19.09.2018

Künstler für Red Bull! "Ain't singing for Pepsi..."

Sevdaliza. Dixon. Janelle Monáe. Jlin. DJ Hell. Gudrun Gut. Miss Kittin. Jeff Mills. Nina Kraviz. Westbam. FM Einheit. Robot Koch. Peaches. Und deprimierenderweise sogar Peter Brötzmann oder Tony Allen.

Das sind nur einige der Künstler*innen und Bands, die am „Red Bull Music Festival Berlin“ teilnehmen und für die Haltung ein Fremdwort zu sein scheint. Man nimmt gerne die Kohle, die ein dem Rechtspopulismus zuneigender Großunternehmer mit seiner klebrigen braunen Limonade verdient hat, und tut so, als ob das ja alles „Musikförderung“ sei – und das Programm ist ja ach so hip... Klar ist das Festival-Programm einigermaßen interessant, weil die Marketingprofis von Red Bull natürlich längst wissen, wie Marketing in diesen Zeiten geht – und Geld haben sie sowieso genug.

Und „Arte“ bringt die Red Bull-Nacht „30 Jahre Techno in Berlin“ ins Fernsehen, alles geht Hand in Hand, Red Bull, Arte, coole Locations, hippe Allesmitmach-Musiker*innen.

It’s not bout culture anymore, it’s bout Red Bull capitalism, stupid!
Die teilnehmenden Künstler*innen und Bands aber haben ihren Namen beschmutzt, er ist künftig von brauner Limonade verklebt.
„Keep your name clean!“ (Patti Smith)
Wie war das noch gleich bei Neil Young?
„Ain’t singing for Pepsi, ain’t singing for Red Bull“ – es wird höchste Zeit, Red Bull Festivals und die Red Bull Academy zu boykottieren!

* * *

Nachtrag 14.10.2018:
Einer der milderen und eher verständnisvollen Texte über die Red Bull Music Academy (RBMA) und ihr Red Bull Music Festival fand sich am 14.10.2018 in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Ein Schlaraffenland für Musikfans“ sei die RBMA, lesen wir da, es gebe dort den von Habermas postulierten „herrschaftsfreier Diskurs“, mit lauter „Menschen, die gut gelaunt und respektvoll miteinander arbeiten“, und letztlich sei die RBMA „einer der Strohhalme für alle, die im Pop etwas erreichen wollen“.

Wahrscheinlich ist es reiner Zufall, daß sich in der nämlichen Ausgabe der „FAS“ vom 14.10.2018 als bezahlte Beilage das „Red Bulletin“ von Red Bull fand, das Kampfblatt neoliberaler Selbstoptimierung. Titelstory: „Das kannst du auch! Extremsportler verraten, wie du in jeder Lage gelassen bleibst.“ Und zwar: „Lote Grenzen aus wie ein Kletter-Profi!“ „Durchhalten wie eine Welt-Umradlerin.“ „Finde inneren Frieden wie ein Ultrarunner.“ „Organisiere das Chaos wie ein Polarforscher.“ „Überwinde deine Angst wie eine Drachenfliegerin.“ „Blende negative Gedanken aus wie ein Abenteurer.“ „Meistere harte Zeiten wie eine Einzelkämpferin.“ Aber sicher doch.

Und weiter hinten im Red Bulletin erfahren wir dann auch, welches Auto die „Abenteurer“ im „Großstadtdschungel“ fahren: Den „ikonischen“ Jeep Wrangler nämlich. So ist das alles, ganz herrschaftsfrei und gut gelaunt im Schlaraffenland konsumieren. Die RBMA und das Red Bulletin schulen euch und zeigen, wie’s geht. „Für alle Abenteurer!“