"Must See": Lobbyverband der Musikindustrie
Ich war ja dieser Tage als Redner zur Berliner „MostWanted:Music“-Konferenz (MW:M19) eingeladen.
Ich war ja dieser Tage als Redner zur Berliner „MostWanted:Music“-Konferenz (MW:M19) eingeladen.
Ein wirklich interessantes Buch mit vielen Insiderinformationen aus der Musikindustrie ist Daniel Nordgards „The Music Business and Digital Impacts: Innovations and Disruptions in the Music Industries“. Es erscheint beim Springer Wissenschaftsverlag (der nichts mit Axel Springer zu tun hat), hat 129 Seiten und kostet – 99,18 Euro!
Was haben die Lobbyisten der Musik- und Verlagsindustrie – vom einschlägigen Vereinsblättchen in Baldham bis hin zur FAZ – uns monatelang eingebläut, daß es Google & Co. seien, die Lobbyarbeit gegen die EU-Urheberrechts“reform“ betreiben würden, und die Millionen Menschen, die gegen diese Reform protestiert haben, seien entweder Bots oder anderweitig von den Internetgiganten ferngesteuert.
ABER:
Wer weiß, was sich da noch tut in der nahen Zukunft.
Der Filmkritiker Rüdiger Suchsland beschäftigt sich auf Artechock mit der Longlist für den deutschen Filmpreis und schreibt zornig, daß diese „wieder einmal ein Panoptikum der Mittelmäßigkeit und künstlerischen Bedeutungslosigkeit bietet, dass es zum Himmel schreit. (...) Der deutsche Film according to deutsche Filmakademie ist ein Biotop der Harmlosigkeit und Irrelevanz."
Dieser Tage endlich mal die Dokumentation über die DDR-Plattenfirma Amiga komplett gesehen, die seit Monaten durch die Dritten Programme, 3sat und Phoenix geistert. Nicht uninteressant. Unter anderem erfuhr man, daß die VEB Schallplatten (wie der staatseigene Konzern hieß, der als einziger in der DDR Schallplatten veröffentlichen durfte) jährlich etwa 20 Millionen Schallplatten herausbrachte – alles von Ostrock über Liedermacher, Tanz- und Volksmusik bis hin zu Klassik.
Ach, wenn man doch nicht immer diese Worthülsen des Musikjournalismus jenseits aller Recherchen lesen müßte:
„Auch die Musikbranche veränderte sich grundlegend. Digitalisierung und Gratismentalität stürzten die Musikindustrie in eine Krise, unter der vor allem Künstler jenseits der Superstar-Liga leiden.“ (dieses Beispiel aus der taz, könnte aber auch jederzeit woanders stehen)
Digitalisierung: böse!
Gratismentalität: so sind die Leute, böse böse!
Musikindustrie: Krise. Traurig traurig!
In der 41. und 42. Runde hat das „deutsche Popförderbüro“, die Initiative Musik, „98 Projekte von Pop über Hip-Hop bis Jazz bewilligt“ und mit 1,03 Millionen Euro bedacht.
Die von der Bundesregierung, der GEMA und anderen betriebene „Initiative Musik“ lädt am 14.Juni d.J. zu einem vom Tagesspiegel ausgerichteten „Musikwirtschafts-Gipfel“ ein.
Der „Echo“, diese Werbeveranstaltung des Lobbyverbands der deutschen Musikindustrie, lohnt keine weitere Diskussion. Eigentlich. Dort werden im Rahmen einer von unabhängigen Medien seit vielen Jahren als unterirdisch grottig beschriebenen Entertainmentshow von den großen Plattenfirmen Universal, Sony und Warner über den Umweg ihres Lobbyverbandes finanzierte Preise an Künstler hauptsächlich eben dieser Plattenfirmen Universal, Sony und Warner vergeben, wobei sie gerne den Anschein erwecken, das alles sei eine Art Wettbewerb.