Pauschale Ticketinggebühr statt skandalösen prozentualen Vorverkaufsgebühren!
In Hamburg haben Kulturinstitutionen wie Kampnagel, das Deutsche Schauspielhaus und das Thalia Theater nach einer Ausschreibung eine Ticketing-Zusammenarbeit mit dem isländischen Ticketinganbieter Tixly vereinbart. Dadurch gibt es jetzt günstige und vor allem pauschale Ticketinggebühren. Tortoise-Fans zahlen bei Kampnagel zum Beispiel eine Ticketgebühr von € 2,50 brutto (wobei Tixly sogar nur einen Bruchteil dieses Betrags erhält, der Rest geht in die Abwicklung bei den Veranstaltern).
Warum ist das ein guter und wichtiger Schritt?
Die meisten Ticketing-Konzerne verlangen eine Vorverkaufsgebühr von 10 Prozent sowie eine „Systemgebühr“ in Höhe von über einem Euro (meist zwischen 1,10 und 1,30 €).
Dazu kommen skandalöse Versandgebühren von über 5 Euro (für einen normalen Brief ohne Einschreiben, Porto 0,95 €!) oder ebenfalls skandalöse „Print at home“-Gebühren.
Auf diese Weise erzielen Ticketkonzerne wie CTS Eventim oder Ticketmaster, aber auch kleinere Anbieter wie Reservix immense risikolose und weitgehend auch leistungslose Profite.
Das Problem besteht neben den unseriösen Versandkosten in den prozentualen Vorverkaufsgebühren. Der Verkauf von Tickets ist ja im Grunde eine Dienstleistung, die unabhängig von der Höhe des Ticketpreises kalkuliert werden sollte. Mit welcher Logik nehmen CTS Eventim oder Ticketmaster immer höhere VVK-Gebühren, je mehr der Ticketpreis steigt? Ihre Dienstleistung bleibt ja immer die gleiche.
Das wäre in etwa so, wie wenn im Supermarkt die Papiertüte, die pauschal zum Beispiel 50 Cent kostet, bei Einkäufen mit höheren Einkaufssummen proportional immer teurer werden würde. Kaufen Sie für 50 Euro ein, kostet die Tüte dann zum Beispiel zwei Euro… Die Kunden wären zurecht sauer. Beim Ticketing für Konzertkarten aber nehmen wir das alle einfach so hin. Dadurch werden die Ticketingkonzerne immer reicher – CTS Eventim beispielsweise hat allein in der ersten Jahreshälfte 2025 nur im Ticketing einen Superprofit von 166,8 Millionen Euro eingeheimst – eine Bruttomarge von über 40 Prozent! Und es geht sogar noch besser: In den gerade veröffentlichten Zahlen des dritten Quartals 2025 nennt der CTS Eventim-Konzern einen „Profit“ (EBITDA) von 91 Millionen Euro – in gerade einmal drei Monaten, nur durch den Verkauf von Tickets! Die Bruttomarge stieg auf 43,1 Prozent.
Und wer hat das bezahlt? Die Fans. Mit viel zu hohen Ticketgebühren. Die Aktionäre freuts, die Aktienkurse stiegen deutlich, CTS Eventim verzeichnete den größten Wochengewinn an der Deutschen Börse.
Die Ticketingkonzerne verdienen durch die prozentualen VVK-Gebühren sogar meistens deutlich mehr als die örtlichen und die Tournee-Veranstalter, die ja die eigentliche Arbeit machen und vor allem das Risiko der Konzerte tragen.
Bei einem Konzert mit 1.000 verkauften Tickets zu sagen wir 35 Euro, also nach Abzug der 7% Mehrwertsteuer 32,71 Euro, kommen beim Ticketingkonzern 1000 x 3,27 € plus 1000 x 1,03 € zusammen, insgesamt 4.300 Euro (plus der Profite aus den überhöhten Versandkosten!). Tourveranstalter und örtliche Veranstalter kommen dabei in aller Regel auf weniger als 40% dieses Betrages – obwohl diese wie gesagt nicht nur die ganze Arbeit machen (natürlich jenseits der Musiker:innen, die auf der Bühne stehen), sondern auch das komplette Risiko tragen.
Richtig interessant wird es natürlich bei größeren Konzerten. Stellen Sie sich die Einnahmen durch das Ticketing bei einem Konzert mit 10.000 Plätzen á € 60 vor: 67.100 netto! Oder nehmen wir 20.000 Tickets á 120 €: 246.400 Euro für die Ticketinganbieter! Ich will Sie jetzt nicht mit den Einnahmen bei Stadionkonzerten und Ticketpreisen von mehreren hundert Euro langweilen…
It’s the ticketing, stupid!
Allerhöchste Eisenbahn, diesen weitgehend leistungs- und risikolosen Superprofiten der Ticketing-Konzerne einen Riegel vorzuschieben! Eine Möglichkeit hat der Hamburger Senat vorgemacht: Günstigere Ticketing-Anbieter auszuwählen, die pauschale Ticketinggebühren „all inclusive“ (also ohne versteckte Zusatzgebühren) anbieten. Das ist ein Schritt hin zu einem kommunalen Ticketing, das faire Ticketgebühren gewährleistet und die Tickets für die Fans dadurch wesentlich günstiger macht.
Wir waren, wie so häufig, schon mal weiter.
Bei meinem ersten Stadionkonzert, Rolling Stones im Münchner Olympiastadion im Juni 1982, haben die Tickets pauschal (also völlig egal, wo man saß oder stand) 40 DM gekostet: 38 DM „zzgl. DM 2.- Vorverkaufsgebühr“, so stand es auf den Karten. 2 DM – das sind übrigens gerade einmal 5,26 Prozent – und das in der Prä-Internet-Ära…

Was 1982 bei den Rolling Stones möglich war, nämlich eine pauschale Ticketgebühr ohne versteckte Zusatzkosten, ist 2025 zum Beispiel in Hamburg ja auch wieder möglich, siehe oben. Man muss es nur wollen. Und man darf annehmen, dass auch Tixly bei pauschalen Ticketgebühren in Höhe eines Bruchteils von 2,50 Euro noch Geld verdient, Tixly ist ja schließlich auch kein Wohlfahrtsunternehmen.


