16.06.2014

Prince, CTS & Tickets

Und nun sollte der große Künstler, der mal
Prince hieß, dann nicht mehr, und jetzt wieder, in die kleine Stadt namens
Berlin kommen. Genau sieben Tage vor dem geplanten Konzert im Tempodrom wurde
es angekündigt. Und die Ticketpreise, die der zum CTS Eventim-Konzern gehörende
Veranstalter Dirk Becker Entertainment aufrief, waren ziemlich sportlich: Man
ging mit zwei Preiskategorien an den Start, Kategorie A für 332,15 EUR,
Kategorie B für schlappe 297,65 EUR.Einen Tag später
kamen plötzlich günstigere Tickets in den Verkauf, Kategorie C und D kamen ins
Spiel, diese Tickets sollten "nur" noch 188,20 EUR kosten. Wer am Tag
vorher, weil er naturgemäß dachte, es gebe nur die zwei Kategorien A und B, für
300 Euro und mehr seine Tickets gekauft hatte, mußte sich vergackeiert
vorkommen. "Warum gibt es plötzlich billigere Preiskategorien?",
wollte der "Rolling Stone" vom Tourveranstalter wissen - er bekam
keine Antwort. Die Fans werden eben mitunter als Melkkuh betrachtet, nicht als
Menschen, die viel Geld für eine Konzertkarte ausgeben...Doch das Ende der
Geschichte ist noch nicht erreicht. Am 31.Mai, drei Tage vor dem geplanten
Konzert, greift der Veranstalter zu einer Verzweiflungstat, jetzt werden die
Ticketpreise erneut gesenkt, jetzt bietet man "zwei Tickets zum Preis von
einem" an, das günstigste Ticket kostet jetzt 94,10 EUR, also mehr als 200
Euro weniger als noch vor ein paar Tagen, zu Beginn des Vorverkaufs.Geholfen hat es
alles nüscht, am Abend vor dem Konzert (!) fand man auf der Homepage des Veranstalters
die lapidare Nachricht: "Prince.
Berliner Show im Tempodrom abgesagt. Das für Dienstag, 03. Juni 2014,
geplante Konzert mit Prince & 3RDEYEGIRL im Berliner Tempodrom muss aus
produktionsbedingten Gründen abgesagt werden."Aus
"produktionstechnischen Gründen"?!? Klar, so heißt es immer, und man
kann nur den Kopf über diese Publikumsverarsche schütteln, denn man wäre ja ein
extrem schlechter Tournee- und Konzertveranstalter, wenn man nicht im Rahmen
der Vertragsverhandlungen die "Produktionsbedingungen" ausführlich
begutachtet und als realistisch angesehen hätte. Das ist immer
Musikindustriesprech und bedeutet einfach: wir haben nicht genug Tickets
verkauft. Wir haben aber nicht den Mumm, das auch zuzugeben.In diesem Fall des
zum CTS Eventim-Konzern gehörenden Konzertveranstalters ist die ganze
Angelegenheit aber ein extremes Bubenstück. Irgendwie haben die
Konzertkonzerne, die ihr Geschäft offenbar einzig aus Profitgründen betreiben,
immer noch nichts kapiert. Extrem überteuerte Ticketpreise, mangelhafte
Kommunikation, die Fans ignoriert - schlimmer gehts nimmer. Schade, daß das
einen tollen Künstler wie Prince betrifft. Und dem Vernehmen nach hat CTS
Eventim zwar die Ticketpreise erstattet, aber EUR 12.-
"Bearbeitungsgebühr" einbehalten (siehe http://www.ticcats.de/blog).
Den Fans wird eben immer das Fell über die Ohren gezogen, und selbst mit
abgesagten Konzerten macht der deutsche Marktführer noch Profit...Kurzfristig wurde
übrigens bekannt, daß Prince am 4.Juni zwei Konzerte im Londoner Roundhouse
angesetzt hat, die Ticketpreise betrugen weniger als ein Drittel der
Berlin-Preise, zwischen 92 und 104 Euro - was ja wahrlich immer noch eine ganz
schöne Stange Geld ist! Die beiden Konzerte waren binnen weniger Minuten
ausverkauft...