
Tatort und ARD-Markenrechte
Aber die ARD hat ja auch grad andere Sorgen. Das Staatsfernsehen muß
sein „Markenrecht“ mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Denn
unter dem Titel „Ermittlungen in Sachen TATORT“ hat ein Berliner Verlag bislang
zwei kleine Bücher herausgebracht, die einzelne Aspekte der Krimireihe näher
beleuchten, etwa deren konservatives Weltbild, sobald es um die
Sittengeschichte und um sexuelle „Abweichungen“ geht, oder, wie Matthias Dell
im aktuellen Band „Herrlich inkorrekt“, wie sich die Münsteraner Tatorte
zwanghaft an der „political...
Auschwitz-Gedenkstunde im Staatsfernsehen
Man muß sich das mal vorstellen: Das deutsche Staatsfernsehen überträgt
jede Königshochzeit in England, jeden Königinnengeburtstag stunden-, ach was:
tagelang live, gerne auf allen Kanälen parallel – Königsfernsehen recht
eigentlich.
Aber die Gedenkstunde im Deutschen Bundestag am Jahrestages der
Beferiung von Auschwitz wird vom Staatsfernsehen
souverän ignoriert. Die bewegende Rede der Schriftstellerin Inge Deutschkron –
kein Thema für ARD und ZDF. Wahrscheinlich ist das die neueste Interpretation
des „Bildungsauftrags“ der Öffentlich-...
Heino singt deutsch - verboten!
Aus der Willy Brandt-Gedächtnis-Reihe „es wächst zusammen, was zusammen
gehört“ Folge 2: Heino (ja, der...) singt Rammstein (ja, die). Und Oomph! Und
Fanta 4! Und Sportfreunde Stiller!
Laut „Berliner Zeitung“ hat die Blödzeitung behauptet, „kein großes Plattenlabel hätte sich an eine
Veröffentlichung rangetraut“. Das Album ist allerdings bei Sony erschienen,
nicht gerade die Indieklitsche von um die Ecke, sondern eher eines der drei
größten Labels weltweit. Ebenfalls in der Blödzeitung barmt Heino: „Ich lasse mir von niemandem das Singen
...
Facebook & Tea Party
Es wächst zusammen, was zusammen gehört, Folge 3, mit internationaler
Dimension:
In der „FAS“ lesen wir, daß Peter Thiel, der Investor, „der Facebook und Paypal groß gemacht hat“
(Paypal hat er mitgegründet, und er war der Erste, der dem Harvard-Aussteiger
Mark Zuckerberg Geld für dessen Startup „The Facebook“ gegeben hat...), auch
Ron Paul finanziert, den „Paten“ der reaktionären amerikanischen „Tea
Party“-Bewegung.
Piraterie und Kim Dotcom
Kleine Lektion in Kulturtechniken des 21. Jahrhunderts (zitiert nach
Sascha Lobos lesenswerter SPON-Kolumne „Das Internet ist Filesharing“ vom
22.Januar 2013):
"Wie man Piraterie stoppt:
1 großartige Inhalte schaffen
2 den Kauf so einfach wie möglich machen
3 weltweite Veröffentlichung am gleichen Tag
4 fairer Preis
5 auf jedem Gerät abspielbar"
Man mag von Kim Dotkom, von dem dieser Tweet nämlich stammt, halten, was
man mag, aber wo er Recht hat, hat er Recht.
EM 2020, Berlin, Wowereit
Liebe Fußballfreunde!
Es tut mir leid, daß ich an dieser Stelle eine exklusive schlechte
Nachricht für Sie habe, die Sie bisher noch nirgendwo lesen konnten. Die
Nachricht ist: Die Fußball-Europameisterschaft 2020 verzögert sich und wird auf
wahrscheinlich 2023 verlegt!
Sie haben das vielleicht mitbekommen – die UEFA hat gerade beschlossen,
daß die Fußball-Europameisterschaft 2020 in 13 Ländern und 13 Städten
stattfinden soll, in „sämtlichen Regionen des Kontinents“. Soweit so gut.
Doch nun kommt die schlechte Nachricht: Am 25.1.2013 hat...
weiterlesenBeckett, Briefe und Feuilleton
Die alte Tante „Zeit“ kriegt sich in ihrem Feuilleton förmlich nicht
mehr ein und schreibt in einer Rezension der Briefe Samuel Becketts 1929-1940
unter anderem:
„So klug und so
persönlich (...) 800 unglaublich reiche Seiten funkelnder Briefprosa (...)
Seite für Seite Witz und stilistischer Glanz.“
In der am gleichen Tag in „Konkret“ erschienen Rezension lesen wir
einige Beispiele der laut „Zeit“ „so klugen“ und „funkelnden Briefprosa“ voll
„stilistischem Glanz“:
„Mein lieber Tom,
Bronowski ... sagt, er nimmt drei Kackwürste...
Lili Marleen und taz
Geschichtsunterricht in der „taz“, anläßlich eines Porträts des großen
Daniel Kahn:
„Auf einer
früheren Platte hat Daniel Kahn bereits ‚Lili Marleen’ gecovert, auch eines
dieser von den Nazis eingebräunten Lieder, das sich gegen den Missbrauch aber
nicht wehren konnte.“
Jetzt mal abgesehen von der verschwurbelten Logik, daß sich ein Lied
nicht gegen den Mißbrauch wehren kann, nachdem es eingebräunt wurde, und ich
will hier auch nicht auf die Geschichte des Liedes und seiner Rezeption
eingehen – aber daß die alternative Tageszeitung...
Das neue Album von Tocotronic
Na gut. Ich ergebe mich.
Nachdem bereits im Dezember, mehr als einen Monat vor Erscheinen des
Albums, der „Rolling Stone“ gewissermaßen, wie Sportreporterinnen im
Staatsfernsehen das formulieren würden, seinen inneren Reichsparteitag erlebt
hat („eine der letzten großen Bands des
Landes“) und die Band auf die Titelseite hob, und im gleichen Monat, also
über einen Monat vor Erscheinen des neuen Albums, auch die vom ehemaligen
„Rolling Stone“-Redakteur geführte „Spex“ nicht anders konnte und die Band auf der
Titelseite präsentierte, und...
Diederichsen und Musikpresse
„Ich votiere
für das Gegenmodell: Autoren schreiben gut bezahlte, lange Texte, die nicht zum
Erscheinen der Platte, des Buches, zur Einführung des Games oder zum Kinostart
des Films erscheinen, sondern irgendwann, zu Beginn, in der Mitte oder am Ende
eines Rezeptionszyklus intervenieren. Die Verbindung zum Leben, zur
Rezensentensubjektivität als Testarena der Rezeption stellt nicht mehr
Schnelligkeit her, sondern eine qualifizierte Langsamkeit die
antikapitalistische Tiefe eines ungehetzten Lebens im Dienste ästhetischer
Reflexion.“
...
weiterlesenCatherine Irwin & Schönheit & Brecht
Bertolt Brecht schreibt jedenfalls in seinem Aufsatz „Lyrik und Logik“:
„Es wird sich
herausstellen, daß wir nicht ohne den Begriff Schönheit auskommen.“
Daran denke ich, wenn ich das neue, atemberaubende Album von Catherine
Irwin höre. Ja, die Catherine Irwin von Freakwater, der Band, die, so etwas
darf man im 25. Jahr des Bestehens dieser Klitsche ruhig mal sagen, mit zu den
besten gehört, die wir je veranstaltet haben. Und das Album von Catherine Irwin
wird man ohne Verwendung des Begriffs Schönheit tatsächlich nicht beschreiben
können....
Und Ansonsten 01/2013
Und so fügt sich im dreiundzwanzigsten Jahr nach der „Vereinigung“ der
beiden Deutschländer zusammen, was zusammen gehört, und Heinz Rudolf Kunze und
Tobias Künzel gehen gemeinsam auf Tournee. Der Deutschquotenfan,
Kirchentags-Hymnen-Schreiber und Mitglied der Enquete-Kommission „Kultur in
Deutschland“ des Deutschen Bundestages Kunze, und der Leipziger Prinz,
Volksarmee-Combo-Schlagzeuger und GEMA-Aufsichtsrat Künzel.
Motto der Tour: „Uns fragt ja keiner.“ Genau.
* * *
Eine Meldung in der „Berliner Zeitung“:
„Bushido soll sich...
weiterlesenJahresbestenlisten und Erscheinungstermine
Wir schreiben den 29.Dezember 2012. Das Jahr neigt sich dem Ende zu, wie
man so schön sagt. Die Rauhnächte, zwischen den Jahren. Es wäre eigentlich ein
guter Zeitpunkt für das Staatsfernsehen, Jahresrückblicke zu senden – doch die
hat man schon seit Mitte November ausgestrahlt, ganz so, als ob das Jahr neuerdings
schon einen Monat früher enden würde, oder als ob die letzten drei, vier oder
sechs Wochen im Jahr sowieso nichts Nennenswertes mehr passieren würde und das
Staatsfernsehen das im Voraus wußte.
Es wäre vielleicht auch ein guter Zeitpunkt...
weiterlesenStudenten und MacLuhan
Ein Student entblödet sich nicht, bei Amazon zum
Buch „absolute McLuhan“ folgenden Kommentar zu schalten:
„Ich habe mir
dieses Buch gekauft, da ich an der Uni ein Referat über McLuahn und seine
Thesen halten musste. Da seine Ansichten aber sehr schwer zu verstehen sind,
hatte ich gehofft ein Buch zu finden, was das ganze verständlicher rüber
bringt. Leider war das, meiner Ansicht nach, bei diesem Buch ein Fehlkauf.
Sicher geht es auf McLuahn in besonderer Art und Weise ein ... aber eben nicht
auf eine schnell verständliche Weise. Nach kurzem...
Facebook, Bob Lefsetz
„Actually,
everybody who send one of those Facebook invites is a spammer. Actually,
Facebook itself is built on spam. Giving you more information than you need to
know to live your life.If you spend even
an hour a day on Facebook, your career ain't going so well.“
Bob Lefsetz