03.02.2015

Pressefreiheit, Selbstzensur und Kölner Jecken

Mit der zunächst so wortgewaltigen Verteidigung der
Pressefreiheit ist es nicht weit her.Mittlerweile ist Selbstzensur wieder das Mittel des Tages. Redakteure
und Intellektuelle „suchen offensiv, ja
geradezu programmatisch nach Argumenten für die Selbstzensur. Überall ist
plötzlich von ‚Redaktionslinien“ die Rede. Der ‚Respekt vor Religion' ist jetzt ein Prinzip, das dem der
Meinungsfreiheit zumindest ebenbürtig ist“, schreibt Thierry Chervel im
„Perlentaucher“. Nach der ersten Erschütterung und der solidarischen Reaktion
von Medien und Politik erfolgt längst die Kehrtwende, jetzt wird über „Respekt
gegenüber Religion“ und über womöglich fehlende „Qualität“ der Zeichnungen
diskutiert.

Und die aus irgendwelchen dubiosen Gründen als
„liberal“ geltende „New York Times“ hat ihr ganz eigenes Verständnis von Pressefreiheit und
schreibt in einem Leitartikel zu den Karikaturen von Charlie Hebdo: „To judge what is fit - or safe - to print.“Der Humor von Charlie Hebdo-Karikaturen erfülle „nicht die Standards der Times“,
erklärt der Chefredakteur der „New York Times“ im „Spiegel“ und ergänzt, die
Zeichnungen seien seiner Zeitung „nicht
würdig“. Und die Lehre, die die Bundestagsfraktion der „Grünen“ aus den
Attentaten auf Charlie Hebdo und jüdische BürgerInnen Frankreichs zieht,
formuliert der „religionspolitische Sprecher“ (was die Grünen alles haben...)
der Fraktion, Volker Beck: „Nicht alles,
was Meinungs- und Pressefreiheit schützen, muss man auch sagen und schreiben.“
Eine weiche Zensur also statt einer harten? Beck und seine Grünen können sich
ja mal anhören, was Roberto Saviano sagt: „Das
gegenwärtige Europa vergisst, die Meinungsfreiheit zu verteidigen.“ So ist
das wohl.

Die Kölner Karnevalisten sehens jedenfalls wie Volker Beck und wollen
sich ihren Spaß nicht verderben lassen: Beim Kölner Karneval wird es keinen
Wagen für Charlie Hebdo geben, die Veranstalter wollen ihren Umzug sorgenfrei
feiern und verzichten lieber auf ihre Meinungsfreiheit. Kölle Alaaf! Grüne
Hellau!

03.02.2015

Griechenland, Propaganda, Schulz

In diesem Rundbrief wird es einige Anmerkungen in Sachen „Demokratie“
geben, die den Weltläuften geschuldet sind. Demokratie ist ja in Sonntagsreden
immer in aller Munde, aber wenn es dann ernst wird, merkt man schnell, wie sich
die Mächtigen das mit der Demokratie in Wirklichkeit gedacht haben. Da droht
der niederländische Finanzminister und Euro-Gruppen-Chef Dijsselbloem
Griechenland mit einem kompletten Hilfsstopp, falls die Griechen sozusagen
falsch wählen würden (mal jenseits dessen, daß bisher laut Schätzungen des
Chefökonomen der „Financial Times“, also einer Zeitung, die linker Sympathien
einigermaßen unverdächtig ist, bisher nur ganze elf Prozent der „Hilfszahlungen“
bei der griechischen Regierung ankamen, während der Rest, also knapp neunzig
Prozent mehr oder minder direkt bei den Banken landete – es war eben ein Bankenhilfsprogramm, die Bevölkerung
wird arbeitslos, verliert Sozialleistungen und verarmt...). Und EU-Kommissionschef
Juncker warnte Griechenland vor den Wahlen vor einer Abkehr vom „Reformkurs“ (er meint das diktatorische
Austeritätsgebot der Troika, nicht unwesentlich angestiftet von Angela Merkel),
er fürchtete, ähnlich wie einige bundesdeutsche Politiker, die ganz unverhohlen
drohten, ein "falsches
Wahlergebnis".

„Falsches Wahlergebnis“?!? Also ganz nach dem
Motto: Hört mal, liebe Griechen, ihr habt zwar dieses komische Dingens namens
Demokratie erfunden, aber so haben wir das nicht gemeint. Demokratie ist nur
solange gut, wie ihr wählt, was wir wollen, alles andere ist ein falsches
Ergebnis!

Und dann macht dieser neue griechische Präsident
auch noch eine eigene Politik – unverschämt, so haben wir schließlich nicht
gewettet! Der EU-Parlamentspräsident Schulz (SPD) sagte in der Blödzeitung, er
werde mit Tsipras mal „Tacheles reden“
(also dem durchgeknallten Griechen mal ordentlich den Hosenboden versohlen): „Ich habe gar keinen Bock, ideologische
Debatten zu führen mit einer Regierung, die gerade mal zwei Tage im Amt ist.“
Ah ja. Ab wann darf eine frei gewählte Regierung denn auf die großzügige Anerkennung
seiner Gnaden des sozialdemokratischen EU-Politikers Schulz hoffen? Nach einem
Jahr Amtszeit? Nach zwei Jahren? Ab wann gilt eine Regierung als gewählt und
darf Politik machen? Nach zwei Tagen im Amt also allem schulzeschen Anschein
nach wohl eher nicht. Ab wann dann? Und: wird Schulz seine Entscheidung, ab
wann er mit einer gewählten Regierung über ideologische Fragen sprechen will,
in der garantiert ideologiefreien Blödzeitung kundtun?In bundesdeutschen Medien wird Tsipras ständig als
„Populist“ bezeichnet. Aber Schulz? Natürlich ein neutraler Sachpolitiker, der
nie nicht etwas Populäres sagen würde, wetten? Weswegen er seine Interviews ja
auch Deutschlands neutralen, „halbamtlichen
Blättern“ (P.P. Zahl) wie der Blödzeitung zu geben pflegt...

03.02.2015

Je suis Raif Badawi

All die selbstverliebten sonntagsrednerischen „Je suis
Charlie“-Äußerungen „unserer“ PolitikerInnen hätte ich etwas ernster nehmen
können, wenn sie die freien Meinungsäußerungen nicht aus allzu durchsichtigen
Gründen nur für französische Satireblätter einfordern würden, sondern
beispielsweise auch für Blogger in Saudi-Arabien, dieser Scharia-Diktatur, in
der Regierungsgegner enthauptet oder ausgepeitscht werden. Wie der Blogger Raif
Badawi, der wegen „Beleidigung des Islam“ zu 1000 Stockhieben verurteilt wurde
und nach den ersten 50 Stockhieben bereits schwer verletzt ist. Badawi,
2014 mit einem Preis von "Reporter ohne Grenzen 2014" ausgezeichnet,
hatte auf seiner Webseite "Liberal Saudi Network" die saudische
Religionspolizei kritisiert.Hat man auch nur ein Wort von Frau Merkel, Herrn Gauck oder Herrn
Gabriel dazu gehört?Natürlich, wir verstehen, Saudi-Arabien ist ja Partner des Westens, wir
bekommen ihr Öl, sie bekommen unsere Waffenexporte, wer wollte sich da mit
kleinlichem Gedöns wie Menschenrechten oder Meinungsfreiheit aufhalten...

03.02.2015

Tim Renner ist ein Hanswurschtl

Lernen Sie diese Sätze auswendig:„Wir können ein
leuchtendes Beispiel für Vielfalt in Europa sein. Menschen aller
Glaubensrichtungen, Ethnien, Nationalitäten oder mit den unterschiedlichsten
sexuellen Leidenschaften sind aus eigenem Antrieb in die Stadt der Freiheit
gekommen und bilden eine bunte, kreative Stadtgesellschaft. Lassen Sie uns alle
gerade jetzt daraus etwas machen!“Wenn Sie diese Plattitüden unfallfrei aufsagen können, haben Sie das
Rüstzeug, Kulturstaatssekretär in Berlin zu werden. Nicht der ganz große Job,
zugegeben, sondern eher das Hanswurschtl auf dem Schoß des Regierenden
Bürgermeisters, aber immerhin.

03.02.2015

Diestelmeyer ist Homer

Gerne ein wenig großspurig hat es Jochen Distelmeyer: „Ich fühle mich einer Tradition
verpflichtet, die von Homer zu John Lee Hooker reicht.“ Kleinere Währung
lag gerade nicht herum. Aber wenn man den Verrissen des Feuilletons glauben
darf, ist der erste Roman Distelmeyers doch eher ein substanzloses Wichtelwerk,
Tradition hin oder her. Was natürlich im deutschen Feuilleton trotzdem
ausführlichst breitgetreten werden mußte, ähnlich wie des Zimmermann Roberts
neuestes Werk, das dieser in weiser Voraussicht kostenlos an Senioren verteilen
ließ – damit es überhaupt jemand hört (außer den bundesdeutschen
Feuilletonisten, versteht sich). Bei Dylan kann man stattdessen zu den mit The
Band eingespielten Basement Tapes greifen, immerhin.

03.02.2015

Waldbühne Berlin bleibt bei CTS Eventim

Das Berliner Kammergericht hat dieser Tage entschieden, daß der
Pachtvertrag für die Waldbühne nicht neu ausgeschrieben werden muß. Die Vergabe
der renommiertesten Berliner Open Air-Spielstätte an CTS Eventim durch
CDU-Sportsenator Henkel hinter verschlossenen Türen und ohne Ausschreibung
wurde vom Gericht als korrekt eingestuft. Pikant ist, daß hier der ehemalige
CDU-Abgeordnete Schwenkow mit seinem DEAG-Konzern am CDU-Senator scheiterte.
Aber wundern muß sich niemand, wenn hier öffentliche Spielstätten im
Feudalherrenstil ohne Ausschreibung vergeben werden – so ist es in Berlin seit
jeher schlechter Brauch. Und glauben Sie bitte nicht, bei der Vergabe der neuen
Berliner Musikmesse mit dem dämlichen Namen „Pop=Kultur“ beispielsweise hätte
es auch nur eine öffentliche Ausschreibung gegeben, etwa für das Venue oder für
die beiden Kuratoren. Politik im Berliner Neofeudalstaat...

03.02.2015

Hofberichterstattung in der Berliner Zeitung

Am 16.1.2015 verschwendet die „Berliner Zeitung“ einen Großteil einer
ganzen Seite ihres seit geraumer Zeit ohnedies drastisch gekürzten Feuilletons
für eine unkritische Jubelarie über ihren Verleger, Alfred Neven DuMont: „Ein großer Verleger mit Herz“ ist der
Titel des Berichts über einen „Neujahrsempfang
vor MDS-Führungskräften“ (MDS = Mediengruppe M. DuMont Schauberg), also
eine Werbeveranstaltung des Verlags, die deswegen logischerweise außerhalb der
dem Verlag gehörenden Publikationen auch keine Erwähnung fand.Und so wurden lang und breit verschiedene Ergebenheitsadressen von
verschiedenen Mitarbeitern des Verlagsimperiums zitiert („Ich kenne keinen anderen Verleger, der publizistisch, politisch und
gesellschaftlich eine so herausragende Rolle gespielt hätte...“, „das
Verlagshaus ist eine Marke, weil auch er eine Marke ist“ usw.).Nun hat die „Berliner Zeitung“ eine langjährige und eher unrühmliche
Geschichte von journalistischer Unterwerfung hinter sich. Daß man sich aber für
eine derart unkritische Jubelberichterstattung nicht zu schade ist, wundert
doch, und insbesondere auch angesichts der Tatsache, daß der Verlag ja in der
letzten Zeit für massive Streichung von Arbeitsplätzen bei der Zeitung
verantwortlich ist, bekommt die Ergebenheitsadresse „ein Verleger mit Herz“ eben einen recht merkwürdigen Beigeschmack
der Unterwürfigkeit und Hofberichterstattung.Der sogenannte Journalist der „Berliner Zeitung“, der die Lobhudele auf
seinen Verleger schrieb, heißt Joachim Frank. Der Leser der „Berliner Zeitung“,
der sein Abonnement gekündigt hat, heißt Berthold Seliger. Schade, daß ich
künftig auf „Treueangebote für Abonnenten der Berliner Zeitung“ wie „5 Tage
Schweizer Impressionen genießen“ verzichten muß, die bisher ungefragt und
ungebeten per Brief vom „Berliner Verlag“ ins Haus flatterten.

03.02.2015

Deutsche Popmusik in deutschen Eingeweiden - Grölemeyer, Böhse Onkelz, Ben Becker

Der Bochumer Sänger, der nicht tanzen kann, gilt hierzulande als einer
der fähigsten Textdichter. Das bedeutet in einem Land, in dem, wie Wiglaf
Droste konstatierte, „Bild“ als Zeitung durchgeht, naturgemäß nicht viel und
wundert einen dementsprechend kaum, wenn man diese wohlfeil gedichteten Zeilen
liest, die sich auf des Sängers neuem Album befinden – es geht um das Endspiel
der Fußball-Weltmeisterschaft, übrigens – pure Poesie das:

„Letzter Moment kommt über Links
schwebt ein und senkt sich zwischen die Flügel,
Direkt aus der Luft von der gebogenen Brust
ein Fallschuß hat Gottes Gefüge.
Er ladet sanft im langen Eck.
Der Löw war los
Sie war grandios
Und endlich wars ihre Zeit
Geschliffen, gegriffen
Sie war'n übergroß
Und endlich hat es gereicht.
Und dieser Weg, der war nicht leicht“

Dieser stammelnde Altherren-Pop ist ganz tief drinnen in der deutschen
Seele (oder in der Deutschen Leib?), schon klar, da, wo der große Konsens
herrscht und sonst nur Platz für Tote Hosen oder Andrea Berg oder Böhse Onkelz
ist. Allerdings kann man auch mit Zeilen wie „Der zerrockte Clown / zerfeiert euch zu Staub“ (Deichkind)
eventuell an diesen geheimnisumwucherten Platz in den deutschen Eingeweiden
gelangen. Dort suhlt sich gern auch Ben Becker – man betrachte auf YouTube
seine in „Ich bin Jesus“-Größenwahnpose getätigte Ankündigung der „Onkelz“ auf
dem Hockenheimring – und mal am Rande: Was ist schon eine Pegida-Aufmarsch im
Vergleich zu den Böhse Onkelz-Volksaufläufen auf dem Hockenheimring? Zu den
Pegida-Demos kommen nicht mal zehn Prozent so viele Menschen, letztes Jahr,
dieses Jahr wieder. Veranstaltet von dem Tourveranstalter, der auch einige
Jahre lang einen James Blake auf Tour brachte und aktuell auf seiner Website,
anything goes, Bryan Ferry neben den Böhsen Onkelz anbietet (und Paul Simon
& Sting neben Rinderwahnsinn, Rinderwahnsinn auf dem Bild rechts) und AC/DC
und U2. It’s the profit, stupid!Klaus Walter hat in einem sehr lesenswerten Aufsatz in der „Berliner Zeitung“ auf den
„Ärzte“-Song „Schrei nach Liebe“ von 1993 hingewiesen, einem „Psychogramm des minderbemittelten
Eingeborenen, dessen diffuser Hass auf ‚die da oben’ sich gut verträgt mit
einem konkreteren Hass auf das als anders Markierte: Ausländer, Neger, Schwule,
Juden. Der Ärzte-Song gewährt auch Einblicke in die Triebökonomie des deutschen
Losers“, so Klaus Walter: „Zwischen
Störkraft und den Onkelz steht ’ne Kuschelrock-LP,“ singen die „Ärzte“.

03.02.2015

Mieten in Berlin steigen (nicht)

„Überraschend
moderat. Die Mietpreise steigen gar nicht so stark an, wie oft behauptet wird“, titelt die
„Berliner Zeitung“ am 11.12.2014. Also alles gar nicht so schlimm, nur üble
Panikmache? Wer sich die Mühe macht, den ganzen Artikel zu lesen, findet im vorletzten
Absatz Zahlen einer Untersuchung über Mietangebote in einschlägigen
Immobilienportalen, die die Artikel-Überschrift Lügen strafen: „Enorm ist die Steigerung in Berlin (plus 39
Prozent). Ähnliche Werte (+ 34 Prozent) wurden auch bei Erstbezugsmieten in
Neubauten erzielt.“

03.02.2015

Folter in der Schweiz

Ich wage mich ja am Donnerstag wieder einmal in die Schweiz, zu einem
Vortrag mit dem „Geschäft mit der Musik“ beim OOAM-Festival in Baden. Aber mal
ehrlich, ganz wohl ist mir dabei nicht. Die Schweiz hat nämlich, wie ich
unlängst las, die Anti-Folter-Konvention der Vereinten Nationen zwar
ratifiziert, aber bis heute nicht umgesetzt. Weder Folter noch die Mißhandlung
von Gefangenen sind in der Schweiz ein Straftatbestand. Und in den Kantonen
Zürich, St. Gallen und Appenzell Innerrhoden genießen Beamte sogar die
„relative Immunität“. Bei Mißhandlungen im Polizeigewahrsam prüft kein Gericht,
sondern eine nicht richterliche Stelle, ob aus Opportunitätsgründen die
Immunität der fehlbaren Polizeibeamten aufgehoben werden soll – den Polizeibeamten
wird bei Verstößen gegen das Folterverbot und Mißhandlungen der Gefangenen so
gut wie immer die Immunität gewährt.Huiuiui. Ich werde also vorsichtig sein müssen, was ich öffentlich
sage...(zitiert nach „Berliner Zeitung“)

03.02.2015

Fotopolitik Pere Ubu

Ein ständiges Problem ist die Fotopolitik von Rock- und Popbands,
Journalisten müssen mehrseitige Nutzungsverträge über ihre Fotos unterschreiben
und dürfen nur eingeschränkt über die Konzerte berichten. Und das Publikum wird
nicht selten belästigt, weil Journalisten eben nur die ersten zwei oder drei
Stücke fotografieren dürfen, den Fotografen dafür aber spezieller Raum vor der
Bühne freigehalten wird.

Ganz anders machen es Pere Ubu. Bandchef David Thoms hat die folgenden
Regeln zum Fotografieren auf Pere Ubu-Konzerten veröffentlicht:„Our policy is as
follows:1. We do not grant photo passes. All men are
created equal and endowed by Ubu Projex with certain inalienable rights, among
them life, liberty and the pursuit of photos of the band. No one individual has
any more 'right' to occupy space or have precedence. No individual has any
right to obstruct the view or pleasure of any other individual by reason of any
sort of imagined privilege.2. We do not restrict citizens of any particular
country from taking pictures for their private use and enjoyment.3. We do not restrict newspapers, blogs or similar
media from taking photos for the purpose of publishing them with reviews or
articles, as long as such photos are not then offered for sale.4. We do not grant license for agencies to sell
photos of us. If they want a license then they must hand over maximum
resolution files of the photos for our unrestricted use without any overlays of
any kind, including copyright notices.5. We don't care
about flashes as long as any other attendee of the event has no objection. If a
citizen does object then it is incumbant on the photographer to ameliorate the
situation.6. If the venue
restricts photos or flashes for their own reasons - aesthetic or otherwise -
then that is their right. But such restriction must apply across the board - no
exception may be granted to 'media elites.'“

03.02.2015

Kapuzineräffchen, Konsum, Kaptalismus

Die Kapuzineraffen haben es
nicht so mit dem Kapitalismus. Jedenfalls, wenn man einer Untersuchung von
Forschern an der Yale Universität in New Haven trauen darf. Laut „Spiegel
Online“ haben die Forscher das Phänomen untersucht, wonach viele Menschen ein
Produkt als besser bewerten, wenn es einen höheren Preis hat. „Versuche haben etwa gezeigt, daß
Testpersonen bei einer Weinprobe einen teuren Tropfen besser bewerten als einen
günstigeren - auch wenn es sich um genau dasselbe Produkt handelt. Tatsächlich
scheine ihnen der teure Wein auch besser zu schmecken, denn der Genuss
vermeintlich hochwertiger Produkte aktiviere bestimmte Belohnungszentren des
Gehirns“, so SPON.

Die Forscher führten nun
mit Haubenkapuzineraffen einen Versuch durch. „Vor jedem Experiment wurden die Affen geschult: Sie lernten, daß
verschiedene Nahrungsmittel verschiedene Preise hatten. Im ersten bekamen die
sieben Affen verschiedenfarbige Eissorten vorgesetzt - oranges und blaues. Dann
schauten die Forscher auf die Vorlieben der Affen. Je nach Vorliebe der Affen
bekamen die Eissorten ihren Preis. Das bevorzugte Eis war billiger als das
andere. Dann durften die Affen erneut wählen - ohne zu bezahlen. Das Ergebnis:
Obwohl die Affen nun wussten, daß ein Eis teurer - und damit vermeintlich
besser war - bevorzugten sie weiterhin ihre billige Lieblingseissorte.“ Die
Haubenkapuzineraffen sind halt nicht so blöd wie menschliche Konsumenten...

„In Sachen Urteilsvermögen und Entscheidungsfindungen
verhielten sich Affen häufig sehr ähnlich wie Menschen und unterliegen auch
ähnlichen Irrtümern“,
schreiben die Forscher. Die menschliche Eigenheit jedoch, eine Ware nach ihrem
Preis zu beurteilen, fehle ihnen. Vielleicht sollte man die Kapuzineraffen mal
ein paar Jahre unserem gängigen Konsumwahn aussetzen...

03.02.2015

Von der Bionade zu Inju

Der Erfinder der Ökobrause
„Bionade“, Peter Kowalsky, hat jetzt, wie in der „FAS“ zu erfahren war, mit
einem Kompagnon ein neues Getränk namens „Inju“ erfunden, ein Getränk, „das die Energie, die in dir steckt,
aktiviert“ und „das Wohlbefinden und
die eigene Leistung stärkt, ohne den Körper auszulaugen“, das ideale
Getränk also für die Selbstoptimierergeneration. Allein, Selbstoptimierung ist
leider nicht zum Sparpreis zu haben, der halbe Liter Inju kostet, tschah, 69
Euro. Es gibt eben Dinge, „die müssen es
dir wert sein“, so Kowalsky, schließlich „holt Inju raus, was in dir steckt, nicht mehr und nicht weniger.
Völlig dopingfrei und für jeden Menschen geeignet.“ Vielleicht angesichts
des nicht so übermäßig geringen Preises nicht ganz für jeden, aber wollen wir
nicht kleinlich sein.Ob die Kapuzineräffchen auf
diesen Schmarrn reinfallen würden? Ich glaube eher nicht. Bei den  Selbstoptimierern und denen, die „immer am Leistungslimit leben“, bin ich
mir aber sicher, daß sie, anders als die Äffchen, den Schmarrn mitmachen. Von
der Bionade zu Inju, ein kleiner Schritt nur für einen Teil der Menschheit...

03.02.2015

Brand Ambassadors & Kuratorinnen

A propos Selbstoptimierung.
Unlängst fiel mir eine Zeitschrift namens „Flair“ in die Hände. Viel Mode, viel
Bohei, viel Verarsche. Unter dem Titel „Im Namen der Marke“ wurde „der Traumjob des 21.Jahrhunderts“
vorgestellt: nämlich „Brand Ambassador“, also Markenbotschafterin. Denn: „Kaum eine große Marke verzichtet darauf,
ihre Identität von It-Girls darstellen zu lassen“. Also eher ihre
ITentität, würde ich sagen, aber immerhin haben „Marken“ sowas noch, was man
von den meisten Menschen, die längst zum Objekt
des „Marktes“ wurden, kaum noch gesagt werden kann.

Interessant dann ein paar
Seiten weiter ein Interview mit zwei PR-Frauen, die so schöne und ehrliche
Sätze aufsagten wie: „Es geht darum,
Geschichten zu erzählen und Gefühle zu wecken. Das funktioniert auch gut mit
Kunst.“ Genau, wissen auch längst Volkswagen oder Deutsche Bank oder all
die anderen Kunstsponsoren...

Wieder ein paar Seiten
weiter wurde ich dann allerdings doch ein wenig verwirrt. Gerade hatte ich
gelernt, daß der „Traumjob des
21.Jahrhunderts“ der „Brand Ambassador“ sei, da erfuhr ich nun in einem
„Dossier“: „Traumjob: Kuratorin“!
Denn „was in den 90er-Jahren der DJ war,
ist heute der Kurator: ein Traumjob, der harte Arbeit ist und überwiegend
Männer erfolgreich macht“ (man beachte die schöne Verwechslung von Subjekt
und Objekt: der Job macht also die Männer erfolgreich, nicht umgekehrt). „Doch die Kuratorinnen sind auf dem
Vormarsch“. Also, die Damen: wenn es als It-Girl mit der ITentität nicht mehr
läuft und ihr auch als Brand Ambassadors nicht vorankommt, noch ist der Zug nicht
abgefahren, werdet ihr eben Kuratorinnen!

03.02.2015

HUG & BMW machens mit der Hand

Vom Dasein als Brand
Ambassadors wissen die „Hörstmann Unternehmensgruppe“ und die ihr gehörende
Agentur „Gemeinsame Sache“ ein Indie-Lied zu pfeifen. Jüngster Coup: Gemeinsam
mit „BMW Motorrad“ veranstaltet man auf Ferropolis ein Festival namens „Pure
& Crafted“, das „die Lebenswelten von
Musik und Motorradkultur miteinander verbinden“ soll. Bitte fragen Sie mich
jetzt nicht, was die „Lebenswelt von
Musik“ ist, entsprechende Nachfragen bitte ich an die Hörstmann Unternehmensgruppe
zu richten.Gut gefallen haben mir
jedenfalls die Statements der neuen Geschäftspartner. Michael Trammer,
verantwortlicher Projektleiter bei BMW Motorrad, hat gleich etwas gänzlich
Neues herausgefunden, nämlich: „Musik ist
die emotionalste Form der Kommunikation.“ Und „Motorradfahren ist eine der ursprünglichsten und leidenschaftlichsten
Verkörperungen von Freiheit.“ Und was also liegt näher, als die Weisheit
herauszufinden, mit der uns ein Tim Meier, „Director Agency Business bei
Gemeinsame Sache“, beglückt: „Ob in Mode,
Styles oder Designs, in der Liebe zu kulinarischen Genüssen oder
Freizeitaktivitäten, in der Musik oder der Wahl der Fortbewegung: Es geht um
das Gefühl von Individualität, Freiheit, Echtheit und um handgemachte
Qualität.“ (die Erfindung von Fließbändern und Industrierobotern scheint
sich bis zu den BMW-Werkshallen noch nicht herumgesprochen zu haben, da machen
sie’s  offensichtlich wie dieser Tim
Meier, da machen sie’s alles noch mit der Hand...).

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