News 05/2012
Wir kommen hier grad aus dem Feiern nicht mehr raus –
gestern, am 25. April, noch feste das Glas erhoben auf den „Tag des Baumes“,
und heute, am 26.April, feiern wir schon den ganzen Tag mit etlichen Flaschen
Champagner den „Welttag des geistigen Eigentums“, auch wenn wir
bedauerlicherweise zur offiziellen Feier, zu der sich der
„Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.“, der „Deutsche Industrie- und
Handelskammertag“, der „Markenverband“ und die
APM (diesmal ist nicht „Ihr Entsorgungsunternehmen, die Abfallwirtschaft
Potsdam-Mittelmark GmbH“, sondern der „Aktionskreis gegen Produkt- und
Markenpiraterie e.V.“ gemeint) im „Haus der Deutschen Wirtschaft“ zu Berlin
versammelt haben, merkwürdigerweise nicht eingeladen waren. Wir erheben das
Glas auf die im Haus der Deutschen Industrie versammelte Allianz und wünschen
von Herzen: Happy Welttag des geistigen
Eigentums!Aber es ist nicht alle Tage Weihnachten, und es kommt nicht
jeden Tag der Osterhase. Wenn die Feiern zum Welttag des geistigen Eigentums
vorbei sind, werden Sie eine große Leere in sich spüren und sich Anregungen zur
Freizeitgestaltung erhoffen. Und da legen wir Ihnen unsere Tourneen im Mai ans
Herz:
Rocket From The Tombs (und
Mudhoney)
Unsere Tour des Monats!
Daß wir das nochmal erleben dürfen: Die legendären "Rocket
From The Tombs" haben endlich ein Studioalbum aufgenommen
("Barfly", bei Cargo) und gehen nun auf ihre erste Europatournee. Für
die Jüngeren unter uns: Gegründet 1974. Ausgebrannt 1975. Manche halten es für
eine Tatsache, daß Punkrock von den Ramones in New York erfunden wurde, die den
Hardrock des Mittleren Westens mit den Garage-Singles der Sechziger zu einer Formel zusammenfaßten, die den Punk
definierte: kurz, schnell, eingängig und nicht aufzuhalten.
Doch es gibt ein
Universum, in dem die Wahrheit noch Bestand hat: Und in diesem verdrehten
alternativen Universum reichen die Wurzeln des Punk bis zu ROCKET FROM THE
TOMBS, der Band aus
Cleveland, die weniger als acht Monate existierte und es in der Zeit niemals
schaffte, ins Studio zu gehen…
Drei Dinge liefen
essentiell falsch: die Band nahm Drogen und trank Alkohol in einem Ausmaß, das
selbst Keith Richards Sorgen gemacht hätte; dazu zeitigte sie eine
Sprunghaftigkeit, die fatalerweise an The Troggs erinnerte, und verfügte über ein
Karussell von Drummern, das Spinal Tap alle Ehre gemacht hätte. Eines jedoch lief absolut richtig: in den
acht Monaten ihrer Existenz schrieben Rocket From The Tombs Songs, die zu
Punkhymnen wurden: “Ain't It Fun,” “Sonic Reducer,” “Final Solution,” “So Cold,”
“What Love Is,” “30 Seconds Over Tokyo,” “Amphetamine.” Und sie spielten sie,
als gäbe es kein Morgen mehr. Was vielleicht daran lag, dass es für sie auch kein
Morgen gab…
Denn die Band
zerlegte sich nach einem apokalyptischen Soundcheck, bei dem den Headlinern namens
Television vor Angst das Herz
in die Hose rutschte, in ihre Einzelteile. Ein Teil sollte sich schließlich zu
den Avant-Garagenrockern PERE UBU mausern, während ein anderer Teil zu den Punkhelden
THE DEAD BOYS mutierte (deren tollen Track "Sonic Reducer" manche
vielleicht kürzlich im Soundtrack zu "Carlos" registriert haben).
Sänger David Thomas sagt: „Wir haben diese Einstellung im Blut und
werden sie nicht los. Zumindest sind wir nicht mehr jung, laut und rotzig.
Jetzt sind wir alt, laut und rotzig.“
"Ein
Album, das die Welt für ein paar Sekunden paralysieren wird. RFTT waren das
Monster, das Pere Ubu und die Dead Boys gebären sollte. Ein Kraftwerk vor der
Explosion, ein Tollhaus der Avantgarde im Jahre 1974." (Musikexpress)
David Fricke, Herausgeber
des US- Rolling Stone, schrieb: "No
one else in American rock, underground or over, in 1974 and '75, was writing
and playing songs this hard and graphic about being f**ked over and fighting
mad. No one else is doing it now."
Ein einmaliges
Projekt, eine einmalige Tournee – Dabeisein ist Pflicht! (und wieder einmal
sagen wir: Frankreich, du hast es besser! Bei unseren Nachbarn ist diese Band
im Centre Pompidou, einem der wichtigsten Museen der Welt, und bei zwei tollen
Festivals zu sehen – hierzulande dafür: in den Clubs Ihrer Wahl!)
Einmalig ist das Zusammentreffen zweier legendärer Bands in München:
Dort spielen Rocket From The Tombs gemeinsam mit Mudhoney. Die Grunge-Urväter von Mudhoney treffen auf
die Punk-Heroen von Rocket From The Tombs. Die einzige Deutschland-Show von
Mudhoney im Jahr 2012 sieht die Band das erste Mal in Deutschland in den
letzten zehn Jahren, abgesehen von einer sensationellen, ausverkauften
Berlin-Show 2009.
The Magnetic Fields
Eine der
großartigsten Bands in unserem Roster - und nun sogar bei, Überraschung:
Domino! Dem aktuellen "in"-Label...
Das neue Album ist
im März erschienen. Und Stephin Merritt, einer der klügsten und besten
Songwriter unserer Zeit, "sucht in
der Disco-Hölle immer noch die Liebe" ("Rolling Stone").
Seine Texte spielen mit Geschlechterrollen, doch wenn Merritt, bekennender
Irving-Berlin-Fan, auf seinen letzten Alben hauptsächlich auf klassische
Kompositionen und Arrangements setzte, folgt nun ein Album aus synthetisierten
Sounds. "Es pulsiert und pumpt und
schillert und Shirley Simms singt von Rachefantasien unter Crystal-Meth-Einfluß
(...) ein Städter feiert wilde Orgien, die schöne Frau liebt nur den Mariachi
und der Synthie-Pop der Magnetic Fields klingt plötzlich wie eine auf
33-Umdrehungen abgespielte Abba-Single." ("Rolling Stone", 3
1/2 Sterne).
Stephin Merritt
weiß, wie man Songs schreibt, davon legt nicht zuletzt sein Jahrhundertwerk
"69 Love Songs" beredt Zeugnis ab - "die wichtigste Unternehmung der Jahrhundertschwelle".
Doch auf "Love at the Bottom of the Sea" ist Merritt bei der
Songlänge der frühen Sechziger angelangt - "die
Stücke sind wieder von größter Mitsingbarkeit", während sich "die Tonmischung an Live-Aufnahmen vom
Jahrmarkt orientiert" ("Der Freitag").
Calexico
Nach mehrjähriger Pause, einigen Änderungen in den privaten
Lebensverhältnissen der beiden Köpfe der Band und intensiver Arbeit im Studio
an neuem Material werden Calexico im Herbst 2012 mit einem sensationellen neuen
Album und zwei ausgedehnten Tourneen nach Europa zurückkehren.
Das neue Album der Band erscheint am 7.9.2012 wieder bei City Slang;
unmittelbar zur Album-Veröffentlichung wird die Band eine erste Europatournee
spielen: Die Daten Eine weitere Europatournee findet
im November 2012 statt; die Daten können ab dem 4.Mai auf unserer Homepage
abgerufen werden.
Lambchop
Über 20.000 Menschen haben die vielleicht besten Lambchop
aller Zeiten auf deren Europatour gesehen, von Oslo bis Madrid, von London und
Dublin bis Wien und Berlin. Aufgrund des großen Erfolges werden Lambchop ihr
Meisterwerk „Mr. M“ auf einer Zusatztour im Herbst noch mal ihren Fans
vorstellen: Die Daten
News
Als
Präsidentschaftskandidat wurde er unter absurden Gründen nicht zugelassen – nun
wurde Youssou N’Dour dennoch
Politiker: Er übernimmt in Senegals Regierung das Amt des Ministers für Kultur
und Tourismus. Wir gratulieren! –
Selbsterwähnungsbusiness I: „Wer zahlt die Kultur?“ fragte „Konkret“, und Josef Bierbichler,
Schorsch Kamerun, Klaus Lemke, Wenzel Storch und Berthold Seliger gaben knappe
Antworten, nachzulesen im Mai-Heft der auch sonst immer sehr lesenswerten
Zeitschrift. –
Im Mai-Heft der Ostschweizer Monatszeitschrift „Saiten“ kann
man Berthold Seligers Gedanken zur Kulturpolitik unserer Tage unter dem Titel „Orte nicht imperialer Kunst“ lesen. –