29.05.2016

Payola bei Spotify

Natürlich können wir in der Musikindustrie über derartige Einflußnahmen
nur milde lächeln. In „unserer“ Branche sind Lobbyismus, Bestechung und
Korruption seit Ewigkeiten gang und gäbe, etwa durch Payola, wie das
verbrecherische System genannt wird, daß „eine
Plattenfirma Disc-Jockeys und Programm-Redakteure von Rundfunk- und
Fernsehsendern besticht, so daß ein bestimmtes Lied häufiger gespielt wird“
(Wikipedia). Vereinfacht gesagt: Das, was die Redakteure der
Nachrichtenmagazine des Staatsfernsehens in vorauseilendem Gehorsam
vollbringen, lassen sich die Redakteure der Musiksendungen bezahlen. So etwas
gibt es aber selbstredend nur und ausschließlich in den USA und ist hierzulande
völlig unbekannt. Großes Indianerehrenwort!

Allerdings hat nun der Geschäftsführer von Warner Music, Stephen Cooper,
die „Praxis von gekauften Playlists“ beim Streamingdienst Spotify gegenüber
„Billboard“ (hier zitiert nach „Musikmarkt“) zugegeben. „Das aus dem Radio- und DJ-Bereich gängige Payola gewinnt immer mehr
Relevanz im Playlist-Streaming“, berichtet „Musikmarkt“. Kein Wunder:
Spotify hat gerade bekanntgegeben, daß die kuratierten Playlisten des
Streaming-Portals jede Woche eine Milliarde Streams verzeichnen – ein
gigantischer Markt!

Das Magazin „Digital Music News“ stellt dazu fest, daß die Playlisten
bei Spotify nicht etwa organisch seien, sondern ähnlich wie Radio-Playlisten „ge- und verkauft“ werden. Demnach
entscheiden immer häufiger die drei Major-Labels Universal, Sony und Warner,
die bekanntlich praktischerweise wesentliche Anteile an Spotify halten, welche
Tracks welcher ihrer Künstler in den beliebtesten Playlisten, der „heavy
rotation“, auftauchen.

Laut „Billboard" existieren in der Branche
bereits Pay-for-Play-Preiskategorien, Payola sei „längst Realität“. Kuratierte Playlists sind in den meisten Fällen
bezahlter Inhalt, so "Billboard": „Von
2000 US-Dollar für Playlisten mit zehntausenden Fans bis zu 10.000 US-Dollar
für noch höher frequentierte Playlists.“

(aber jetzt mal im Ernst: haben Sie gedacht, ich würde die Playlist
dieses Rundbriefs und die Tracks meiner Spotify-Playlist „BS OPEN“ selbst und
unabhängig zusammenstellen? Awcmon. Ich schicke Ihnen bei Interesse gern die
aktuell gültige Preisliste zu...)