Sportreporter schreiben Geschichte II
Ich hatte ja unlängst an dieser Stelle bereits darum gebeten, ob die Damen und vor allem die Herren (vor allem: Sport-)Journalisten nicht bitte damit aufhören könnten, jeden Köttel, der auf dem medialen Feldweg herumliegt, damit zu titulieren, daß dieser Köttel gerade „Geschichte geschrieben“ habe.
Diese Bitte wird hiermit eindringlich erneuert. Es geht einfach nicht an, daß wie in der FAS vom 4.6.2017 behauptet wird, „Real Madrid Geschichte schreibt“, bloß weil der Fußballverein gerade mal „als erstes Team den Titel in der Königsklasse verteidigt“ hat.
Und es ist absurd, wenn wie auf SPON vom 3.6.2017 mitgeteilt wird, daß „Timo Boll bei der Einzel-WM im Einzel Geschichte geschrieben“ habe, weil er „als erster Deutscher zum vierten Mal in Folge im Viertelfinale steht“. Awcmon, Leute!
Geschichte ist die Entwicklung der Menschheit, oder, wie es bei Wikipdeia heißt: „Unter Geschichte versteht man im Allgemeinen diejenigen Aspekte der Vergangenheit, derer Menschen gedenken und die sie deuten, um sich über den Charakter zeitlichen Wandels und dessen Auswirkungen auf die eigene Gegenwart und Zukunft zu orientieren.“ Davon kann beim mehrmaligen WM-Viertelfinaleinzug des Timo Boll ebenso wenig die Rede sein wie beim zweimaligen Champions-League-Titel von Real Madrid. Denkt euch bitte neue Worthülsen aus, liebe Sportreporter!