25.12.2012

Julia Holter über Musik 2013

„Listening to
these pieces of music (Musik von Laurel Halo und Nite Jewell, BS) is exciting because it’s clear that both of
the people making them are impulsively writing what they want, without
strategising. It’s just coming out, thoughtful and well formed, but also with
so much soul. For 2013 I plan to maintain my optimistic belief that the
majority of people want to be allowed to experience their own music experience
in their vans, and not to be force-fed manipulative music.“

Julia Holter im Jahresrückblick des „Wire“

25.12.2012

GEMA-Jahresbestsellerliste 2011

Die Älteren unter uns werden sich noch daran
erinnern, wie irgendwann in den 80er Jahren ein Fernsehangestellter einmal die
Neujahrsansprachen von Bundeskanzler Kohl vertauschte, und einfach die
Neujahransprache des vergangenen Jahres gesendet wurde – ohne daß es
irgendjemandem aufgefallen wäre, weil, das Politikergeschwätz alter Zeiten ist
natürlich jederzeit mit dem aktuellen Geschwätz austauschbar.

Daran erinnert mich die vom „Musikmarkt“ vor
Weihnachten veröffentlichte Liste der „GEMA-Jahresbestseller 2011 U-Musik“, die
sich nur marginal von der GEMA-Jahresbestsellerliste U-Musik des Vorjahres unterscheidet
und wie immer beredt Zeugnis ablegt davon, warum wir alle die GEMA so sehr
lieben und sie für eine furchtbar nützliche Veranstaltung halten.

Also, Tusch! Hier ist die
GEMA-Jahresbestsellerliste 2011 U-Musik“ (in Klammern die Platzierungen der Vorjahresliste):

1. „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ (dargeboten
von DJ Ötzi, im Vorjahr: Platz 1)

2. „Du hast mich tausendmal belogen“ (dargeboten
von Andrea Berg, die auch den Text mitgeschrieben hat; im Vorjahr ebenfalls auf
Platz 2)

3. „Take Me Home, Country Roads“ (John Denver, im
Vorjahr ebenfalls auf Platz 3)

Auf den Plätzen folgen u.a. „New York, New York“
(im Vorjahr nur auf Platz 5, diesmal Platz 4), „Griechischer Wein“ (in beiden
Jahren auf Platz 6), „Böhmischer Traum“ (dieses Jahr von Platz 9 auf Platz 8
geklettert) und „The Girl From Ipanema“ sowie „As Time Goes By“.

Merkwürdig und irritierend nur, daß ausgerechnet
in Zeiten der gnadenlosen Selbstoptimierung der Song „My Way“, 2010 noch auf Platz 4, aus
den GEMA-Top 10 verschwunden ist. Die GEMA gibt eben immer wieder Rätsel auf.

25.12.2012

Frauen und Kinder

Aus dem Artikel „Deutsche versprechen sich wenig
von Kindern“ in der „FAZ“ vom 18.12.2012:

„Die
Untersuchung nennt für die niedrige Geburtenrate auch ein normatives Dilemma
bei der Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf. Das kulturelle Leitbild der
„guten Mutter“, die zu Hause bei den Kindern bleibt, sei vor allem in den alten
Bundesländern noch so stark verbreitet, daß sich berufsaffine Frauen im Zweifel
eher gegen ein Kind entschieden. Der Aussage „Ein Kleinkind wird wahrscheinlich
darunter leiden, wenn die Mutter berufstätig ist“, stimmten im Westen 63
Prozent der Befragten zu, im Osten 36 Prozent.“

25.12.2012

Bundesregierung erläßt Konzernen Milliarden durch Mautsysteme

Laut einem Bericht der „Berliner Zeitung“ ist die
Bundesregierung offenbar bereit, „auf
Einnahmen in Milliardenhöhe zu verzichten, um die Betreiber des
Lkw-Maut-Systems Toll Collect zu schonen“. Da die Konzerne für
Schadensersatz und Vertragsstrafe in Höhe von sieben Milliarden Euro, die das
Verkehrsministerium vor Gericht von den Großkonzernen verlangt, keinerlei
Rückstellung gebildet haben, „erwäge der
Bund sogar, Teile der Summe auf Umwegen wieder an sie zurückfließen zu lassen“.

„Verkehrspolitiker
im Bundestag berichten, Toll-Collect-Vertreter hätten sie damit unter Druck
gesetzt, daß bei einer Milliarden-Zahlung der Maut-Betrieb nicht gewährleistet
sei (...) Aus Regierungskreisen höre man zudem, der Bund dürfe „zwei
strategisch wichtigen Konzernen“ nicht schaden.“

Recht und Gesetz gelten also scheinbar für
Großkonzerne dann nicht mehr, wenn diese „strategisch wichtig“ sind. Der
Steuerzahler bezahlt...

25.12.2012

Copyright: Bruderwirtschaft und Axel-Springer-Lohnschreiber

„Der
Hannoveraner Reservekorvettenkapitän Eckhard von Klaeden ist Staatsminister im
Bundeskanzleramt. Sein Bruder Dietrich ist beim Axel-Springer-Verlag, der als
Hauptinteressent an dem jüngst vom Kabinett beschlossenen“ und in einer
kurzen Nachtsitzung im Bundestag in erster Lesung durchgewunkenen „neuen Monopolrecht für Presseverlage gilt,
für die Beziehungen zur deutschen Bundesregierung zuständig“, berichtet
„Telepolis“.

Sascha Lobo bemerkt in seinem Blog zu der engen
verwandtschaftlichen Verflechtung von Bundesregierung und Axel-Springer-Konzern
treffend: „Es wäre natürlich Unsinn, hier
von Vetternwirtschaft zu sprechen, die beiden sind ja viel näher verwandt als
Vettern.“

Bruderwirtschaft zum Nutzen des Axel-Springer-Konzerns,
sozusagen.

Im aktuellen Heft des vom Axel-Springer-Verlag
(„Bild“) herausgegebenen „Rolling Stone“ plappert eine Iris Marx entsprechend
Konzern-treu über das angebliche „Comeback des Copyright“ – ein Comeback, das
bisher nur vom Axel-Springer-Konzern und deren Lohnschreibern ausgemacht wurde:
„Es (das Copyright, BS) hat jahrelang schlimm gelitten. Niemand
wollte mit ihm noch etwas zu tun haben. Es galt als der seelenlose Gehilfe der
ekligen Platten- und Verlegerindustrie. Man trat auf ihm rum, beschimpfte es
und wollte es fast gänzlich zerstören. Allein was das arme Urheberrecht im
Rahmen der Anti-ACTA-Proteste 2012 erleiden mußte, hätte es fast umgebracht.
(...) Vielleicht bekommt es nächstes Jahr einen neuen Verwandten: Das
Leistungsschutzrecht für Presseverlage, das vor allem gewerblichen
Internetsuchmaschinen für das Anzeigen der Schlagzeilen einen angemessenen
Beitrag abverlangt. Es ist sicherlich nicht gut für Google, aber es ist gut für
die Presse. Ein Gesetzentwurf liegt auf dem Tisch. 2013 wird Deine Zeit kommen,
liebes Urheberrecht. Denn der Geiz, 99 Cent für einen Lady-Gaga-Sing
auszugeben, ist kein Ausdruck von Meinungs- oder Informationsfreiheit. Jeder
Mensch mit dem IQ eines Rhesusäffchens, der MTV oder Viva im Jahr 2012 aus Versehen
eingeschaltet hat, dürfte inzwischen bemerkt haben, daß wir Dich in den
vergangenen zehn Jahren wirklich viel zu schlecht behandelt haben. Du bist doch
gar nicht so übel, liebes Urheberrecht! Welcome back!“

Niedlich, oder? Ganz offensichtlich werden beim
Axel-Springer-Verlag neuerdings Autorinnen, die für „Bild“ nicht ansprechend
genug formulieren können und deren IQ deutlich unterhalb dessen eines
Rhesusäffchens liegt, direkt an das hauseigene Musikmagazin weitergereicht, um
dort die Verlagspropaganda auf niedrigstem Level unters Volk zu bringen.

12.12.2012

Guttenberg

Der Mann, der über Wasser gehen kann, als Berater der EU-Kommission zum Thema Internetfreiheit? Man staunt.Na, daß er Raubkopien anfertigen kann, hat er ja schon bewiesen...Aber ob das die deutschen Copyright-Cops freuen wird? Und wie verklickert die EU-Kommissarin Hadopi-Sarkozy, daß ein aktenkundiger Urheberrechtsverletzer sich ab sofort in der EU um "Internetfreiheit" kümmern wird?Fragen über Fragen...

08.12.2012

Oscar Niemyer, Reiche und Arme

„Die Welt wird von den Reichen regiert. Früher
haben die Armen die Reichen bekämpft. Heute bekämpfen die Reichen die Armen.“                         Oscar Niemeyer - R.I.P.!

08.12.2012

Advent: Regierung schafft Armut ab!

„Es ist Adventszeit – Seliger, seien Sie nicht
immer so negativ! Wo bleibt das Positive?“

Hier: Die Bundesregierung hat die Armut
abgeschafft!

Nun gut, vielleicht noch nicht ganz, und erstmal
nur auf dem Papier, aber immerhin.

Die Bundesregierung hat nämlich in ihrem
offiziellen Armutsbericht laut SPON „Passagen
über die wachsende Ungleichheit in Deutschland geglättet“. „Passagen über sinkende Löhne im unteren
Bereich sind getilgt worden“, dafür wird jetzt darauf verwiesen, „daß im unteren Lohnbereich viele
Vollzeitjobs entstanden seien“. Und während es in der Ursprungsversion des
Armutsberichts noch hieß, „im Jahr 2010
arbeiteten in Deutschland knapp über vier Millionen Menschen für einen
Bruttostundenlohn von unter sieben Euro“, ist dieser Satz nun gestrichen.
Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob das bedeutet, daß hierzulande keine vier
Millionen Menschen mehr für einen Bruttostundenlohn von unter sieben Euro
arbeiten, aber bald kommt das Christkind, da wollen wir nicht kleinlich sein
und die frohe Botschaft verkünden: Die Regierung hat die Armut abgeschafft!
Hurra! Und Friede auf Erden und den Menschen Wohlgefallen.

08.12.2012

Musikindustrie investiert Milliarden in Künstler!

Ach, war das wieder eine schöne Schlagzeile: „Musikunternehmen investieren Milliarden in
die Nachwuchsförderung“ titelte die „Pjöngjang Times“ der Musikindustrie,
die „Musikwoche“. Was war geschehen? Hatte die Tonträgerindustrie plötzlich ihr
Herz für die Musik entdeckt und ihre heimlichen Goldschätze versilbert und an
die jungen Bands verschenkt? War ein Wunder geschehen? Ist die Erde plötzlich
eine Scheibe? Iwo.

Es war bloß Propaganda auf quasi nordkoreanische
Art. Die sogenannte „Studie“ hat der „Internationale Dachverband für Tonträgerhersteller“,
IFPI, hergestellt – man hat also nicht einmal so getan, als ob man ein
„unabhängiges“ Marktforschungsinstitut beauftragt, nein, man hat die „Studie“
gleich selbst zusammengebastelt. Mit welchen Zahlen aber? Genau: „Für die
Studie wurden die Investitionen von Musikfirmen zusammengetragen“, kann man
beim „Musikmarkt“ lesen (nicht bei der „Musikwoche“, da wird so getan, als ob
es tatsächlich eine Studie sei, die da veröffentlicht wurde...). Und die von
der Musikindustrie, also von sich selber, zusammengetragenen Zahlen ergeben schwupps
genau das Ergebnis, das die Musikindustrie erwartet hatte, und das die
Musikindustrie dann kommentieren darf, etwa der Kim Il Sung der deutschen
Musikindustrie, Dieter Gorny („...damit
sind die Musikfirmen die wichtigsten Investoren beim Aufbau langfristiger
Musikerkarrieren“), oder der Chef von Warner Music, Bernd Dopp („Deshalb brauchen die jungen, talentierten
Künstler von heute mehr denn je Partner wie uns, die sie auf eigenes
wirtschaftliches Risiko und mit (...) Herzblut fördern und gemeinsam mit ihnen
zu Marken aufbauen und etablieren“), oder der Chef von Universal, Frank
Briegmann („Investing in Music ist ein
Credo von Universal Music“).

Die durchschnittlichen Kosten dafür, einen neuen
Künstler am Markt zu etablieren, beziffert die IFPI auf bis zu 1,4 Millionen
Dollar (man beachte: „durchschnittlich“ und „bis zu“ – echt Studie eben). Mal
so rumgefragt, liebe Universals, Warners oder wie ihr alle heißt – in wie viele
„junge, talentierte Bands“ habt ihr denn zuletzt, sagen wir in den letzten
drei, vier Jahren „im Durchschnitt bis zu“ 1,4 Millionen Dollar investiert?
Guter Scherz.

Hinzu kommt, daß es eben letztendlich in der Regel
nicht die Plattenfirmen sind, die in die Künstler investieren – denn die
Investitionen, für die sich die Musikindustrie hier so brüstet, sind ja in den
Künstlerverträgen zu großen Teilen „recoupable“, wie es im Musikindustriesprech
heißt, bedeutet: jeder Euro, den die Plattenfirma ausgibt, wird im Zweifel gegen
die Einnahmen der jeweiligen Künstler gerechnet bzw. verrechnet – im Klartext:
kommt eine Band in die Gewinnzone, erhält sie nicht etwa irgendwelche
anteiligen Gewinne aus ihren Plattenverkäufen, sondern muß erstmal der
jeweiligen Plattenfirma die von diesen getätigten Investitionen zurückbezahlen.
Also: die Plattenfirmen leihen sich sozusagen das Geld von den Bands, sie
betreiben eine Art Bankgeschäft. Von wegen „wir investieren in die Karrieren
junger, talentierter Künstler“ – alles fake, alles nur geliehen! Wenn
heutzutage bei Plattenfirmen noch langfristiger Künstleraufbau betrieben wird,
dann von den kleinen Plattenfirmen – und die haben alles andere als „im
Durchschnitt bis zu“ 1,4 Millionen pro Band oder Künstler zur Verfügung...

Was für ein aufgeblasener Bullshit, den die Funktionäre
der Musikindustrie da Hand in Hand mit dem embedded journalism der
Musikindustrie von sich gegeben haben!

Die Wahrheit sieht doch eher so aus wie in diesem
Beispiel: Eine der Bands des Jahres 2011 waren The Weeknd aus den USA. Während
die Musikindustrie sich über Copyright-Verletzungen erregte, verschenkte der
junge Kanadier Abel Berihun Tesfaye, der sein Projekt The Weeknd nennt, seine
Musik. Und zwar konsequent, nicht nur hier mal einen Song und da einen
Download, nein, komplette Kurz-Alben (die er Mixtapes nannte) konnten
monatelang von seiner Website kostenlos heruntergeladen werden. Und was
passierte? The Weeknd wurden eine der angesagtesten Bands in den USA, und ihre
Konzerte waren ausverkauft – ja, genau, eine Newcomer-Band ohne Albumveröffentlichung,
die von keinem Label „gesigned“ war, verschenkte ihre Musik auf der eigenen
Website, und paar Wochen später erhielt diese Band Gagen von 25.000 Dollar und
mehr, verkaufte ihre Konzerte aus, spielte die wichtigsten amerikanischen
Festivals, verschenkte immer noch ihre Musik auf ihrer Website, trat in
wichtigen amerikanischen Fernsehshows auf, die Konzertgagen stiegen weiter, die
Band verdiente weit mehr, als wenn sie sich auf die Herren Gorny, Dopp oder
Briegmann eingelassen hätte. Alles per „Mund“- (also Internet-)propaganda und
durch Verschenken ihrer Musik.

Natürlich – The Weeknd machen auch verdammt gute
Musik. Das ist das Geheimnis. Aber: früher wären sie mit ihrer guten Musik auf
die Gnade von Labels angewiesen. Heute veröffentlichen sie ihre Musik selbst
und machen sich selbst zu Stars. Willkommen im 21.Jahrhundert! (und hübsche
Drehung: mittlerweile haben sie ihre ersten drei Mixtapes wahrscheinlich für
ziemlich viel Geld an Universal verkauft, die diese mit paar zusätzlichen
Tracks als „Trilogy“ auf den CD-Markt gebracht haben – wahrscheinlich ein smart
move der Band, denn so können auch die old school-Musikkäufer sich die Alben
ins Regal stellen...).

Und jetzt fragen Sie einmal den Herrn Briegmann
von der Firma Universal so wie im Ricola-Werbespot: „Wer hat The Weeknd
erfunden?!?“ – „Wer hat The Weeknd zu Stars gemacht?!?“ Genau, Herr Briegmann,
nicht die Musikindustrie ists gewesen, sondern DO IT YOURSELF!

08.12.2012

Prada-Kommunismus

„Wer nicht
dumm war, war links.“

Die Modedesignerin Miuccia Prada über die 70er
Jahre, als sie Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens war

08.12.2012

Rockmusik ist tot!

Was das hervorragende neue Album „Psychedelic Pill“
von Neil Young und Crazy Horse auch zeigt, ist, daß Rockmusik leider längst tot
ist. Wenn ein Neil Young und Crazy Horse, also im Rockmaßstab uralte Zausel, aktuell
eines der besten Rockalben einspielen können, dann zeigt das vor allem, daß
seit Jahren sonst kein nennenswertes Rockalbum mehr erschienen ist (Ausnahmen
wie Jack White mit seinen verschiedenen Projekten bestätigen diese
Feststellung). Was in den letzten Jahr als nennenswerte Rockmusik präsentiert
wurde, erweist sich im Vergleich zu Neil Young als mittelmäßig und risikolos
und banal. Ein endlos mäandernder Song wie „Walk Like A GIant“ zeigt, wer der
Gigant ist, und warum – welche andere Band hätte Mut und Können und Radikalität,
solche langen Songs zu schreiben, sie ohne eine fade Sekunde zu performen und
gegenüber den Plattenfirmen durchzusetzen? Oder der erste Song, das 30 Minuten
lange „Drifting Away“ – wo hört man so etwas sonst noch? Und wo hört man Texte
wie diese? In denen „die Kapitulation vor
den Konzernen in der Kunst und Politik beklagt werden“ (Markus Schneider)
und gleichzeitig das Versagen der eigenen Generation (der sogenannten Hippies,
der sogenannten 68er) und damit die eigene Verwicklung in dieses Problem
beschrieben wird?

Wie gesagt, die Rockmusik ist tot. Hoffen wir, daß
Neil Young und Crazy Horse noch weitere Perlen in die Geschichte dieser
Musikrichtung reihen – und ansonsten hören wir HipHop und DubStep und was die
zeitgenössische Musik sonst noch so an lebendiger Musik bereithält...

08.12.2012

Klassik Labels

Liebe Klassik-Labels, sagt mal kurz: Für wie
bescheuert haltet ihr uns Kunden eigentlich? Schon für ziemlich dumm, oder?

Grade lese ich, wie bei einem seriösen Händler das
gesamte Klavierwerk von Robert Schumann, gespielt von Eric Le Sage, auf 13 CDs
für EUR 29,99 angeboten wird. Also für noch nicht einmal 2,31 Euro pro CD.
Tolles Angebot, hervorragender Interpret, was will man mehr.

Ja, was will man mehr? Lieber nicht von euch
verarscht werden. Denn ich habe mir in den letzten zwei Jahren bereits fünf
dieser einzeln nach und nach erschienenen 11 CDs bzw. Doppel-CDs zugelegt. Dumm
nur, daß die einzelnen CDs 18,99 Euro und die Doppel-CDs 29,99 Euro gekostet
haben, ich also bereits über 100 Euro ausgegeben habe für die Hälfte der CDs,
die ihr mir jetzt für 30 Euro anbietet. Ich weiß nicht, wie ihr als
Klassik-Labels, deren Hauptproblem doch eigentlich sein sollte, Käufer jenseits
des Ghettos der Reichen und Alten zu gewinnen, euch das Tonträgergeschäft
vorstellt – ich weiß nur, daß ich solche Dinge für unter aller Kanone halte und
zukünftig Einzel-CDs des Labels „Alpha“, das mich solcherart verarscht, nicht
mehr für mehr als 3 Euro erwerben werde. Ihr schaufelt euch euer eigenes Grab!
Und dann solls der Gesetzgeber richten, gelt?

Ist übrigens kein Einzelfall, bei den
Gesamteinspielungen der Beethoven-Streichquartette vom Artemis Quartet (Virgin
Classics) oder der Beethoven-Klaviersonaten durch Michael Korstick (10 CDs für
EUR 38,99, die einzelnen CDs für je 15,99..., bei Oehms) wars genauso.

Wir zahlen keinen Vollpreis mehr für CDs von
Alpha, Oehms und Virgin Classics! Könnt ihr total vergessen!

08.12.2012

Leistungsschutzrecht für Presse: FAZ

Die schönste Stilblüte zum „Leistungsschutzrecht“
fand sich dann aber doch auf der Titelseite der „FAZ“, in einem Kommentar eines
Reinhard Müller: „Darum geht es in der
Tat. Die Freiheit des Einzelnen ist ein Vorwand vor allem des
Suchmaschinengiganten Google. Der Konzern, übrigens kein internationaler
Wohlfahrtsverband, sondern auch mächtiger Arm der amerikanischen Regierung,
kämpft um sein Monopol. Individuelle Freiheit soll es nur von Googles Gnaden
geben.“

Google also der verlängerte Arm der amerikanischen
Regierung. Wow! Sowas kennen wir hierzulande natürlich nur andersherum – die
Bundesregierung als verlängerter Arm deutscher Konzerne, von Springer etwa oder
der Deutschen Bank...

08.12.2012

Leistungsschutzrechte auf Musikaufnahmen verlängert

Hat irgendjemand jüngst, als die Bundesregierung die Schutzfristen für
Musikaufnahmen von 50 auf 70 Jahre verlängert hat, einen Jubelsturm in den
hiesigen Altersheimen vernommen? Jubelschreie von heute 70 oder 80 Jahre alten
Musikern, die sich gegenseitig um den Hals gefallen sind, weil die
Leistungsschutzrechte auf Aufnahmen, die sie vor 50 Jahren, also mit 20 oder
30, getätigt haben, auf 70 Jahre verlängert wurden, also bis zu ihrem 90. oder
100. Geburtstag?

Der Gesetzentwurf der Bundesregierung, von dem Kulturstaatsminister
Neumann plappert, er sei ein „wichtiger
Beitrag zur finanziellen Absicherung ausübender Künstlerinnen und Künstler im
Alter. Künftig stehen ihnen die Einnahmen aus ihrer Arbeit während des gesamten
Lebens zur Verfügung“, ist übrigens ein echtes, dem Lobbybemühen der
deutschen Musikindustrie sich unterwerfendes Bubenstück. Denn in dem
Gesetzentwurf steht, daß die Künstler nun zusätzlich gerade mal 20 Prozent der
Gewinne bekommen sollen, die die Plattenfirmen mit den Songs machen. Aber das
auch erst, wenn 50 Jahre vergangen sind. Denn: der „Vergütungsanspruch besteht für jedes vollständige Jahr unmittelbar im
Anschluß an das 50.Jahr nach Erscheinen des die Darbietung enthaltenen
Tonträgers“.

„Nochmal von vorn.
Die Bundesregierung will also dafür sorgen, daß Plattenfirmen 20 Jahre länger
Geld mit Tonträgern verdienen können als bisher. Diesen Zugewinn – und nur
diesen – müssen sie mit den Musikern teilen.“ (Kai Biermann auf „Zeit Online“). Den
Zugewinn müssen sie allerdings nicht hälftig teilen, was das Minimum an Anstand
gewesen wäre – nein, die Plattenfirmen müssen nur gerade mal ein Fünftel ihres
Extraprofits an die Künstler abgeben.

Aktuell liegt
der Anteil an Einnahmen aus Leistungsschutzrechten bei ausübenden Künstlern
durchschnittlich bei unter 300 Euro jährlich. Nicht die ausübenden Künstler,
sondern die Majorlabels sind im Besitz fast aller Rechte, deren Leistungsschutz
nun verlängert wurde. Diese multinationalen Konzerne streichen etwa 72 Prozent
aller Einnahmen aus Aufnahmen ein; das erfolgreichste Fünftel der Künstler
erhält weitere 24 Prozent all dieser Einnahmen. Die verbleibenden 4 Prozent
verteilen sich also auf 80 Prozent aller ausübenden Künstler – jeder dieser
Künstler erhält durch die Verlängerung der Leistungsschutzrechte lediglich
zwischen 4 und 58 Euro pro Jahr zusätzlich. In der Realität sind Musiker nur
Almosenempfänger, den Profit macht die Verwertungsindustrie.

So ist es
logisch, daß kein Jubelsturm aus den Altersheimen zu vernehmen war, sondern nur
einzig und allein die Funktionäre des Bundesverbandes der Deutschen
Musikindustrie die Verlängerung der Schutzfristen begrüßt haben.

08.12.2012

Was Eric Pfeil hören muß...

„Das Meiste,
was ich hören muß, ist bedrückend banal. Wenn schon die Künstler ihre Arbeit
nicht ordentlich machen, was soll ich dann von dem Mann erwarten, der meine
Waschmaschine repariert?“             Eric Pfeil in seinem „Pop-Tagebuch“,
neue Folge

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