25.03.2013

Musikexpress und Berichterstattung

Im aktuellen Heft des „Musikexpress“ klagt der sehr geschätzte Albert
Koch über die „Geheimhaltungsstrategien“
der Musikindustrie, in diesem Fall eines bestimmten Großkonzerns, der den
Journalisten keine Besprechungsexemplare der neuen Veröffentlichungen zur
Verfügung stellt, sondern schlecht funktionierende Streaming-Links oder nur das
Anhören neuer Alben bei sogenannten „Listening Sessions“ unter Bewachung von
Mitarbeitern der Plattenfirmen erlaubt.

All dies ist längst nicht mehr Ausnahme, sondern die Regel. Was mich
jedoch immer wieder wundert: warum lassen die Musikjournalisten denn all dies
mit sich machen? Wie wäre es denn, wenn sie sich den Gebaren der Musikindustrie
einfach verweigerten? Wenn sie sagen würden, daß sie nicht bereit sind, Alben
zu besprechen, die sie nur bei Listening Sessions oder per Stream erhalten? Daß
für eine sinnvolle Rezension eine ausführliche Beschäftigung mit einem Album
notwendig ist? Mir scheint, daß da beim embedded music journalism doch ein
wenig zu viel vorauseilender Gehorsam und etwas zu wenig Selbstbewußtsein
vorhanden ist. Und wer hätte denn letztlich mehr zu verlieren, wenn das neue
Album der Strokes oder von David Bowie einen Monat später besprochen würde –
die Musikzeitschrift oder die Plattenfirma?