schmuse-Biedermeier
irgendwie besser zu fühlen. Haben Sie sich einmal die Bilder der großartigen
Performance von Pussy Riots in der Moskauer Kirche angesehen? Und nun stellen
Sie sich mal vor, was hierzulande los wäre, wenn eine Band wie Pussy Riots den
Altar des Kölner oder Fuldaer Doms kapern und eine ähnliche Performance
hinlegen würde. Natürlich würden diese Pussy Riots hierzulande vom Fleck weg
verhaftet werden, natürlich würden Deutschlands Bischöfe so wie der Patriarch
der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., die Aktion als „Blasphemie“
verurteilen, natürlich müßten sich diese Pussy Riots auch hierzulande wegen
Mißachtung der Kirche und der „Verletzung religiöser Gefühle“ verantworten und
sich dem medialen Spießrutenlaufen von Blödzeitung bis
Einstecktüchlein-Katholik Mosebach aussetzen. Letzterer würde wahrscheinlich in
der „Berliner Zeitung“ die sofortige Ausweisung von Pussy Riots in ein
sibirisches Gefangenenlager fordern und hämisch hinterherrufen, es würde nicht
schaden, solchen kirchenfeindlichen Performance-Künstlerinnen „einen gewaltigen Schrecken einzujagen“,
es würde schließlich, da ist der Mosebach dem Putin sehr nahe, „das soziale Klima fördern, wenn Blasphemie
wieder gefährlich wird“.