12.06.2016
Merle Haggard Versorgerin
Für das großartige österreichische Magazin „Versorgerin“
habe ich einen Text über Merle Haggard
geschrieben. Entlang einiger seiner wichtigsten Songs und anhand eines Konzerts
von The Hag, das ich 2013 in
Austin/Texas besucht habe, denke ich über die Widersprüchlichkeit nach, daß
große US-Singer/Songwriter zwar über die Situation der Arbeiter und der unteren
Mittelschicht hervorragende Songs schreiben, aber gleichzeitig dem zuneigen,
was wir die politische Rechte nennen würden – auch wenn dieses
Rechts-Links-Dingens in den USA nicht so einfach funktioniert, wie man denken
mag: Im aktuellen Heft von „Konkret“ erklärt Johannes Simon z.B. sehr
anschaulich, warum das neoliberale Establishment in den USA gegen Trump Sturm
läuft: „Es gibt einen Kandidaten, der
offen ausspricht, daß der Irak-Krieg ein ‚Riesenfehler’ war und der sagt: ‚Sie
haben uns angelogen! Es gab keine Massenvernichtungswaffen, und sie wußten
das!’ Der verspricht, sein Plan einer Gesundheitsversorgung würde ‚alle
umfassen’ und die enorme Macht der Pharmaunternehmer und Versicherer brechen. (...)
Und der alle anderen Kandidaten von Großspendern gekauft nennt, denen sie
dienten ‚wie Handpuppen’.“ Während eben Hillary die Vertreterin der
Großbanken, der Wall Street ist...
Wir werden in den Songs von Haggard, Cash (der in meinem
Text auch vorkommt) oder Nelson keine Dialektik, keine Rebellion, keinen
Widerstand finden, ebenso wenig wie in der US-Gesellschaft – warum sind ihre
Songs dennoch so wichtig? Mal abgesehen davon, daß in den meisten Songs der
Popkultur und speziell in der unserer Tage, bei all den Wandas und
AnnenMeyKantereits, weder Arbeiter*innen noch Haltung überhaupt zu finden sind
und allein deswegen schon jeder Song eines Merle Haggard mehr wiegt als die
ganze Jahrzehntproduktion der genannten Bands. Die längere Version des Textes
ist online, mit
zahlreichen Videos; diese Version dient auch einer Werkeinführung für
diejenigen, die Merle Haggard noch kaum kennen. –