13.09.2022

Döpfner betet für Trump - und die Musikredakteur:innen?

Zusammenhanglos: Regelmäßig frage ich mich, wie die Redakteur:innen und Autor:innen in den Axel Springer-Musikmagazinen „Rolling Stone“ oder „Musikexpress“ eigentlich zu den Äußerungen ihrer „Chefs“ stehen, beziehungsweise wie sie damit zurechtkommen. Also mit dem neoliberalen Quatsch, den Ulf Poschardt so von sich gibt, oder dem reaktionären Mist, den der Axel Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner so äußert. Der, wie gerade herauskam, auffordert, für Donald Trump zu beten.

 

13.09.2022

Wie Fernsehen heute aussehen könnte...

Arne Willander hat im „Rolling Stone“ auf ein Fernsehen hingewiesen, das einmal mehr wollte und konnte als das, was uns ARDZDF heutzutage liefern, also den Einheits-Mischmasch aus ZDF-Fernsehgarten, Degeto-Kitschfilmchen und immer noch ein paar mehr Volksmusik- und Schlagershows:
Willander nämlich hat in der ZDF-Mediathek ein Gespräch entdeckt, das Günter Gaus mit Hannah Arendt für seine legendäre Reihe „Zur Person“ geführt hat – eine Reihe, die „das Beste ist, was jemals dialogisch im Fernsehen zu sehen war“, und dem ist höchstens noch das Wörtchen „mit“ hinzuzufügen, also „mit“ das Beste, was jemals… Denn es gab ähnliche Formate auch auf ARD oder in den Dritten – etwa das legendäre Gespräch mit Herbert Marcuse. All diese Sendungen geben uns Nachgeborenen ein Gefühl davon, wie Fernsehen jenseits der heutigen Plapperformate sein könnte – ruhige Gespräche, öffentliches Nachdenken, das Artikulieren von Gedanken. Wunderbar. Und ach, wie lange ist das her…
(LeniTV hat auf ihrem YouTube-Kanal übrigens einige derartige Gespräche online gestellt, u.a. mit Adorno, Anders, Chomsky, Dath…)

 

13.09.2022

Digitalisierungs-Weltmeister Deutschland

Das bundesdeutsche Onlinezugangsgesetz besagt, dass bis Ende dieses Jahres die wichtigsten Verwaltungsleistungen sämtlich online durchgeführt können werden müssen. Das Innenministerium findet, dass es mit der Digitalisierung gut vorangeht. Der Bundesrechnungshof dagegen hat laut einem Bericht von Netzpolitik.org jetzt festgestellt, dass der entsprechende Bericht des Innenministeriums beschönigend und „irreführend“ sei. Laut Bunderechnungshof sind bisher lediglich 3,8 Prozent der Verwaltungsleistungen des Bundes digitalisiert.
Für diese im Onlinezugangsgesetz vorgeschriebenen Digitalisierungsmaßnahmen waren ursprünglich 500 Millionen Euro vorgesehen; im Jahr 2020 wurden für diesen Prozess sogar noch weitere 3 Milliarden Euro im Zuge des Corona-Konjunkturpakets bewilligt.
Das Ergebnis: 3,8 Prozent! Digitalisierungsweltmeister Deutschland…

 

13.09.2022

Best for Britain...

Die Lobbygruppe „Best for Britain“ weist laut „Musikwoche“ in einer Studie darauf hin, dass im Vergleich zu den Vor-Brexit-Jahren die Zahl britischer Bands auf europäischen Festivals im Jahr 2022 um 45 Prozent gesunken sei.
Na, da hatte der Brexit doch noch etwas Gutes…

 

13.09.2022

CDU & AKWs: Von Filbinger zu März und zurück

Wie sich die heutige CDU rhetorisch und ideologisch in die Tradition des furchtbaren Marinerichters Filbinger stellt:
„Ohne das Kernkraftwerk Wyhl werden zum Ende des Jahrzehnts in Baden-Württemberg die ersten Lichter ausgehen.“
(Hans Filbinger, 27.2.1975)
Wenn die Bundesregierung „aus ideologischen Gründen am Atomausstieg festhält, droht uns Anfang nächsten Jahres ein Blackout.“
(Friedrich Merz, 3.9.2022)
Ein Licht wird den Christdemokraten also eher nicht aufgehen…

 

13.09.2022

Hamburg: Mäzen will Oper bauen

200 Millionen Dollar sind für den, nun ja, „Hamburger“ Multi-Milliardär Klaus-Michael Kühne (der seit zig Jahren aus Steuerspargründen im Schweizer Kanton Schwyz lebt, wo auch seine Stiftung ihren Sitz hat) wohl eher ein Klacks. „Forbes“ hat Kühnes Vermögen zuletzt auf 42,5 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Seit jeher ist Kühne Sponsor seines Herzensvereins HSV und seit vielen Jahren auch der Salzburger Festspiele. Nun trat Kühne mit einem vergifteten „Angebot“ an die Stadt Hamburg heran: Er möchte, dass die denkmalgeschützte Hamburger Staatsoper abgerissen wird. Dafür will Kühne den Bau eines Opernhauses in der Hafencity des dubiosen René Benko vorfinanzieren, das er der Stadt äußerst großzügig per Mietkauf überlassen will. Auf dem freiwerdenden Grundstück der bisherigen Oper soll nach Kühnes Willen ein „modernes Immobilienprojekt“ errichtet werden – wohl in der üblichen wunderbaren Investoren-Mixtur, die am meisten Profit einbringt und die bereits im daneben liegenden Projekt „Lessinghöfe“ verwirklicht wird: „Luxuswohnungen, Läden, Restaurants und Manufakturen“ („FAZ“).
Kühne ist übrigens am Immobilienkonzern Signa von René Benko (ein „Schlawiner“, so der „Spiegel“ – was haben wir geschmunzelt…) beteiligt. Er gilt in den Medien, unter anderem in einer weitgehend unkritischen Personality-Story des „Spiegel“, als Mäzen und Kulturförderer…

 

13.09.2022

Jazz riecht komisch, Punk ist tot!

Während Jazz laut einem vielzitierten Diktum von Frank Zappa aus dem Jahr 1974 „nur komisch riecht“ („Jazz is not dead, it just smells funny“), riecht Punk nicht mehr nur komisch, sondern ist wirklich tot beziehungsweise ein komplett erledigter Fall.
Erstes Beispiel: Andreas Joachim Wolfgang Konrad Frege, der sich im Punkleben nach einem zuckrigen Fruchtbonbon benannt hat, gibt zu Protokoll:
„Ich persönlich habe den Kriegsdienst 1983 verweigert. Das würde ich heute, unter diesen Umständen, wenn ich jetzt meine Einberufung bekäme, wahrscheinlich nicht mehr tun (…)
Gerade lernen wir doch eindrücklich, warum eine Identität als Europäer so wichtig ist und warum wir eine Wertegemeinschaft sein müssen (…) Das hat dann leider auch etwas mit Aufrüstung zu tun.“
Campino zur Bundeswehr! Und in die Ukraine! Man kann sich auch mit 60 Jahren freiwillig melden…
Zweites Beispiel: Matt Pincus, laut Eigenaussage „das verkorkste Kind einer reichen Familie in New York“ („FAZ“) und Musiker in der Hardcore-Punkband Judge, gründete den Musikverlag Songs, der unter anderem The Weeknd, Diplo oder Lorde unter Vertrag nahm, verkaufte seinen Musikverlag 2017 für rund 160 Millionen Dollar an Kobalt Capital und hat mit diesem Kapital seine eigene Investmentfirma namens MUSIC gegründet, ein Investmentvehikel, das über gut 200 Millionen Dollar verfügt und an dem die Investment-Bank Liontree sowie zwei weitere Partner beteiligt sind. MUSIC hat unter anderem in die Plattform Splice oder die Ticketing-App Dice investiert. Das Geschäftsprinzip des 200 Millionen-Dollar-Hardcore-Punkers: „Um die richtigen Investitionen in Musik zu tätigen, muss man mit flexiblem Kapital, das langfristig zur Verfügung steht, auf Talente wetten“… (laut „Music Business Worldwide“).
Hardcore-Punk, ja klar…

 

30.03.2022

Pandemie-Gewinner: CTS Eventim AG erhält 157 Millionen Euro Bundeshilfen!

In der Konzertbranche gibt es nicht nur Pandemie-Verlierer, es gibt auch Corona-Profiteure. Zu den größten Corona-Profiteuren gehört der deutsche Quasi-Konzert- und Ticketing-Monopolist, die CTS Eventim AG.
Vor Corona, im Geschäftsjahr 2019, konnte CTS Eventim bei einem Jahresumsatz von über 1,44 Milliarden Euro ein normalisiertes EBITDA (also einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von über 286 Millionen Euro verzeichnen. Ende März 2022 hat CTS Eventim nun seine Geschäftszahlen für das zweite Corona-Jahr 2021 veröffentlich, und man höre und staune: Bei einem Jahresumsatz von nur noch 407,8 Millionen Euro konnte der Großkonzern mitten in der Pandemie ein normalisiertes EBITDA von sage und schreibe 208 Millionen Euro verzeichnen – mehr als die Hälfte des Jahresumsatzes als Gewinn!
Wie geschieht so etwas?
Ganz einfach: Der Bundesregierung sei Dank! Denn „darin sind als größter Block rund 157 Millionen Euro an Corona-Hilfen enthalten, die von der deutschen Bundesregierung beschlossen worden waren“, wie CTS Eventim in einer Pressemitteilung verlauten lässt.
Der größte Batzen sind 102 Millionen Euro an November- und Dezemberhilfen, bei denen Finanzminister Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Altmaier (CDU) in ihrer unendlichen Weisheit eine Deckelung beziehungsweise eine Zweckbindung „vergessen“ hatten und pauschal 75 Prozent des Vor-Corona-Umsatzes in den Vergleichsmonaten ausgezahlt haben (zu den Details siehe mein Artikel auf „Zeit Online“).
Die Musiker:innen und Kulturarbeiter:innen mussten in die Röhre schauen und sich mit zu weiten Teilen unzureichenden Hilfen oder der Grundsicherung zufrieden geben.
Die Fans waren undank der unseligen „Gutschein“-Regelung gezwungen, den Veranstaltern mit ihren Ticketkäufen zinslose Kredite zu gewähren, und wenn ihre Tickets doch mal erstattet werden, dann behalten CTS Eventim (und auch andere Ticketingfirmen) ihre Vorverkaufs- und Bearbeitungsgebühren einfach ein.
Aber der größte deutsche Konzert- und Ticketingkonzern erhält allein in einem Geschäftsjahr 157 Millionen Hilfen von der Bundesregierung…

 

30.03.2022

Spice Girls go Lego

Die Spice Girls haben „Künstler-Koops“ mit McDonalds nicht mehr nötig.
Sie sind so bekannt, dass es sie nun sogar als Lego-Figuren gibt:

Am 1.März ist das „Lego BrickHeadz Spice Girls Tribute Set" mit Emma, Geri, Mel B, Mel C und Victoria zum Zusammenbauen erschienen, und am 5. März stieg laut „Musikwoche.de“ im Berliner Flagship-Store von Lego ein „Celebration Weekend“. Zu dumm, da hatte ich gerade keine Zeit, ich war noch mit dem Zusammenbauen der Lego-Figuren beschäftigt, denn es wollte sich einfach keine Ähnlichkeit mit Emma, Geri, Mel B, Mel C und Victoria einstellen…

 

30.03.2022

Musikphilosophie und Bachs verminderter Septakkord

Im Suhrkamp-Band „Perspektiven der Musikphilosophie“ sind ganz neue Erkenntnisse zu lesen:
„So ist es kein Zufall, dass Bach auf dem verminderten Septakkord, der stärksten Dissonanz seiner Zeit, abbricht, weil er die Auflösung verzögern möchte.“
Der verminderte Septakkord als „stärkste Dissonanz“ der Bach-Zeit? Really? Als nächstes wollen sie uns womöglich noch die kleine Terz als stärkste Dissonanz unserer Tage verkaufen… Musikphilosophie, aha!

 

30.03.2022

Stadt plant Musikfestival, will Musiker:innen aber keine Gagen bezahlen

Eine ganz spezielle Auffassung von Musiker:innen-Förderung hat die Stadt Meerbusch.
Am 11.Juni 2022 plant die Stadt unter dem sinnigen Titel „MeerMusik – Es werde Licht“ ein „für die Stadt bislang einmaliges Musikfestival“ mit rund 50 Open-Air-Konzerten.
„Menschen aus Meerbusch und Umgebung, mit Meerbuscher Wurzeln oder Kontakten, die sich professionell oder halbprofessionell mit Musik befassen, sind eingeladen, teilzunehmen und ihre Musik - ganz gleich ob Klassik, Rock, oder Pop - einem bunten Publikum zu präsentieren", heißt es in einem Aufruf der Stadt, wie Knut Schlinger auf „Musikwoche.de“ schreibt.
Einziger kleiner Haken dieser tollen Idee: „Gagen für die Künstler:innen sind in dem Konzept und bei einem Budget, das bei 11.000 Euro liegt, indes nicht vorgesehen.“ Die allermeisten der Auftritte seien für das Publikum kostenlos, „die Musikerinnen und Musiker sammeln lediglich Spenden im Publikum". Wohlgemerkt: Die Stadt Meerbusch, in der Nähe von Düsseldorf gelegen, kann laut Wikipedia das höchste durchschnittliche Jahreseinkommen aller Städte in NRW verzeichnen und gilt als „Stadt der Millionäre“.
Auf die heftige Kritik an der Gagenverweigerung reagierte die Stadtverwaltung: „Für die Kritik der Musikerinnen und Musiker, die seit zwei Jahren keine Auftritts- und Einnahmemöglichkeiten hatten, haben wir im Grundsatz natürlich Verständnis", heißt es in einer Erwiderung. „Den Grundgedanken des Konzerttages, der ehrenamtlich organisiert wird, deshalb in Frage zu stellen, wäre aber falsch." Schließlich habe die Veranstaltung „keinen kommerziellen Anspruch", vielmehr solle sie auch Musizierenden eine Chance geben, „die ansonsten wenige oder keine Auftrittsmöglichkeiten haben".
Tolle Message: Musiker:innen, ihr habt gefälligst für umme aufzutreten! Wenn euch das nicht passen sollte – wir haben für eure Lage „im Grundsatz“ und „natürlich“ Verständnis, aber seid gefälligst froh, dass ihr überhaupt eine Auftrittsmöglichkeit habt. Künstler:innen haben gefälligst arm zu sein und arm zu bleiben – am Ende wollt ihr noch eine Mindestgage, oder wie, oder was?!?

 

30.03.2022

Big Mac-Pop

Die Werbeagentur Scholz & Friends hat laut „Musikwoche.de“ die 19-jährige Mannheimer Musikerin Loi für einen Weihnachtsspot von McDonals engagiert:
„Loi passt mit ihrer kraftvollen Attitüde, ihrer Authentizität und dieser einzigartigen Stimme genau zur Story des Spots - aber auch zur Marke McDonald's", sagt Julian Krohn, Director Music & Audio Scholz & Friends Sounds: „Zusammen mit Felix Volk und dem starken Team von Sony Music Publishing Deutschland konnten wir diese Künstler-Koop im engen kreativen und vertrauensvollen Austausch umsetzen."
Auch Thomas Graumann, Director Licencing & Marketing GSA, Sony Music Publishing, freut sich, dass „die grossartige Künstlerin Loi den Song 'I Follow' für die emotionale Weihnachtskampagne von McDonalds in einer exklusiven weihnachtlichen Version aufgenommen hat."
Bei soviel Emotionen, kraftvoller Attitüde, Authentizität und engem kreativen und vertrauensvollem Austausch sage ich Loi eine ganz große Karriere voraus! Ob es zu mehr als einem Big Mac-Brötchen reicht, wird allerdings die Zukunft zeigen müssen…
 

 

30.03.2022

Kartoffelmusik

Alle Jahre wieder: die trostlosen Jahresbestenlisten hierzulande. Kaum artists of colour, praktisch kein US-HipHop (also die interessanteste und wichtigste Musik unserer Zeit souverän ignoriert), keine afrikanischen Acts (Ausnahme Jens Balzer), viel weißer Mittelschichtsrock und, damit einem ein bisschen ein wohliger Schauer über den Rücken laufen und man sich als aufgeschlossen präsentieren kann, auch paar Deutschrap-Acts, von Hafti bis Hayiti.
Kartoffelmusik. Macht doch mal die Fenster auf!

 

30.03.2022

Was Herbert Achternbusch sagt...

„…auch die Bretter vor dem Kopf können die Welt bedeuten!“
(Herbert Achternbusch, R.I.P.!)

 

02.01.2022

Was Herr Schwarz am 1.1.2022 um 00:01 Uhr 11 Sekunden verdient hat

Es war am 1.Januar 2022 um 00:01 Uhr und 11 Sekunden, als Dieter „Lidl“ Schwarz bereits so viel Geld eingenommen hatte, wie eine Arbeitnehmerin in Deutschland im Schnitt am Ende des Jahres 2022 verdient haben wird.
(aber das wird so schon seine tiefe Richtigkeit haben, denn der Markt regelt bekanntlich alles, und wir leben schließlich in einer Leistungsgesellschaft, und da kann man davon ausgehen, dass Herr Schwarz eben in den ersten 71 Sekunden des Jahres schon so viel geleistet haben wird wie eine Arbeitnehmerin im ganzen Jahr…)
 

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