08.08.2020

Wie es einmal fast zwei Frauen aufs Cover des „Rolling Stone" schafften...

„Wie es einmal fast zwei Frauen aufs Cover des ‚Rolling Stone‘ schafften“, lautet der auf allen Ebenen sehr lesenswerte Artikel von Stefan Niggemeier in „Übermedien“. Zwei Frauen, die Soulsängerin Joy Denalane und die Rockmusikerin Ilgen-Nur, wurden für die August-Ausgabe der deutschen Ausgabe des Fanzines (aktuelle verkaufte Auflage: ca. 12.000) interviewt (und, am Rande: das Interview ist verdammt gut und ebenfalls sehr lesenswert! Klasse, daß die Redaktion das so ins Blatt genommen hat, inklusive der substantiellen Kritik der Musikerinnen an den rassistischen und sexistischen Verhältnissen im Musikgeschäft und am „Rolling Stone“; Respekt dafür!).
Dann wurde eine große Fotosession mit den Musikerinnen gemacht, eigens auch fürs Cover. Aber dann, ja dann… kam etwas dazwischen. Etwas, womit niemand rechnen konnte. Nämlich der urplötzlich hereinschneiende 45. „Geburtstag“ des Bruce Springsteen-Albums „Born To Run“. Fünfundvierzig! Also das rundeste aller denkbaren runden Jubiläen! Klar, daß das gefeiert werden mußte. Nämlich mit einem Cover. So wie in den letzten zwei Jahren die Titelgeschichten im „Rolling Stone“ immer top-aktuell waren: 40 Jahre „Emotional Rescue“, 50 Jahre „Let It Be“, 40 Jahre „Black in Black“, 75 Jahre Eric Clapton, 50 Jahre Glamrock, 45 Jahre „Physical Graffiti“, 50 Jahre „Abbey Road“ undsoweiterundsofort, Niggemeier listet sie alle auf.
Nun ist es nicht gerade unüblich, daß Fanzines ihrem überschaubaren, aber spezialisierten Fankreis immer wieder just die Künstler auf dem Cover präsentieren, die sie ansprechen. Nur versteht sich der deutsche „Rolling Stone“, der bekanntlich seit Jahren im Axel Springer-Konzern erscheint, ja eher nicht als Fanzine, sondern als Musikmagazin. Wenn auch in der Realität eher als „Fachmagazin für Rock-Nostalgie“ (Niggemeier).
Eines allerdings kommt bei Niggemeier gar nicht zur Sprache: Nämlich, daß das Gros der Cover der Musikmagazine bekanntlich von der Musikindustrie gekauft wird. Man kann nur vermuten, daß die Musikindustrie auch in diesem Fall plötzlich mit einem (gar nicht mehr so großen, so sind die Zeiten…) Scheck gewedelt hat, und dann war die „redaktionelle“ Entscheidung, wer aufs Cover kommt, natürlich schnell klar: Nicht die „Zwei mit Haltung“ (RS-Chefredakteur Zabel), also die Musikerinnen ganz in rot, sondern eben: Der Boss! „Er wird von unseren Lesern sehr geschätzt, in schwierigen Zeiten hängt viel davon ab.“ (Zabel)